Die Hand Gottes

Joachim Kardinal Meisner besuchte das Bistum und feierte die Heilige Messe in der Dresdner Kathedrale

Dresden, 11.10.2014: Dünn ist er geworden, sein Gang langsamer, doch im Predigen ist er immer noch schnell: Joachim Kardinal Meisner war zu Gast an der Elbe, feierte am 10. September mit hunderten Dresdnern Abendmesse. Als er zu seiner Predigt an den Ambo der Dresdner Kathedrale tritt, scheint er vor Energie zu sprühen. Binnen Sekunden zieht er alle Aufmerksamkeit auf sich.

Die flinken Augen des langjährigen Kölner Erzbischofs richten sich auf die vollen Bänke der gut besuchten Hofkirche. „Wir sind die Handlanger Gottes“ – ruft er den Gläubigen zu. Die Hände stellt er an diesem Abend in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Mit Blick auf „betende, tragende, gebende“ Hände rückt er das Beispiel Christi vor Augen. „Arbeitende Hände bewegen vielleicht Maschinen. Betende Hände aber bewegen das Herz Gottes und bewegen die Welt“, so der gebürtige Breslauer, der vor seiner Berufung zum Priester eine Banklehre absolvierte. Gerade in den Familien sei das Gebet von Bedeutung, als „Zement der Familie – auch in schweren Zeiten“, so der Kardinal.

Joachim Kardinal Meisner (Mitte) und Bischof Heiner Koch (rechts) mit Diakon Berthold Neumann (links) beim Segen am Altar.

Joachim Kardinal Meisner (Mitte) und Bischof Heiner Koch (rechts) mit Diakon Berthold Neumann (links) beim Segen am Altar.


Während er von den Händen Jesu spricht, sind auch seine Hände in ständiger Bewegung. Er reckt den erhobenen Zeigefinger Richtung Kuppeldecke, er breitet beide Arme weit aus, er formt Daumen und Zeigefinger, als wolle er einen Punkt auf einer imaginären Landkarte markieren. Die Menschen in den Kirchenbänken spüren: dieser Mann hat eine Botschaft zu verbreiten. Und sie hören aufmerksam zu.

Ein Prediger, der Distanzen überwindet

„Liebe Freunde“, spricht sie der Kardinal an. Und er erzählt von den ausgebreiteten Händen Jesu am Kreuz, die die Last der Welt tragen. Von seinen gebenden Händen, die Vorbild für jeden sein sollten. Und er bleibt nicht vage, gibt konkrete Ratschläge. „Warum sind wir geizig mit guten Worten in der Familie und am Arbeitsplatz?“, fragt der Erzbischof, der vor seiner Berufung nach Köln als Bischof von Berlin und noch früher als Weihbischof des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen tätig war. Ein „guter Blick“ sei der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen. Und er erwähnt die Grabinschrift eines Bischofs: „Jetzt besitze ich nur das, was ich verschenkt habe.“

Die abendliche Kathedrale.

Die abendliche Kathedrale.


Von Görlitz kommend war Kardinal Meisner bereits am Dienstag ins Bistum Dresden-Meißen gereist. In Bautzen hatte er der Domschatzkammer einen Besuch abgestattet und die Baustelle des St. Petri-Doms besichtigt, ehe er nach Dresden weiterfuhr, wo er von Bischof Heiner Koch – seinem früheren Kölner Weihbischof – herzlich empfangen worden war. Ein dicht gefülltes Programm hatte man vorbereitet. So war eine Begegnung mit Mitbrüdern seines Weihekurses und mit leitenden Geistlichen des Bistums organisiert. Bischof und Erzbischof besuchten gemeinsam eine Tagung der Ruhestandsgeistlichen des Bistums in Schmochtitz, fuhren ins Kloster St. Marienstern und nach Rosenthal. „Ich habe gestaunt, zu wie vielen Priestern Du eine persönliche Verbindung hast“, so der Bischof von Dresden-Meißen, der zugleich daran erinnerte, dass die Geschichte des Kardinals „immer auch ein Stück Geschichte der DDR“ sei.

Am Altar (v.l.n.r.): Pfarrer Bernhard Gaar, Pfarrer Laurenz Tammer, Dompfarrer Norbert Büchner, Bischof Heiner Koch, Diakon Berthold Neumann, Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Monsignore Eberhard Prause, Generalvikar Andreas Kutschke.

Am Altar (v.l.n.r.): Pfarrer Bernhard Gaar, Pfarrer Laurenz Tammer, Dompfarrer Norbert Büchner, Bischof Heiner Koch, Diakon Berthold Neumann, Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Monsignore Eberhard Prause, Generalvikar Andreas Kutschke.


Zuletzt bedankte sich Joachim Meisner spürbar gerührt bei den zahlreichen Dresdnerinnen und Dresdnern für das Geschenk der Mitfeier der Abendmesse. Nach dem Gottesdienst nutzten viele von ihnen gerne das Angebot, den Kardinal bei einer kurzen Begegnung vor der Kathedrale noch persönlich zu begrüßen.

Gestenreicher Prediger: Joachim Kardinal Meisner in Dresden.

Gestenreicher Prediger: Joachim Kardinal Meisner in Dresden.

Text/Fotos: Michael Baudisch

 

 

 

 



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