Renovabis-Aktion wird in Dresden eröffnet

Festgottesdienst am Sonntag, 18. Mai - live auf www.domradio.de

Pressekonferenz Renovabis am 15. Mai 2014 in Dresden
Bei der Pressekonferenz am 15. Mai 2014 in Dresden im Gespräch (v.l.): Bischof Clemens Pickel aus Saratow, Ružena Kavková aus Leitmeritz, der Dresdner Bischof Dr. Heiner Koch sowie von "Renovabis" P. Stefan Dartmann SJ und Thomas Schumann.

Dresden/Freising, 15.05.2014: Bischof Heiner Koch eröffnet am Sonntag, 18. Mai, in der Dresdner Kathedrale die 22. Renovabis-Pfingstaktion. Beim Festgottesdienst stehen mit ihm Geistliche aus Südrussland und Polen am Altar; engagierte Vertreter des zivilgesellschaftlichen christlichen Wirkens in Litauen, Rumänien und aus Dresdens tschechischer Nachbardiözese Litomerice/Leitmeritz gestalten die Messe zum Start der Pfingstaktion mit. Der Gottesdienst wird live übertragen auf www.domradio.de

Bereits seit Donnerstag vermitteln die Gäste aus der europäischen Weltkirche in Schulen und Pfarrgemeinden bei öffentlichen Veranstaltungen - zusammen mit Mitarbeitern des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis - die Anliegen der Pfingstaktion.

Mit der bundesweiten Pfingstaktion knüpft Renovabis im Erinnerungsjahr 2014 an „25 Jahre ‚Friedliche Revolution‘ – ‚Wende‘ und Mauerfall in Europa“ an. Mit 1989 und den Folgejahren wird der Blick darauf gelenkt, wie die gewonnene Freiheit im Osten Europas nach dem Ende des Kommunismus erlebt wurde. Unter dem Leitwort „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern – Gemeinsam für ein solidarisches Europa!“ finden  – von Dresden aus –  in ganz Deutschland vor Pfingsten zahlreiche Ost-West Begegnungen und Veranstaltungen statt.

So können Interessierte bereits seit dem 6. Mai im Foyer des Dresdener Hauses der Kathedrale die Ausstellung „25 Jahre — 25 Köpfe“ erleben, die über Porträts Begegnungen mit Frauen und Männern aus fünf Ländern im Osten Europas ermöglicht. Diese Ausstellung ist gleichzeitig in Saarbrücken und Paderborn zu sehen und bis zum Herbst in rund 20 deutschen Städten. Mehr dazu - hier klicken...

Bischof Koch: Die Zukunft Europas wird sich im Austausch mit den Staaten Osteuropas ergeben.

Bischof Dr. Heiner KochBischof Koch, der als „Trägerkreisvorsitzender“ und Zuständiger in der Deutschen Bischofskonferenz seit diesem Frühjahr auch „Renovabis-Bischof“ ist, glaubt, dass das Bewusstsein für die Anliegen der seit 21 Jahren tätigen Hilfsaktion im Osten Deutschlands besonders ausgeprägt ist. Hier beobachtet er den Kontakt mit den Nachbarn in Polen und Tschechien, aber auch darüber hinaus, häufig als unmittelbarer: „Das sind lebendige Kontakte, ein lebendiger Austausch. Wir leben einfach mit vielen Nachbarn. Wir haben in Dresden mit Leitmeritz, Liegnitz und Pilsen ein polnisches und zwei tschechische Nachbarbistümer.“ Die diesjährige Renovabis-Pfingstaktion sieht Bischof Koch „nicht als Geschichte“, sondern begreift sie als „lebendige Gegenwart“; er sagt: „Das Leitwort ist sehr bewusst gewählt worden, auch in Anklang an die friedliche Revolution vor 25 Jahren mit dem Zusammenbruch der Mauer zwischen den deutschen Ländern und dem Eisernen Vorhang überhaupt.

