Seelsorgeangebot in der ambulanten Palliativversorgung

Das St. Joseph-Stift und das Bistum Dresden-Meißen beteiligen sich an bundesweitem Projekt zur Begleitung unheilbar Kranker zu Hause

Maria-Anna FeydtDresden, 23.05.2013: Eine Patientin, erst 45 Jahre alt, leidet an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, und sie weiß, dass ihr Leben bald zu Ende gehen wird. Daher möchte sie so viel Zeit wie möglich zu Hause verbringen – in ihrer gewohnten Umgebung, nahe bei den Angehörigen und Freunden. Das Brückenteam des St. Joseph-Stiftes versorgt sie. Vordergründig geht es dabei um die Linderung belastender Beschwerden und die Organisation notwendiger Hilfen. Zugleich beschäftigen die Patientin aber auch fundamentale Fragen: Warum? Wie kann es weitergehen? Was gibt meinem Leben jetzt noch Sinn?

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schicksal weckt bei vielen todkranken Patienten und ihren Angehörigen den Wunsch nach seelsorglicher Begleitung und Gespräch. Obwohl in Deutschland seit 2007 jeder Bürger einen Rechtsanspruch auf spezialisierte ambulante Palliativbetreuung (SAPV) hat, gibt es noch keine einheitlichen, festen Strukturen, die Seelsorger in die Palliative Care Teams einbinden. Das könnte zukünftig anders werden. Mit dem bundesweiten Projekt „Seelsorge und ambulante Palliativversorgung“, initiiert von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), sollen der Bedarf und die Rahmenbedingungen für eine Verankerung der Seelsorge in der ambulanten Palliativversorgung untersucht werden. Das Bistum Dresden-Meißen und das Krankenhaus St. Joseph-Stift beteiligen sich am Projekt.

Seelsorgerin im Brückenteam fest verankert

Seit 2005 besteht am Krankenhaus St. Joseph-Stift ein Palliative Care Team - das sogenannte Brückenteam -, das jährlich rund 350 unheilbar erkrankte Patienten und Sterbende in der Häuslichkeit versorgt. In enger Abstimmung mit den behandelnden Haus- und Fachärzten stellt es die SAPV mit Hausbesuchen rund um die Uhr sicher. Die Pflegenden und Ärzte haben zwar immer auch einen Blick für die spirituellen Bedürfnisse ihrer Patienten, stellten bisher jedoch – wenn Patienten einen entsprechenden Gesprächswunsch äußerten und in eine Gemeindestruktur eingebunden waren – überwiegend Kontakt zu den örtlichen Gemeindepfarrern her. Denn ein Seelsorger gehörte nicht zum festen Team.
Das hat sich jetzt geändert: Maria-Anna Feydt (s.o. Foto), Seelsorgerin im St. Joseph-Stift, hat im Rahmen des Projektes der Deutschen Bischofskonferenz seit Oktober letzten Jahres für das Brückenteam die seelsorgliche Begleitung von Patienten im fortgeschrittenen Stadium einer unheilbaren Krankheit zu Hause übernommen. Das Brückenteam am St. Joseph-Stift schätzt die Unterstützung besonders aufgrund der guten Erreichbarkeit und schnellen Verfügbarkeit. Darüber hinaus nimmt Frau Feydt wöchentlich an den Teamsitzungen teil. Während es für einige psychosozialen Betreuungsangebote lange Wartezeiten gibt, funktioniert die Zusammenarbeit mit der hauseigenen Seelsorgerin nun auf Zuruf. Das ist sinnvoll, denn meist ist der Gesprächswunsch dringend und Betroffenen bleibt nicht viel Zeit. Auch in Notfällen und für Patienten ohne Konfession hat sich die Verankerung der Seelsorge im Brückenteam bewährt.

Projekt der Deutschen Bischofskonferenz

Auch wenn Ärzte und Krankenschwestern in den Palliative Care Teams bereits in der Vergangenheit bei Bedarf in der Regel mit dem nächsten Ortspfarrer Kontakt aufnahmen – bislang gibt es keine umfassend dokumentierten Erfahrungswerte für die Palliativ-Seelsorge im häuslichen Umfeld. Mit dem Projekt, an dem bundesweit etwa 20 Teams teilnehmen, erhofft man sich Aufschluss über Umfang und Aufwand der Arbeit sowie darüber, welche Qualifikationen Seelsorger für diese Aufgabe mitbringen müssen. Ziel ist es, ein Konzept zu erarbeiten, wie Seelsorge praktikabel in den Palliative Care Teams verankert werden kann. Das Bistum Dresden-Meißen unterstützt dieses Projekt, indem es anteilig die Finanzierung der Seelsorgestelle übernimmt.
Für die wissenschaftliche Begleitung des Projektes konnte die DBK als Partner erneut Prof. Dr. Isidor Baumgartner (Passau) gewinnen, der bereits 2010 einen die jetzige Untersuchung vorbereitenden Forschungsbericht zum Thema "Kirchliche Seelsorge und spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)" vorgelegt hatte.

Seelsorge möchte stärken und unterstützen

Seelsorge möchte Betroffene und Angehörige begleiten, unterstützen, Trost schenken und ermutigen. Die Erfahrung zeigt, dass sich angesichts einer zum Tode führenden Krankheit Glaubens- und Lebensfragen im häuslichen Umfeld manchmal später als in der Klinik stellen, aber nicht weniger existent sind. Fragen nach dem Sinn des Lebens, persönlicher Wertvorstellungen, der eigenen Spiritualität, aber auch die Warum-Fragen und die Klärung des eigenen Verhältnisses zu Glauben und Kirche kommen zur Sprache. Die seelsorgliche Begleitung erfolgt nur auf Wunsch des Patienten und gestaltet sich ganz individuell. Seelsorgerinnen und Seelsorger, zu denen der Patient bereits eine Beziehung hat, sind beteiligt. Im Blick sind dabei auch immer die Angehörigen mit ihren ganz eigenen Bedürfnissen und Fragen. Auch sie werden auf Wunsch von der Seelsorge begleitet.



Pressekontakt:

Julia Mirtschink, Öffentlichkeitsarbeit
Krankenhaus St. Joseph-Stift
Tel: 0351 / 44 40 – 22 44
E-Mail: mirtschink@josephstift-dresden.de

Michael Baudisch, Pressestelle            
Bistum Dresden-Meißen                     
Tel.: 0351 / 33 64 – 720                     
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