KZ-überlebender Pfarrer Hermann Scheipers (100)

Dokumentarfilm über sein Leben wird in Wilsdruff gezeigt

Prälat Hermann Scheipers
Prälat Hermann Scheipers

Wilsdruff, 21.01.2014 (KPI): "Zwischen Verbrechern und Heiligen" – so heißt der Ende 2013 vorgestellte neue Dokumentarfilm über das Leben von Hermann Scheipers (100). Der im Münsterländischen Ochtrup lebende Ehrendomkapitular war lange Jahre Seelsorger im Bistum Dresden-Meißen, unter anderem von 1952 bis 1960 in Wilsdruff. Die dortigen Katholiken nannten im vergangenen Jahr ihr neues Gemeindehaus (Kirchplatz, hinter der katholischen Kirche) nach ihm – und werden dort am kommenden Sonntag, 26. Januar, und Montag, 27. Januar, jeweils um 19.30 Uhr, den von Max Kronawitter erstellten 90-minütigen Film vorführen. – Der Eintritt ist frei.

Letzter überlebender deutscher Priester des KZ Dachau

Hermann Scheipers ist der letzte überlebende deutsche Priester des KZ Dachau. Er war einer von fast 3.000 christlichen Geistlichen, die von den Nationalsozialisten in den Jahren von 1933 bis 1945 als „Staatsfeinde“ in Dachau inhaftiert waren. Der Grund für seine Verhaftung: als junger Kaplan hatte er sich in seiner Pfarrei in Hubertusburg/Wermsdorf für Kriegsgefangene eingesetzt, wollte mit ihnen einen Gottesdienst feiern.
Unter Lebensgefahr hielt seine Zwillingsschwester Anna in den folgenden Jahren den Kontakt zu ihrem inhaftierten Bruder, schmuggelte Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins Lager. 1942 rettete sie ihn und viele weitere Priester durch eine mutige Intervention beim SS-Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor dem Abtransport als "nicht arbeitsfähig" aus dem Invalidenblock des KZ Dachau in die NS-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz.

Flucht auf dem „Todesmarsch“

Am 27. April 1945, zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch amerikanische Streitkräfte, gelang Scheipers auf einem „Todesmarsch” die Flucht in die Freiheit. Schon 1946 kehrte er ins Bistum Meißen zurück, wo er bald mit dem SED-Regime in Konflikt geriet.
Scheipers wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg im heutigen Bistum Dresden-Meißen als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und Schirgiswalde. In der Schirgiswalder Pfarrei Mariä Himmelfahrt war er von 1960 bis 1983 Pfarrer. 1983 trat er in den Ruhestand und kehrte in sein Heimatbistum Münster zurück.
Bis ins hohe Alter berichtete Prälat Scheipers vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen von seinen Erlebnissen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat. Vortragsreisen führten ihn nach Spanien und in die USA, ebenso war er nach Frankreich und in die Niederlande eingeladen.

Vielfältige Ehrungen

Hermann Scheipers ist Ehrendomkapitular des Domkapitels St. Petri in Dresden. Für seine Verdienste hat er zusammen mit seiner Schwester Anna im November 2002 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. 2012 bekam er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
2003 wurde Pfarrer Scheipers 89-jährig von Papst Johannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt. Er ist außerdem Ehrenbürger der Stadt Schirgiswalde, der Gemeinden Hubertusburg/Wermsdorf, Wilsdruff und Ochtrup sowie von Williamsport in den USA.



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