Von daher ist die Erinnerung an die damalige Unfreiheit, die damalige Belastung, aber auch die Erinnerung an die seitdem erfahrene Hilfe ganz, ganz lebendig. Aber aus dieser Zeit stammt auch die enge Verbindung mit den Nachbarländern, in die ja zumindest eine gewisse Reisefreiheit bestand. Diese Solidarität mit den anderen Ländern werden wir hier und auch mit Renovabis wachhalten. Aber eigentlich sind wir hier in Dresden und mit diesen Nachbarländern, nicht im Osten Europas, sondern in der Mitte. Ich glaube, dass das in ganz Deutschland auch wahrzunehmen ist: Hier schlägt das Herz Europas. Eine Weiterentwicklung Europas wird es, meiner Einschätzung nach, nicht im Westen geben, sondern die Zukunft Europas wird sich in Fragen der Integrierung, der Solidarität und des Austausches mit den osteuropäischen Staaten ergeben.“

Ein Sachse in Südrussland: Bischof Clemens Pickel

Bischof Clemens PickelBischof Clemens Pickel, der 1961 im sächsischen Colditz bei Leipzig geboren worden ist, vor gut 25 Jahren die Priesterweihe empfing und sich 1990 als Kaplan von Kamenz aus für die Seelsorge in der damaligen Sowjetunion freistellen ließ, kam als Zeitzeuge der Wendezeiten wieder einmal nach Dresden zurück. Aus dem Kaplan und späteren Pfarrer von Marx an der Wolga ist Ende 1999 der Bischof der Apostolischen Administratur Südrussland mit Sitz in Saratow geworden. Johannes Paul II. erhob die Administratur 2002 zur regulären Diözese mit demselben Namen wie ihr Bischof heißt: Bistum Sankt Clemens. Bischof Pickel ist Stellvertretender Vorsitzender der Russischen Bischofskonferenz und Präsident der Diözesancaritas Südrussland. „Mit Herz und Seele“ heißt ein neues Buch von ihm, in dem er „praktisch immer bei den Menschen“ erzählt, was ihn täglich umtreibt.

Caritasdirektorin im tschechischen Nachbarbistum - Ružena Kavková

Ruzena KavkovaRužena Kavková ist Direktorin der Caritas in Dresden-Meißens tschechischem Nachbarbistum Litomerice (Leitmeritz) und wurde ebenfalls als Zeitzeugin und Renovabis-Partnerin eingeladen. Sie erinnert sich daran, wie früher kommunistische Funktionäre bei Auslandsreisen ihre persönlichen Vorteile zum Absetzen in den Westen genutzt hätten. Bitter stellt sie fest: „Noch immer ist die Politik das ideale Feld für Karrieristen, um sich zu bereichern. Die Hoffnungsträger der samtenen Revolution, die Vorkämpfer für Gerechtigkeit und Freiheit sind längst verschwunden.“ Sie seien verdrängt worden von korrupten Parteien, in denen die Postenschieberei unerträglich geworden ist. „Ich hatte das Glück, zu Beginn der Neunziger Jahr beim Aufbau der Caritas dabei zu sein. Unsere Sorge gilt jenen Menschen, die von der Politik und auch von Teilen der Kirche nicht wahrgenommen werden, die Alten und Obdachlosen, die Flüchtlinge, vor allem die Roma. Sie sind die Verlierer der Freiheit, die Mauern zwischen den Ethnien werden immer höher.“

Renovabis-Geschäftsführer Dartmann: 1989 Ausgangspunkt einer bahnbrechenden Entwicklung

P. Stefan Dartmann SJDas Jahr 2014 sei für die Solidaritätsaktion Renovabis ein Anlass zurückzuschauen, einerseits auf die „Friedliche Revolution“ in Europa vor 25 Jahren, also auf den Ausgangspunkt einer bahnbrechenden Entwicklung, erläuterte der Hauptgeschäftsführer von Renovabis Pater Stefan Dartmann SJ. Zum anderen dürfe aber die Zeit nach 1989 nicht vergessen werden. In diesen Jahren hätten sich Kirchen und Gesellschaften entwickelt, seien unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen als Verlierer oder Gewinner aus dem bis heute wirkenden Transformationsprozessen hervorgegangen oder an unterschiedlichen Rändern liegen geblieben. Häufig werde von einer „unvollendeten Revolution“ gesprochen: Im Laufe der Zeit sei deutlich geworden, dass die Befreiung von den Zwängen des alten sowjetischen Systems, die die Menschen im Osten Europas erkämpft haben, nicht immer zu mehr Freiheit oder zu mehr Gerechtigkeit geführt hat. Dartmann: „Armut, Obdachlosigkeit und Korruption sind in den Ländern Mittel-, Ost und Südosteuropas nach wie vor gegenwärtig. Zweifelsohne war der erste Schritt in die Freiheit ein notwendiger und richtiger Schritt, dennoch dürfen die Schattenseiten der Entwicklung nicht übersehen werden.“

