20 Jahre Peter-Breuer-Gymnasium in Zwickau

Katholische Schule in der Diaspora: Ja, es geht!


Von Stefan Sieprath


Zwanzig Jahre Bischöfliches Peter-Breuer-Gymnasium im sächsischen Zwickau, im Bistum Dresden-Meißen. Eine katholische Schule in Zwickau, in der nach Wittenberg zweiten Stadt, wo sich die Reformation vollständig durchsetzte? Eine Katholische Schule in einer Stadt der ehemaligen DDR, in der die Katholische Kirche Diaspora-Kirche war? Eine Katholische Schule im Bistum Dresden-Meißen, in dem der Anteil der Katholiken in der Gesamtbevölkerung auch heute noch bei ca. 3,5 % liegt? Und dann noch nicht einmal in der doch schon vielen Einflüssen von außen ausgesetzten sächsischen Landeshauptstadt Dresden, sondern irgendwo »am Rande«, in Zwickau? Schule mit katholischem Profil im Land der Reformation, im Land zahlreicher Bewohner, die den Bezug zu jedweder Kirche und Religion völlig verloren haben, geht das?

Die Antwort lautet, ja, es geht! Die Legitimation, ist schnell gefunden. Für die katholische Kirche bietet sich eine effektive Möglichkeit, mit vielen Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern in der »Diaspora« ins Gespräch zu kommen. Und auch für die Eltern, die vor der Frage der Schulwahl für ihre Kinder stehen, ist die Antwort schnell gefunden. Katholische Familien finden eine Schule, die ihnen eine entsprechende konfessionelle Ausrichtung bietet.  Aber auch Protestanten fühlen sich von der Schule wegen ihres christlichen Profils angezogen und selbst Konfessionslose sehen die Alternative, die sich ihnen offeriert.

Schon der Blick auf den Internetauftritt des Peter-Breuer-Gymnasiums, das seinen Namen auf den sächsischen Bildschnitzer und Bildhauer Peter Breuer, einen Schüler Tilman Riemenschneiders, zurückführt, zeigt die christlich-katholische Ausrichtung der Schule. Ein Bild von der heiligen Messe mit Bischof Dr. Heiner Koch im Zwickauer Dom St Marien schmückt die Startseite. Links verweisen auf eine Seite des Bistums Dresden-Meißen bzw. die Katholische Schule allgemein. Das Leitbild der Schule basiert auf dem Glauben, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist.Das Peter-Breuer-Gymnasium in Zwickau.

Unverwechselbares Profilelement ist die Schulseelsorge, die von einem katholischen Schulseelsorger, einem Mitglied des Oblaten-Ordens, und einem evangelischen Schulseelsorger gebildet wird. Die Schule bietet wöchentlich katholische und evangelische, an bestimmten Tagen auch ökumenische Gottesdienste an. Daneben gibt es beispielsweise Besinnungstage oder eine Wallfahrt der sechsten Klassenstufe. Mit Blick auf Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe acht, die kirchlich ungebunden sind, wird für eine Alternative zur und eine Auseinandersetzung mit der aus der DDR-Zeit stammenden Jugendweihe geworben. In der Gesamtbetrachtung weist das Peter-Breuer-Gymnasium Zwickau somit zunächst die typischen Profilelemente einer katholischen Schule auf.

Die Schule hat aber zudem ihr spezifisches, auf die Region und ihre Geschichte ausgerichtetes Profil. Der Anteil protestantischer und konfessionsloser Schülerinnen und Schüler ist deutlich höher als an katholischen Schulen in anderen Regionen. Dies ist den Gegebenheiten vor Ort, der Geschichte dieses Teils Deutschlands und auch der Entstehungsgeschichte der Schule geschuldet. Es handelt sich um ein Gymnasium, das im Jahr 1994, also relativ kurz nach der Wende, aus einer Initiative von Eltern, Lehrern und den beiden christlichen Kirchen entstanden ist.

Das »Leitbild« der Schule formuliert die Bandbreite: Als christliche Schule die Schüler befähigen, »einen eigenen Standpunkt zu finden und zu vertreten, aber auch Respekt und Toleranz gegenüber der Meinung anderer zu entwickeln«.

Diese Tradition und ihr spezifisches Profil lebt das Peter-Breuer-Gymnasium nun seit zwanzig Jahren. Ist seine Bedeutung damit auf Sachsen beschränkt? Zunächst ist es sicherlich ein Phänomen der neuen Bundesländer, eines der katholischen Kirche im durch die Reformation geprägten Sachsenland. Es ist aber vielleicht doch noch mehr: Das Peter-Breuer-Gymnasium zeigt, dass katholische Schule auch in der Diaspora, in Regionen mit einem hohen Anteil nicht-katholischer, hier protestantischer oder konfessionsloser, Menschen möglich ist. Weist es damit nicht einen Weg auch für die Regionen Deutschlands, in denen der Anteil der Katholiken rückläufig ist, in denen der katholische Glaube auf dem Weg ist, nur noch Teil einer vielfältig ausgebildeten Glaubens- und Anschauungslandschaft zu sein?

Der Präfekt der vatikanischen Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Kardinal Zenon Grocholewski, hat unlängst darauf hingewiesen, was es in einem solchen Kontext zu beachten gilt: Die katholische Schule sollte zu Toleranz und Dialog erziehen, gleichzeitig aber ihre eigene Identität stärken. Das Bischöfliche Peter-Breuer-Gymnasium in Sachsen versucht, diesen Weg zu gehen und ist somit vielleicht über Sachsen hinaus ein Beispiel, das Mut machen kann, als erfolgreiche katholische Schule in einem Gebiet, das alles andere als mehrheitlich von Katholiken bewohnt wird.

Katholische Schule in der Diaspora, geht das? Die Antwort lautet: Ja, es geht!


Dieser Artikel von Stefan Sieprath erschien im L'Osservatore Romano. Wir dokumentieren den Text an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Autors.



Zurück Impressum