Historisches Tondokument vom Oktober 1989 wiederentdeckt

Pressegespräch mit Zeitzeugen am 17. Dezember 2014

Hanno Schmidt, Herbert Wagner, Frank Richter, Joachim Reinelt
Nahmen als Zeitzeugen am heutigen Pressegespräch teil: Pfarrer i.R. Hanno Schmidt, der frühere Dresdner Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner, der heutige Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Frank Richter und Bischof em. Joachim Reinelt (v.l.).

Dresden, 17.12.2014 (KPI): Ein wichtiges Tondokument zur friedlichen Revolution vor 25 Jahren ist in Dresden wiederentdeckt worden. Es handelt sich um den vollständigen Mitschnitt der Bürgerversammlung vom 9. Oktober 1989 in der Dresdner Hofkirche, an der rund 8.000 Menschen teilnahmen.

Das Tondokument existierte ursprünglich auf einer Musikkassette, die an jenem historischen Abend in der Hofkirchen-Sakristei aufgenommen und von (Alt-)Bischof Joachim Reinelt über die Jahre aufbewahrt worden war. Der Mitschnitt wurde nun in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) digitalisiert und kann für die politische Bildung genutzt werden. Zu hören sind unter anderem Bischof Reinelt, Pfarrer Hanno Schmidt und einzelne Mitglieder der am Vortag gegründeten "Gruppe der 20", der ersten oppositionellen Gruppe, mit der die DDR-Staatsmacht Gespräche aufnahm.

In einer Pressekonferenz wurde heute Vormittag, am 17. Dezember 2014, das Tondokument vorgestellt. Dabei kam auch die politische und gesellschaftliche Situation, die im Herbst 1989 herrschte, zur Sprache: "Der damals skandierte Ruf 'Wir sind das Volk' war verbunden mit der Bereitschaft, konstruktiv mit den Verantwortlichen der anderen Seite zu sprechen", betonte der Mitbegründer der "Gruppe der 20" und heutige SLpB-Direktor, Frank Richter. So habe schnell und strukturiert die Veränderung begonnen.

Frank Richter, Altbischof Joachim ReineltFür Joachim Reinelt, von 1988 bis 2012 Bischof des Bistums Dresden-Meißen, war der 9. Oktober 1989 "der aufregendste Tag, den ich als Bischof erlebt habe", resümmierte er heute. Zugleich habe er damals nicht geahnt, welche Lawine diese Ereignisse auslösen würden.

Dr. Herbert Wagner, der für Frank Richter in die "Gruppe der 20" nachgerückt war, zeigte sich heute noch beeindruckt, "dass in der mit 8.000 Menschen überfüllten Hofkirche eine solche Stille herrschte, in der die Anwesenden auf jedes Wort lauschten - bis dann wieder Applaus aufbrandete, der aber sogleich wieder von gespannter Stille abgelöst wurde".

Der heutige Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, zeigte sich erfreut, dass das Dokument nun ein Vierteljahrhundert später der Allgemeinheit zugänglich ist und einen "unmittelbaren und intensiven Eindruck von den dramatischen Ereignissen dieser Tage liefert".

Fotos + Text: Elisabeth Meuser




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