Nach wie vor gehe es auch immer noch um die Überwindung bis jetzt bestehender „Mauern in den Köpfen“, die das Zueinander und Miteinander von Menschen im Osten und Westen Europas behindern würden. „Wir von Renovabis sehen uns hier gefordert, zur Begegnung und zum Austausch – wo nötig auch zur Versöhnung – beizutragen. Durch menschliche Brücken sollen noch vorhandene Gräben und Mauern überwunden werden. Dies gehört seit je her zum partnerschaftlichen Anliegen von Renovabis.

Im Mittelpunkt der Pfingstaktion steht der Appell zu weitergehender Solidarität zwischen West und Ost sowie zur Überwindung von Fremdheit und Vorurteilen in Europa. Die Pfingstaktion steht deshalb unter dem biblischen Leitwort: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern (Ps 18,30) – Gemeinsam für ein solidarisches Europa!“



RENOVABIS-PROGRAMM:

Donnerstag, 15. Mai

13.00 Uhr
Alte Salzstr. 61
04209 Leipzig
Schulbesuch mit Herbert Grün im bischöflichen Montessori-Schulzentrum

13.00 Uhr
Schulstr. 7
04600 Altenburg
Schulbesuch mit Prälat Dariusz Kruczynski am christlichen Gymnasium Altenburg

13.30 Uhr
Weigang-Str.8
02625 Bautzen
Schulbesuch mit Ruzena Kavkova im Caritas-Schulzentrum Bautzen

18.00 Uhr
Talstr.14
01917 Kamenz
Hl. Messe mit Bischof Clemens Pickel, anschließend Gemeindeabend mit der Musikgruppe TUTO in der Pfarrei Kamenz

19.00 Uhr
Dr. Wilhelm-Külz-Str.2
01796 Pirna
Gemeindeabend mit Herbert Grün in der Pfarrei Pirna
 
19.00 Uhr 
Zeiljerstr. 2
01896 Crostwitz
Pfarrei Hl. Apostel Simon und Juda
Gast: Pfarrer Dariusz Kruczynsk


Freitag, 16. Mai
9.00 Uhr
Georgenstr. 3-5
08056 Zwickau
Schulbesuch mit Herbert Grün am Peter-Breuer-Gymnasium in Zwickau

9.45 Uhr
Pillnitzer Str. 39
01069 Dresden
Schulbesuch mit Bischof Clemens Pickel und der Musikgruppe TUTO am St. Benno Gymnasium in Dresden

18.00 Uhr
Gustav-Adolph-Str. 35
08523 Plauen
Info-Abend mit Herbert Grün in Plauen

18.00 Uhr
Ossietzkystr. 60
04347 Leipzig
Info-Abend und Treffen mit dem Diözesan-Kolpingverband in der Pfarrei Heilige Familie in Leipzig. Mit dabei: Lina Kalibataite und die Musikgruppe TUTO

18.00 Uhr
Kleiststr. 7
07546 Gera
Gemeindeabend mit Bischof Clemens Pickel in der Pfarrei St. Elisabeth in Gera

 
Sonnabend, 17. Mai 2014
18.00 Uhr  
Am Hochwald 2
01324 Dresden
Heilige Messe in der Pfarrei Dresden-Weißer Hirsch mit Bischof Clemens Pickel und Pfarrer Thomas Cech

18.00 Uhr 
Borstraße 11
01445 Radebeul
Heilige Messe in der Pfarrei Radebeul mit Pfarrer Christoph Behrens  und Pfarrer Dariusz Kruczynsk


Sonntag, 18. Mai
10.00 Uhr
Schloßstrasse 24
01067 Dresden
Eröffnungsgottesdienst zur Pfingstaktion im Bistum Dresden-Meißen. Der Gottesdienst mit Bischof Heiner Koch beginnt um 10.00 Uhr in der Kathedrale zur Heiligsten Dreifaltigkeit

