Bischof Koch: ein Blick zurück, ein Blick nach vorn

Kommen Sie in den Osten - der liebe Gott ist schon da!

Nach Regensburg ist vor Leipzig: Bischof Heiner Koch, der Gastgeber des nächsten Katholikentags 2016, nimmt von dem Treffen in Regensburg viele Eindrücke und Ideen mit. Durch die Diaspora-Situation der katholischen Kirche in Ostdeutschland werde der Katholikentag in Leipzig aber einige andere Akzente setzen, so Koch im Interview mit katholisch.de.

Frage: Bischof Koch, am Sonntag haben Sie zum Ende des Katholikentags in Regensburg zum nächsten Treffen 2016 nach Leipzig eingeladen. Was nehmen Sie aus Regensburg mit nach Leipzig?

Koch: Zunächst einmal nehme ich den Eindruck von der Arbeit so vieler Haupt- und Ehrenamtlicher für diesen Katholikentag mit. Das war ein gastfreundlicher Katholikentag. Ich hoffe, dass wir in Leipzig unsere Gäste genauso gastfreundlich empfangen können und die Menschen erfahren, dass sie in Leipzig willkommen sind. Die ersten Zeichen sind da sehr ermutigend - auch von Seiten der evangelischen Kirche.

Frage: In den Medien wurde betont, der Regensburger Katholikentag sei spiritueller und stärker vom Gebet geprägt gewesen als Katholikentage der vergangenen Jahre...

Koch: Ich habe in Regensburg wahrgenommen, wie stark die Menschen geistliche Angebote wahrgenommen und gesucht haben. Anbetung, Stille, Gottesdienste, Gebetszeiten. Das wird für uns in Leipzig eine große Herausforderung, wie wir diese große Sehnsucht und den inneren Wunsch der Katholikentagsbesucher erfüllen wollen. Es gab ein fast unübersehbares Angebot von Diskussionen und Gesprächen. Angesichts der gesellschaftlichen Situation in Leipzig wird es eine Herausforderung, ein Thema für den Katholikentag zu formulieren, dass begrenzt ist und etwas auf den Punkt bringt. Es braucht ein Thema, auf das sich alle Gesprächsrunden beziehen.


„Der Katholikentag in Leipzig muss geprägt sein von den vielen Menschen, die nicht glauben.“

Bischof Heiner Koch


Frage: Was wird in Leipzig anders sein als in Regensburg?

Koch: In Regensburg sind 71 Prozent der Bevölkerung katholisch, in Leipzig sind es vier Prozent. Wenn ein Katholikentag von einer Stadt, von ihrer Gesellschaft, spezifisch geprägt sein soll, dann muss ein Katholikentag bei uns geprägt sein von den vielen Menschen, die nicht glauben, die Christus überhaupt noch nicht kennen. Das wird das entscheidende Kriterium für die Gestaltung des Katholikentags 2016 in Leipzig sein.

Frage: Besondere Beachtung hat in Regensburg die Podiumsdiskussion mit Vertretern von "Donum Vitae" gefunden. Beobachter sprachen von der "Überwindung innerkirchlicher Gräben".
Von der Donau (hier im Bild) wechselt der Katholikentag 2016 an Pleiße und Weiße Elster in Leipzig.
Koch: Das war ein guter Impuls, dass wir zusammen stehen und uns auch in unseren unterschiedlichen Sichtweisen annehmen. Diese Sichtweisen kann man auch als Bereicherung verstehen, die kann man ausdiskutieren. Manchmal kommt man zu einer Einigung - manchmal auch nicht. Es wäre ein wichtiger Punkt, dass wir trotz manch unterschiedlicher Sichtweisen miteinander geschwisterlich leben.

Frage: Wird dieser Dialog in Leipzig fortgesetzt werden?

Koch: Solche innerkirchlichen Diskussionen dürften in Leipzig wahrscheinlich keine so große Rolle spielen. Die Frage, ob "Donum Vitae" irgendwann amtlich zugelassen wird oder nicht, interessiert innerhalb der Leipziger Bevölkerung eigentlich niemanden. Wenn das wirklich ein Katholikentag in Leipzig für die Menschen dort sein soll, dann müssen das Fragen sein, die diese Menschen bewegen.

Frage: Was für Fragen sind das?

Koch: Das sind zum einen fundamentaltheologische Fragen: Gibt es Gott? Wie ist Gott? Wie begegne ich Gott? Gott und das Leid. Zum anderen sind es Fragen der Spiritualität, die Frage nach der Sichtweise der Christen. Christen haben eine ganz andere Lebensperspektive.

Frage: Baut das Regensburger Katholikentagsmotto "Mit Christus Brücken bauen" die Brücke nach Leipzig?

Koch: Wir werden versuchen, die Brücke zu bauen zu Menschen, die bisher noch keinen Zugang zu Christus gefunden haben. Das Hauptproblem sind aber gar nicht die Brücken. Es gibt so viele Brücken. Die Frage ist doch: Wer geht mit den Menschen über die Brücke? Es hilft nichts, viele schöne Brücken zu besitzen - aber niemand geht rüber. Das wird das wesentliche in Leipzig werden: Gehen wir rüber zu den Menschen? Und helfen wir den Menschen über die Brücke zu uns zu kommen? Oder sind wir vielleicht schon auf derselben Seite des Ufers?

Das Interview führte Markus Kremser. Quelle: katholisch.de


Mit welchen Worten Bischof Koch in Regensburg am Ende des Abschlussgottesdienstes die Teilnehmer zum nächsten Katholikentag nach Leipzig 2016 einlud, können Sie hier nachlesen - hier klicken....



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