Innenraum des Bautzener St. Petri-Doms erhält neuen Glanz

Farbgebung und Elektrotechnik werden erneuert, "Domaufsicht" eingerichtet, Innenausstattung restauriert

Gespräch am Gitter, das den katholischen und evangelischen Bereich gliedert: die evangelische Pfarrerin Dr. Maria Heinke-Probst und der katholische Dompfarrer Veit Scapan.

Gespräch am Gitter, das den evangelischen und den katholischen Bereich des Doms untergliedert: die evangelische Pfarrerin Dr. Maria Heinke-Probst und der katholische Dompfarrer Veit Scapan. Die beiden Gemeinden pflegen eine gute Nachbarschaft.

Bautzen, 05.09.2013 (KPI): Der St. Petri-Dom zu Bautzen, Konkathedrale des Bistums Dresden-Meißen und älteste Simultankirche Deutschlands, steht vor einer umfangreichen Innensanierung. Ab 1. Oktober dieses Jahres bis zum Jahresende 2015 ist die spätgotische Hallenkirche für Sanierungs- und Bauarbeiten gesperrt. Besucher haben in dieser Zeit lediglich die Möglichkeit, sich in der Vorhalle im Eingangsbereich zum evangelischen Teil des Doms über das Gotteshaus und das Baugeschehen zu informieren.

Dabei wird zum einen der Kirchenraum einen frischen Anstrich erhalten. An der schlichten weißen Farbgebung wird festgehalten. Lediglich Säulen und Gewölberippen bleiben – wie gehabt – farblich hervorgehoben. Zum zweiten wird die komplette Elektrotechnik runderneuert, vor allem Beleuchtung und Lautsprecheranlage. Der Westteil des Gebäudes erhält ein WC. Die elektrischen Heizstrahler unter den Kirchenbänken werden vereinzelt ergänzt.

Als Neuheit ist geplant, im Inneren des Doms an zentraler Stelle im nördlichen Seitenschiff eine „Domaufsicht“ einzurichten. Damit soll es in Zukunft möglich sein, die Haupteingänge zu beiden Kirchenteilen besucherfreundlich gleichzeitig geöffnet zu halten. Außerdem können von diesem gemeinsamen Schaltpult aus sowohl katholische als auch evangelische Gemeinde das Licht und die Lautsprecheranlage während ihrer Gottesdienste steuern. Das hüfthohe Gitter, das die beiden Kirchenteile trennt, bleibt erhalten. Die vorhandene Verbindungstür wird allerdings verbreitert. Auch wird eine zweite Verbindungstür geschaffen.

Zuletzt soll die Bauphase dazu dienen, die wertvolle Innenausstattung behutsam zu restaurieren. Der Dom verfügt über etwa 50, teilweise sehr wertvolle Einrichtungsgegenstände. Vor allem im katholischen Teil finden sich besonders viele dieser Schmuckstücke. Da ihre Restaurierung nicht über die bisherigen Fördermittel abgedeckt wird, erhoffen sich beide Simultaneumspartner die Unterstützung fleißiger Spender, um diese Aufgabe angehen zu können.

Insgesamt werden für die Innenerneuerung Kosten in Höhe von 2,12 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten für die Sanierung der historischen Ausstattungsstücke in Höhe von 350.000 Euro tragen dabei die katholische und die evangelische Seite. 1,77 Millionen Euro stammen aus Fördermitteln, die jeweils zu 40 Prozent vom Bund und vom Freistaat Sachsen und zu 20 Prozent von der Stadt Bautzen übernommen werden.

Die katholische Dompfarrei feiert ihren letzten Gottesdienst vor der Sanierung am Sonntag, 22. September. Die Werktagsgottesdienste, Trauungen und Taufen finden ab diesem Zeitpunkt in der Liebfrauenkirche (Kirchplatz) statt. Die Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen feiert die Dompfarrei in der evangelischen Taucherkirche (Löbauer Str. 5).

Steht vor einer umfassenden Sanierung: der Innenraum des St. Petri-Doms zu Bautzen.

Steht vor einer umfassenden Sanierung: der Innenraum des St. Petri-Doms zu Bautzen.


Stichwort: St. Petri-Dom Bautzen

Hinsichtlich seiner kulturhistorischen Bedeutung zählt der Bautzener Dom fraglos zu den herausragenden und besonders wertvollen Monumenten in unserer Denkmallandschaft. Er ist eine der schönsten spätgotischen Hallenkirchen und steht dabei am Anfang einer Entwicklung im Kirchenbau, die gerade im sächsischen Raum kennzeichnend ist für den Übergang von der hohen Gotik – die besonders die Vertikale betonte – hin zu einer eher richtungslos flutenden Raumwirkung. Er prägt das Bautzener Stadtbild wie kein anderer Bau.

Seine Bedeutung hat der Dom aber noch einem anderen Umstand zu verdanken. Es handelt sich hier um das älteste Simultaneum in Deutschland. Seit über 450 Jahren nutzen, pflegen und erhalten katholische und evangelische Christen das Gotteshaus gemeinsam und stehen damit in einer besonderen Verantwortung.

In den Jahren 2005 und 2006 erfolgte in einem ersten Bauabschnitt bereits die äußere Instandsetzung der Fassade des Domes. Nun wird in einem zweiten Bauabschnitt die umfassende Sanierung des Innenraumes in Angriff genommen.

Blick zur Domdecke.

Blick zur Domdecke.


Überblick zur Entstehung wichtiger Kirchen im sächsischen Raum in dieser Zeit:

um 1463  St. Marien Torgau
1460/70-1501  St. Marien Kamenz
1482-1496   Thomas Leipzig
1492-1497   Dom St. Peter Bautzen
1495-1498    St. Peter und Paul Görlitz
1486-1501    Dom St. Marien Freiberg
1499-1525  St. Annen Annaberg
1502-1546  St. Marien Pirna
1506-1536  St. Marien Zwickau
1513-1525  St. Nikolai Leipzig
1516-1540  St. Wolfgang Schneeberg
1529-1554  Marktkirche Halle
1560-1564  St. Marien Marienberg


Die letzten umfassenden Instandsetzungen und Veränderungen im Innern des Domes erfolgten:

1883 - 1887  neogotische Umgestaltung des gesamten Raumes
Diese Fassung wurde im Zuge der Innensanierung 1952-1955 vollständig entfernt, einschließlich großflächiger Putzabnahmen im Bereich der Stützen und Gewölbe.
 
1908/09  Einbau evangelische Orgelempore und Orgelprospekt
Die Ausführung erfolgte in Formensprachen des Jugendstils.

1952-1955  Neufassung Innenraum im Zusammenhang mit der Beseitigung von Kriegsschäden
Nach Ausbesserung und Reparatur der Kriegsschäden an der Außenhaut erfolgte die vollständige Beseitigung der neogotischen Fassung, und es wurde stattdessen nach dem Vorbild des gotischen Hallenraumes die uns bis heute erhaltene Raumfassung angelegt, die ihre Wirkung im Wesentlichen durch Licht und Schatten erreicht.


Text/Fotos: Michael Baudisch



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