Ein Palmsonntag mit starken Symbolen im Kloster Wechselburg

Esel - Torhaus - Anklopfen

Vom Torhaus aus ging es in der Palmprozession zur Basilika.

Vom Torhaus aus ging es in der Palmprozession zur Basilika. Fotos: privat

Wechselburg, 16.04.2014: „Festus“ heißt der Esel, der in diesem Jahr der Wechselburger Palmsonntagsprozession ein besonderes Gepräge gab. Routiniert trug er den kleinen Fabian vom Torhaus zur Basilika. Weder das schwungvoll gesungene „Hosianna“ noch die langen Palmwedel der Kinder konnten ihn aus der Ruhe bringen. Nur beim „Danke schön“ an den Stufen zur Basilika wurde es ihm etwas lang, was er mit einem liebevollen Stupfen mit dem Kopf zum Ausdruck brachte. Als Entlohnung gab es dafür an Ort und Stelle eine große Möhre und noch einen ganz Sack davon obendrauf – für das Ostermahl.

„Festus“ spielte seine Rolle ganz prima, denn er wirkte am Palmsonntag als Katechet mit: Ein Esel wie der, auf dem Jesus in Jerusalem eingezogen ist, überbringt eine doppelte Botschaft. Er ist ein königliches Tier und ein Zeichen des Friedens zugleich. Auch wenn schon längst Pferde als majestätischere Tiere verwendet wurden, blieb doch zu biblischen Zeiten der Esel ein königliches Reittier. (Die Queen lässt heute auch bei feierlichen Anlässen das Auto in der Garage stehen und nimmt die Kutsche.)

Der Esel strahlt zudem Frieden aus. Der römische Statthalter Pontius Pilatus ritt herrisch auf laut schnaubenden Pferden durch Jerusalem, um die Menschen einzuschüchtern und seine Macht zu zeigen – ein unübersehbarer Kontrast zu Jesus, der als Bote des Friedens in Jerusalem ankommt.

Esel Festus trug den kleinen Fabian sicher zur Basilika.

Esel Festus trug den kleinen Fabian sicher zur Basilika.

Begonnen hatte die Palmprozession vor dem äußeren Torhaus. Dieses war im Mittelalter der Eingangsbereich zum ganzen Kloster. Wer dieses Tor durchschritten hat, stand unter  dem Schutz des Klosters, gleich ob  ihn geistliche oder auch berufliche Gründe hierher geführt hatten. Geborgenheit und Offenheit – diese doppelte Symbolik gibt ein Tor wieder. Nur wenn es eine schützende Mauer gibt, hat auch das Tor einen Sinn. Zugleich ist es offen und einladend, lässt Fremde an der Geborgenheit und am Schutz der Bewohner hinter der Mauer teilnehmen. Das Torhaus erinnert aber nicht nur an den Einzug Jesu in Jerusalem, sondern zeigt, was der Palmsonntag für die Heilige Woche bedeutet: Eingangstor zur Passion und Auferstehung Jesu.

Angekommen am schweren Portal der Wechselburger Basilika, hielt die versammelte Gemeinde inne. In die Stille hinein klopfte der Priester mit dem alten Eisenring dreimal laut und kräftig an, worauf sich die Tür zur leeren Kirche öffnete und alle singend einzogen.

Benediktinerpater Maurus Kraß klopft mit dem schweren Eisenring an die Tür der Basilika.

Benediktinerpater Maurus Kraß klopft mit dem schweren Eisenring an die Tür der Basilika.

Dies war die Erinnerung an den Empfang der biblischen Pilger am Stadttor von Jerusalem:  Auf die Frage „Wer darf hinaufziehen zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?“ erfolgte die Antwort „Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.“ (Ps 24,3f.). Am Ende kommt es nur auf die Liebe an - auch bei uns heute!

Pater Maurus Kraß OSB



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