Kultur der Achtsamkeit pflegen

Bistumsleitung nimmt als Vorreiter an Schulung zur Prävention sexueller Gewalt teil

Foto: Rafael Ledschor / Katolski Posol

Schulung zur Prävention sexueller Gewalt in Schmochtitz. Fotos: Rafael Ledschbor

Schmochtitz/Bautzen, 13.10.2014: „Sexuelle Gewalt im eigenen Umfeld muss man für möglich halten. Das ist der erste Schritt“, sagt Kalle Wassung. Er leitete jetzt im Oktober eine Schulung in Missbrauchs-Prävention für Verantwortliche im Bistum Dresden-Meißen. Unter ihnen war auch Bischof Koch. Bereits während seiner Tätigkeit im Erzbistum Köln hatte Heiner Koch an einer solchen Weiterbildung teilgenommen. Dennoch kam er ins Bischof-Benno-Haus nach Schmochtitz, um sich mit engen Mitarbeitern, Leitungspersonal aus dem Caritasverband sowie den Dekanen mit diesem Thema zu beschäftigen. Bischof Koch erläutert: „Mir ist die Frage der Prävention sexueller Gewalt ein sehr großes Anliegen. Wir wollen ja verhindern, dass es zu solchen Übergriffen kommt. Zusammen gekommen sind wir hier, um gemeinsam zu überlegen, wie wir dies in den einzelnen Institutionen innerhalb des Bistums sicherstellen können. Und da werden, denke ich, auch Entscheidungen notwendig sein. Ich will mir gern anhören, wie es die Verantwortlichen im Bistum sehen.“

Kalle Wassung ist seit drei Jahren Präventionsbeauftragter im Bistum Aachen. Er gibt seine Erfahrungen gern weiter. „Es geht darum, Sicherheit zu bekommen im Umgang. Was ist zu tun, wenn man ein schlechtes Gefühl hat? Dabei muss sich ein Verdacht nicht unbedingt gegen Kollegen richten. Wir empfehlen unsere Verhaltensregeln auch, wenn Missbrauch anderswo stattgefunden hat, und die Kinder sich den kirchlichen Mitarbeitern anvertrauen.“

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Dekane und Leitungspersonal aus unterschiedlichen Bereichen des Bistums waren zusammengekommen

Geplant ist, dass bis Ende 2016 alle kirchlichen Mitarbeiter des Bistums Dresden-Meißen, die ständig oder sporadisch mit Kindern oder Jugendlichen zu tun haben, an solch einer Schulung teilnehmen. „Diese ist für alle verpflichtend“, sagt Angelika Fischer. Die Jugendreferentin im Dekanat Dresden ist eine von vier Multiplikatoren im Bistum, die speziell ausgebildet worden sind, damit sie die Schulungen durchführen können. Auch ehrenamtlich Tätige, zum Beispiel Helfer bei Religiösen Kinderwochen, sollen lernen, worauf sie achten sollen. Denn, so erläutert Kalle Wassung, „es muss auch klar sein, was konkret zu tun ist, wenn eine Vermutung Auftritt. Dafür gibt es Handlungsleitlinien.“ Das Bistum will in naher Zukunft eine Präventionsordnung erlassen.

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Angelika Fischer, rechts, ist eine von aktuell vier Multiplikatoren zu diesem Thema im Bistum.

„Es ist ja kein Zufall, wenn es zu sexuellen Übergriffen kommt. Dieser wird von den Tätern gezielt betrieben. Dennoch muss klar sein, welche körperlichen Berührungen möglich sind“, erläutert Kalle Wassung. Angelika Fischer ergänzt: „Es geht auch um Grenzverletzungen, zu denen es zum Beispiel durch Umarmungen kommt, die für viele üblich sind. Manche wollen es aber nicht.“ In der Kirche sollen solche Strukturen geschaffen werden, dass potentielle Täter nicht zu wirklichen Tätern werden, fügt sie hinzu.

Kalle Wassung erläutert, dass sich Präventionsmaßnahmen in den Diözesen unterschiedlich entwickelt haben. „Hierfür müssen natürlich zunächst Ressourcen zur Verfügung stehen.“ Angelika Fischer ergänzt: „Erst mal musste ja ein Problembewusstsein geschaffen werden.“ Inzwischen wird Prävention eher positiv bewertet, ist die Erfahrung von Kalle Wassung, der überhaupt eine größere Offenheit zum ganzen Thema spürt. „Es geht nicht um das eigene Image, sondern wir wollen alles tun, dass in der Kirche eine Kultur der Achtsamkeit entsteht.“ Angelika Fischer fügt hinzu: „Es soll wieder ein Gefühl da sein, dass die Kirche ein sicherer Ort ist.“

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Auch Bischof Heiner Koch (links) kam zu der Schulung ins Bischof-Benno-Haus.

Auch Bischof Heiner Koch sieht Handlungsbedarf. Mit seiner eigenen Teilnahme wollte er mit der ganzen Bistumsleitung ein Zeichen setzen, dass Prävention sexueller Gewalt ein ganz zentrales Thema ist. „Wir müssen uns entscheiden, wie wir sie in Zukunft gestalten. Die aktuelle Situation haben wir weitgehend aufgearbeitet. Ich möchte aber alles Menschenmögliche tun, damit es kein Zukunftsthema wird.“

Text/Fotos: Rafael Ledschbor



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