11.45 Uhr
Schloßplatz
01067 Dresden
Bühnenprogramm zur Renovabis-Pfingstaktion 2014
mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich, allen Gäste aus den Nachbar- und Partnerländern im Osten Europas und den Initiativen aus dem Bistum
Moderation: Daniel Heinze, Radio PSR



ZUR PERSON:

Herbert Grün

Caritas Diözese Timisoara/Temeswar (Rumänien)

geb. 1960 in Bacova/Kreis Timis (Rumänien), seit 1993 Geschäftsführer der Caritas im Bistum Timisoara; Herbert Grün ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Die Region um Timisoara (Banat) leidet seit 1989 unter einer massiven Abwanderung vor allem junger Menschen bzw. von Menschen mit guter Ausbildung. In dieser Region mit einer dramatischen demographischen Entwicklung hat die Caritas Timisoara unter anderem mit langjähriger Unter- stützung von Renovabis in den vergangenen 20 Jahren eine umfassende Struktur sozialer Einrichtungen und Dienste aufgebaut: Sozial- und Pflegestationen, Kindertagesstätten, ein Nachtasyl für Obdachlose, ein Frauenhaus, Essen auf Rädern und die Jugendfarm Bacova (Integrationsobjekt für Obdachlose mit Ausbildungswerkstätten); www.federatia-caritas.ro

 

Lina Kalibataite

Kolping Litauen

geb. 1971. Seit 1992 bis heute Mitarbeit in zahlreichen (inter)nationalen Jugendorganisationen, 1994-1998 Jugendreferentin und seit 1998 Nationalsekretärin von Kolping Litauen, 2002-2006 Lektorin für Internationales Recht und Menschenrechte, seit 2007 Leiterin der Kolping- Akademie für Angewandte Wissenschaften in Kaunas, seit 2010 Vorsitzende von LITDEA (Litauisches Netzwerk für Bildung und Entwicklung).

Das Kolpingwerk Litauen (Lietuvos Kolpingo Draugija) wurde 1993 gegründet und hat heute 600 eingetragene Mitglieder. Es veranstaltet Seminare zur Christlichen Soziallehre und wirkt bei lokalen und internationalen Bildungs- und Sozialprojekten mit; dabei stehen Fragen der beruflichen Bildung im Vordergrund. Das Kolpingwerk arbeitet mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, vor allem in den Kolpingfamilien; die „Kolping University of Applied Sciences“ in Kaunas ist eine nichtstaatliche Hochschule, die den akademischen Grad eines Bachelor verleiht. www.lkd.kolping.lt/german.php

 

Ružena Kavková

Caritas der Diözese Litomerice/Leitmeritz (Tschechien)

geb. 1953, seit 1993 Direktorin des Diözesan- Caritasverbandes Litomerice; mehrere Fortbildungen im Bereich Soziales Management in Prag, Freiburg und Linz. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit als Caritasdirektorin sind die Qualitätssicherung der Arbeitsbereiche, Stärkung der Kooperation auf allen Ebenen, Suche nach neuen Formen sozial-caritativer Dienstleistungen und der Ausbau der grenzüberschreitenden Kooperation. Frau Kavková ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Die Caritas im Bistum Litomerice ist in vielen Bereichen sozial-caritativer Arbeit präsent. Eine neue Herausforderung stellt die Situation der Roma in Tschechien dar, besonders vor dem Hintergrund der jüngsten Übergriffe (nicht nur) durch Rechtsradikale. Während der Flutkata- strophen 2002 und 2013 leistete die Caritas Litomerice gemeinsam mit dem tschechischen Caritasverbund enorme Hilfen für die Flutopfer.

 

Pfarrer Dariusz Kruczynski

Caritas der Diözese Elk (Polen)

geb. 1970, seit Juli 2003 Caritasdirektor der Diözese Elk, seit 2004 Mitglied des Pastoralrates der Diözese. Die Diözese Elk liegt im Nordosten Polens, einer Region, die nach wie vor durch eine schwache Infrastruktur und in der Folge starker Migration und ihre sozialen Folgen geprägt ist (Stichwort „Euro-Waisen“); die Caritas im Bistum Elk betreibt Einrichtungen in den Bereichen Jugendarbeit, Kinder- und Familienhilfe, Alten- und Hospizarbeit sowie Hilfe für Obdachlose.  



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