Bischof Koch zu PEGIDA-Demonstrationen in Dresden

Hilfe für schutzsuchende Menschen darf nicht zum Gegenstand kontroverser Auseinandersetzungen werden

"Die PEGIDA-Demonstrationen in Dresden beunruhigen mich. Man muss kritisch hinterfragen, was eine so große Menschenmenge Woche für Woche montags auf die Straße treibt. Ich halte es dabei für nicht geraten, alle diese Demonstrationsteilnehmer über einen Kamm zu scheren und von vornherein als rechtsextremistisch zu bezeichnen. Das wäre eine zu einfache Antwort, und auch eine falsche. Vielmehr müssen in diesem Zusammenhang auch unbequeme Fragen gestellt werden.

Mir macht etwa die Politikverdrossenheit Sorge, die wir vor wenigen Monaten mit einer bestürzend geringen Beteiligung an der Landtagswahl erfahren haben. Offenbar gibt es hier innere Verbindungen. Es muss Aufgabe der Gesellschaft sein, offenkundige Problemfelder zu benennen und zu thematisieren. Schuldzuweisungen und Lagerdenken helfen da nicht weiter, Demonstrationsblockaden auch nicht.

Bischof Dr. Heiner KochEs ist legitim, wenn Menschen ihre Ängste und Sorgen vortragen, auch auf der Straße. Dies muss man ernst nehmen. Das Demonstrationsrecht ist ein Grundrecht, das die Menschen sich gerade in Sachsen vor 25 Jahren erkämpft haben. Ich möchte alle Seiten dabei zur Friedfertigkeit aufrufen. Keinesfalls darf es zur Gewaltanwendung kommen.

Allerdings ist auch das Recht auf Asyl für Kriegsflüchtlinge und politisch Verfolgte ein Grundrecht. Dafür stehen wir uneingeschränkt.

Dieses Recht auf Asyl und auf Hilfe für schutzsuchende Menschen darf nicht zum Gegenstand kontroverser Auseinandersetzungen werden. Es muss uns eine Herzensangelegenheit sein, Menschen, die aus diesen Gründen zu uns kommen,  als Kirche und als Zivilgesellschaft zu begrüßen und zu unterstützen.

Ich habe die Menschen in Sachsen als freundlich, tolerant und großherzig kennengelernt. Das macht mir Hoffnung, gerade jetzt in den Tagen vor dem Christfest."

Bischof Dr. Heiner Koch, Bischof von Dresden-Meißen



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