Dr. Siegfried Seifert war Kultursenator des Freistaates Sachsen, Mitglied des Hochschulrates und des Sächsischen Denkmalrates

Nachruf vom Leiter des Katholischen Büros, Christoph Pötzsch

Dr. Siegfried SeifertDresden, 01.08.2013 (KPI): Am vergangenen Sonntag, dem 28. Juli, verstarb in Bautzen Domkustos und Diözesanarchivrat a. D. Dr. Siegfried Seifert. Mit ihm verlieren das Bistum Dresden-Meißen und die katholische Kirche im Osten Deutschlands eine der wichtigsten und prägenden Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte.

Siegfried Seifert wurde am 26. Februar 1936 in Dresden geboren. Nach seinem Studium der Theologie und seiner Promotion trat er 1963 in den Dienst der Diözese Meißen, zunächst als Kirchenhistoriker. 1964 übernahm er die Verwaltung des Diözesanarchivs, das er bis zu seiner Emeritierung 2001 leitete.

1971 ernannte ihn Bischof Gerhard Schaffran zum Ordinariatsrat. 1975 übernahm er zusätzlich das Amt des Kustos des Domkapitels St. Petri, das er bis zu seinem Tode innehatte.

In den 80er Jahren baute er die Domschatzkammer St. Petri zu einem wichtigen kulturellen und geistlichen Zentrum in Bautzen auf.

Die Zusammenarbeit der katholischen Kirche in Sachsen mit dem Institut für Denkmalspflege zu DDR-Zeiten war maßgeblich bestimmt durch Dr. Seifert kirchlicherseits und seine später dort beschäftigten Kommilitonen aus alten Studienzeiten, wie Prof. Heinrich Magirius und Dr. Elisabeth Hütter. Dadurch konnten auf kurzem Wege politische Probleme umgangen werden.

Auch die inzwischen berühmte Pieta von Friedrich Preß in der Dresdner Hofkirche ist maßgeblich durch Dr. Seifert initiiert worden.

Einen überregionalen und fast legendären Ruf erwarb sich Dr. Seifert durch ein nahezu enzyklopädisches Wissen durchweg aller geschichtlichen Zeitalter und Kunststile. Er wurde dadurch zu einer Instanz, besonders zu DDR-Zeiten, in der die offizielle Geschichtsschreibung staatlich reglementiert wurde. Dr. Seifert ließ sich in Fragen historischer Bewertungen nie verbiegen und blieb authentisch. So kam auch zu DDR-Zeiten kein Historiker, der sich mit Fragen der regionalen und Kirchengeschichte der Nachreformationszeit beschäftigte, an seinen vielfältigen Veröffentlichungen vorbei. Seine Fach- und Detailkenntnis war hochgeschätzt.

Ende der 70er Jahre wirkte er als Berater an der Verlegung des Bischofssitzes von Bautzen nach Dresden mit. Dazu hatte er die Möglichkeit, nach Rom zu fahren. Für seine Bemühungen im Hinblick auf die Verlegung des Bischofssitzes wurde ihm 1980 der Orden des Hl. Sylvester in der Komturklasse verliehen.

Nach 1990 erfolgte schließlich auch die Anerkennung durch die politische Öffentlichkeit mit seiner Ernennung zum Kultursenator des Freistaates Sachsen, zum Mitglied des Hochschulrates und des Sächsischen Denkmalrates.

Gegen Ende seiner beruflichen Laufbahn konnte er alle seine Erfahrungen in die Gestaltung des Staatskirchenvertrages zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Sachsen einbringen.

2002 wurde er Ehrenbürger der Stadt Bautzen.

Auch bei nachlassender Gesundheit war Dr. Seifert unermüdlich unterwegs, um bei Vorträgen und Seminaren über die Geschichte unserer Region zu sprechen. Dazu brauchte er keinerlei Redemanuskript und vermochte es dank seiner rhetorischen Begabung, sein Publikum in die Lage zu versetzen, als habe es alles tatsächlich erlebt.

Über seine große fachliche Bedeutung hinaus verliert das Bistum einen freundlichen, bescheidenen und jederzeit hilfsbereiten Mitarbeiter, der stets die uneingeschränkte Bewunderung  seines Umfeldes genoss.

Die Beerdigung findet am kommenden Montag, 5. August, um 13 Uhr auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof statt. Das Requiem für den Verstorbenen wird am selben Tag um 18 Uhr im Dom zu Bautzen gefeiert.

Christoph Pötzsch, Leiter des Katholischen Büros



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