"... denn inneren Frieden findet man nicht, indem man vor seiner Geschichte wegläuft"

Aufführung des Maria-Montessori-Schulzentrums anlässl. 25 Jahre Stasi-Unterlagenbehörde, 24. September in Leipzig

"Freiheit für meine Akte" - Montessori-Schüler(innen) in Leipzig
Aufführung mit Schülerinnen und Schülern des Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrums Leipzig.

Leipzig, 07.10.2015: Hochkarätige Gäste und ein mindestens ebenso hochkarätiges Programm konnten die Besucher beim Festakt „Im Fokus der Deutschen Einheit: Freiheit für meine Akte!“ am 24. September in Leipzig erleben. Anlass war das 25-jährige Jubiläum der Stasi-Unterlagenbehörde, die nach langen Debatten in der Volkskammer und dem Bundestag per Gesetz 1991 geschaffen wurde.

Nach einem Grußwort der sächsischen Kultusministerin Brunhilde Kurth und einer Einführung durch David Gill, Staatssekretär und Chef des Bundespräsidialamtes, übernahmen die Schülerinnen und Schüler des Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrums die Bühne und zeigten die in kompletter Eigenregie entstandene Inszenierung zum Thema: "Akten vernichten - Akten bewahren - Verantwortung übernehmen." Hierbei ging es um die Volkskammerdebatten der Wendezeit und den Umgang mit den Stasi-Unterlagen. Parallel wurde die fiktive Geschichte eines jungen Paares erzählt, dessen Eltern in der Zeit der friedlichen Revolution auf Seiten des SED-Regimes bzw. auf der Seite der oppositionellen Aktivisten standen. Diese Konstellation verursachte auch in der Gegenwart Konflikte, da die persönlichen Verstrickungen von damals bisher nicht aufgearbeitet worden waren. Dass eine Gesellschaft nur dann inneren Frieden finden kann, wenn es sich seiner Geschichte stellt und diese bewusst aufarbeitet, wurde von den Leipziger Schülerinnen und Schülern eindrucksvoll und kreativ reflektiert.

Inszenierung des Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrums Leipzig

Im zweiten Teil zeichneten die Schülerinnen und Schüler eines Schweinfurter Gymnasiums und eines Berufskollegs die Bundestagsdebatte historisch nach, indem ausgewählte Reden von Wolfgang Thierse, Gerd Poppe, Johannes Gerster und anderen szenisch dargestellt wurden.

Spannend und ebenso kontrovers wie emotional wie vor 25 Jahren wurde im letzten Teil des Abends die Podiumsdiskussion mit den Zeitzeugen von damals geführt: Bürgerrechtler wie Gerd Poppe, Gunter Weißgerber, David Gill und Marianne Birthler sowie die ehemaligen Abgeordneten des Bundestages, Johannes Gerster und Eckhart Wertebach diskutierten, moderiert von Frank Richter (SLPB), spannend die damaligen Geschehnisse, natürlich nicht ohne ihre eigene Deutung der historischen Geschehnisse einfließen zu lassen.

Einig war man sich am Ende vor allem darin, dass die Schülerinnen und Schüler aus Leipzig und Schweinfurt ein großartiges Programm gestaltet haben, welches es wert sei, im politischen Berlin erneut aufgeführt zu werden und dass – bei aller Kritik im Detail – das Stasi-Unterlagen-Gesetz ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur leistete und auch heute noch leistet.

W. Schuchart



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