Ökumenischer Gedenk- und Versöhnungsgottesdienst in Eger/Cheb

am 3. Oktober aus Anlass des 75. Jahrestags der Besetzung des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich

Eger/Cheb (CZ), 29.08.2013: Aus Anlass des 75. Jahrestags der Besetzung des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich laden die katholischen und die evangelischen Gemeinden von Eger zu einem zweisprachigen Gottesdienst am 3. Oktober nach Eger/Cheb (CZ) in die dortige evangelische Friedenskirche ein.

Zu den historischen Ereignissen

Mit dem Münchner Abkommen, das in der Nacht vom 29. auf den 30. September 1938 geschlossen wurde, versuchte man den Anschluss der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Gebiete des heutigen Tschechien an das Deutsche Reich zu regeln. Dieser Vertrag wurde zwischen den Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und des Deutschen Reichs ohne Einbeziehung der Regierung der Tschechoslowakei unterzeichnet.
 
Über Nacht verlor die noch junge Tschechoslowakei nun neben etwa 3 Millionen Einwohnern auch beinahe 29.000 km² ihres Territoriums. Hinzu kam, dass fast der gesamte tschechoslowakische Verteidigungsgürtel und alle Befestigungsanlagen, die gegen einen möglichen militärischen Angriff des Deutschen Reiches mühsam aufgebaut wurden, sich auf dem Gebiet des abgetretenen Sudetenlandes befanden.

In Folge des Münchner Abkommens kam es dann zu ersten Umsiedlungen im großen Stil: Cirka 400.000 meist nach dem ersten Weltkrieg angesiedelte Tschechen mussten das Grenzgebiet verlassen und einige Sudetendeutsche zogen von ihren innerböhmischen und -mährischen Wohnorten ins Sudetenland. Die etwa 50.000 im Sudetenland lebenden Juden mussten mitunter überstürzt fliehen.

Nur wenige erkannten bereits damals, dass das Münchner Abkommen nicht dem erhofften Friedenserhalt (Appeasement-Politik Englands) und dem damals beschworenen Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen diente, sondern den Auftakt für den bevorstehenden Zweiten Weltkrieg darstellte. Die Besetzung des Sudetenlandes erfolgte im Zeitraum vom 1. bis 10.Oktober 1938 und wurde  propagandistisch inszeniert, begleitet von den politischen Größen des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. 

 

Einladung zum Pilgerweg und Versöhnungsgottesdienst in Eger

Am 3. Oktober 1938 fand an der Straße zwischen Franzensbad und Eger eine Imbiss-Pause statt, an der Adolf Hitler, Henlein, Himmler, Keitel und weiterer NS-Größen teilnahmen. Wie viel unfassbares Leid begann mit diesem Menü, das auch in der Vertreibung der Sudetendeutschen endete.

Im ökumenischen Kreis „UNA SANCTA“ *), der aus deutschen und tschechischen Pfarrern, Priestern und Pastoren besteht, entstand der Wunsch, 75 Jahre nach diesem Ereignis am 3.Oktober einen deutsch-tschechischen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst zu halten.

Aus diesem Grund laden die katholische und evangelische Pfarrei von Eger in Zusammenarbeit mit dem Kreis „UNA SANCTA“ am Donnerstag, 3. Oktober, zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst ein. Vor dem Gottesdienst wird ein freiwilliger Gedenk- und Gebetsmarsch von Franzensbad nach Eger stattfinden (ca. 8 km). Beginn des  Gedenk- und Gebetsmarsches ist um 15.30 Uhr in der orthodoxen Kirche der Heiligen Olga in Franzensbad (Adresse: Pravoslavný chrám sv. Olgy, Kollárova 8, 351 01 Frantiskovy Lazne). Von dort aus wird betend, singend oder einfach nur schweigend gemeinsam nach Eger gepilgert.

In der evangelischen Friedenskirche in Eger (Adresse: ul. 26. dubna 529/5, 350 02 Cheb) wird um 18.30 Uhr der ökumenische deutsch-tschechische Wortgottesdienst beginnen. Das Thema lautet: „VERSÖHNUNG HEUTE – 75 Jahre Besetzung des Sudetenlandes“. An alle Menschen, die sich heute an die Leiden beider Völker erinnern, Schuld und Leid vor Gott bringen und gemeinsam auf den Weg der Versöhnung begeben möchten, ergeht eine herzliche Einladung.

Nach dem Gottesdienst wird es noch Gelegenheit zum persönlichen Austausch, Gespräch und Kennenlernen im evangelischen Gemeindesaal neben der Friedenskirche geben.

Ein Rücktransport für Teilnehmer des Gedenkmarsches nach dem Gottesdienst von Eger nach Franzensbad kann organisiert werden. Es wird aber um eine vorherige Anmeldung per E-Mail bei Pfarrer Petr Hruska (farar@farnostcheb.cz) gebeten.


Für die katholische und evangelische Pfarrei in Eger
Petr Hruška und Pavel Hejzlar


*) UNA SANCTA

Die Bezeichnung „UNA SANCTA“ ist dem lateinischen Glaubensbekenntnis der Christen entnommen und erinnert an die „eine heilige Kirche“. Dadurch soll der in diesem Begegnungstreffen gelebte und praktizierte Wunsch nach grenz- und konfessionsüberschreitender Einheit verdeutlicht werden.



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