190 junge Leute radeln auf dem "Weg der Erinnerung" durch Dresden

am Sonntag, 9. November

Foto: Angelika Fischer

Weg der Erinnerung – Jugendliche auf den Spuren jüdischen Lebens in Dresden. Fotos. Angelika Fischer

Dresden, 11.11.2014: Etwa 190 Fahrradfahrer, vorwiegend Jugendliche, fuhren am Sonntag, 9. November, durch Dresden, um an fünf Stationen des jüdischen Lebens und Leidens während des Nationalsozialismus zu gedenken. In diesem Jahr stand der „Weg der Erinnerung“ unter dem Thema: „Gesichter jüdischen Widerstandes“.  Schülerinnen und Schülern von drei Dresdner Gymnasien und die Jugendgruppe der katholischen Pfarrei Herz Jesu hatten die Stationen erarbeitet und gestaltet.

Dazu hatten sie sich mit den Facetten jüdischen Widerstandes auseinandergesetzt, von dem wenig bekannt und überliefert ist. Es waren Einzelne und kleine Gruppen, die die Achtung vor dem Leben und der Würde jedes Menschen höher setzten als den Gehorsam gegenüber der Obrigkeit und so ihre Angst überwanden.

Die Jugendgruppe aus Dresden-Johannstadt beschäftigte sich dabei mit Ilse Frischmann (geb . 1922), die als Jugendliche eine begeisterte Bergsteigerin war. Als Jüdin konnte sie kein Mitglied eines Bergsportvereins werden. Dennoch fand sie Bergfreunde, die mit ihr von 1938 bis 1943 höchst anspruchsvolle Klettertouren im Elbsandsteingebirge unternahmen.

Dafür setzten sich Ilse und ihre Freunde über unzählige „Vorschriften für Juden“ hinweg, um gemeinsam im Elbsandsteingebirge klettern zu können. Am 1. Juni 1944 wurde sie verhaftet, weil sie Kontakt zu russischen Kriegsgefangenen hatte. Sie kam in Gestapohaft und wurde von Henry Schmidt, SS-Obersturmführer, mehrfach verhört und misshandelt. Anfang September 1944 kam Ilse in das KZ  Auschwitz-Birkenau. Sie erlebte dort schwerkrank am 27. Januar 1945 die Befreiung. Über Umwege kehrte sie als eine der wenigen Dresdner Juden, die Auschwitz überlebt haben, zurück in ihre Heimatstadt.


Die Teilnehmer auf ihrem Weg durch Dresden.

Die Teilnehmer auf ihrem Weg durch Dresden.

Vor dem ehemaligen „Judenhaus“ in der Wiener Straße stellten die Jugendlichen Ilses Schicksal szenisch dar und reflektierten, was es heute bedeutet, Widerstand zu leisten und zu Freunden zu halten. Auf die Frage, warum sie eine Station gestaltete, erzählte Rebecca Oehme aus der Jugendgruppe der Pfarrei Herz Jesu: „Zum einen ist es für uns schon fast eine Tradition, da wir zum dritten Mal eine Station gestalten. Zum anderen haben wir uns als Jugendgruppe vorgenommen, uns mit der jüdischen Geschichte in Dresden auseinanderzusetzen und da ist der 'Weg der Erinnerung' eine gute Möglichkeit. Außerdem fahren wir alle gerne Fahrrad!“

Die Radtour endete in der Neuen Synagoge, wo eine Studentin anschaulich vom heutigen jüdischen Leben in Dresden erzählte. Der „Weg der Erinnerung“ wird organisiert von der Gesellschaft für christliche-jüdische Zusammenarbeit, der Jüdischen Gemeinde, dem Evangelischen Stadtjugendpfarramt und der Katholischen Dekanatsjugendseelsorge.

Angelika Fischer



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