"Man kann nicht ewig schwanger bleiben"

Taufbewerber trafen Bischof Dr. Heiner Koch am 28. Februar in Dresden

Bischof Koch segnet eine Taufbewerberin
Bischof Koch segnete am Sonnabend in der Kathedrale die Taufbewerber einzeln.

Dresden, 02.03.2015: Die Wege zum Glauben sind so verschieden wie die Lebenswege der Menschen. Da gibt es einschneidende Erlebnisse ebenso wie lange Prozesse hin zum Glauben. Neben positiven Erfahrungen können auch tiefgreifende persönliche Erschütterungen auf den Glaubensweg führen. Das wurde im Gespräch der diesjährigen erwachsenen Taufbewerber mit Bischof Dr. Heiner Koch am vergangenen Sonnabend, 28. Februar, in den Räumen der Kathedrale deutlich.

Eine Taufbewerberin hatte erstmals durch ihren Freund, den sie vor sieben Jahren kennenlernte, Kontakt mit dem Glauben. Aber "es hat lange gedauert, bis ich merkte, dass es mir gut tut, in die Kirche zu gehen – und dass es etwas Höheres geben muss", resümierte die junge Frau aus Leipzig.

Nach acht Jahren in einem katholischen Hauskreis steht für eine andere Taufbewerberin fest: "Zu dem, was ich bin und was mein Glaube ist, möchte ich jetzt stehen."

Am Anfang eines solchen Weges kann ein Studium der Kunstgeschichte ebenso stehen wie die Einladung eines Stammtischfreundes zu einem katholischen Gottesdienst oder das Leben an der Seite einer katholischen Ehepartnerin oder Ehepartners.

Mehrmals kam zur Sprache, wie Menschen durch äußerst leidvolle Erfahrungen und Lebenskrisen den Weg zum Glauben fanden. Ein Taufbewerber aus Chemnitz berichtete, dass vor einigen Jahren seine Verlobte schwer erkrankte und noch vor der Hochzeit starb. In seiner Trauer und Verzweiflung ertappte er sich dabei, dass er mit Gott schimpfte –  und fragte sich dann: "Warum schimpfe ich mit jemandem, den es nicht gibt?" So machte er sich auf den Weg und spürte im Laufe der Zeit deutlich, dass er "nicht mehr akzeptieren konnte, dass es kein Leben nach dem Tod geben soll". Jetzt lässt er sich taufen, weil er auf seinem Weg Gott gefunden hat.

Ein kurdisches Ehepaar kam vor zwei Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland und hat einen schwerbehinderten Sohn. "Wir haben erfahren, Jesus liebt unseren Sohn. So sind wir zum christlichen Glauben gekommen", bekennen sie.

"Wir sind als Fahrradtouristen zu Hause gestartet und sind als Pilger in Marburg angekommen" – diese Erfahrung machten Kito und Marita Hendrich im Jahr 2010 auf dem ökumenischen Pilgerweg. Zuvor hatten sie anlässlich der Pflanzung eines Birnbaums im Jahr 2006 auf dem Gelände des Klarissenklosters in Bautzen einen Film über die drei Zweige der Franziskanischen Familie gedreht. Dadurch "ergab sich eine tiefe Freundschaft mit den Klarissen". "Man kann nicht ewig schwanger bleiben", resümierte Kito Hendrich im Blick auf seine bevorstehende Taufe – und seine Frau ergänzte: "Im Ostergottesdienst 2014 spürte ich: Ich möchte zu den Menschen gehören, die diesen Glauben leben!"

Taufbewerber und Gäste im Gespräch
Taufbewerber und ihre Paten und Freunde miteinander im Gespräch...

Taufbewerber und Gäste im Gespräch mit Pfr. George
... und im Gespräch mit Pfarrer Dr. Stephan George.

Taufbewerber im Gespräch mit Bischof Koch
... im Gespräch mit Bischof Dr. Heiner Koch.

"Sie haben den Ruf Gottes gehört und sich auf den Weg gemacht", betonte Bischof Dr. Heiner Koch in der Liturgie zur Überreichung des Glaubensbekenntnisses. Keiner wisse, wie sein Weg aussehe – denn "jeder ist sich selbst ein Geheimnis, keiner weiß, was auf ihn zukommt, und der Weg geht weiter, weil Gott immer Geheimnis bleibt. Er kommt uns auf dem Weg entgegen", so der Bischof. Er wünschte den Taufbewerbern "Geduld, ein Leben lang auf dem Weg zu bleiben, und Mut, den Weg entschieden zu gehen" und segnete jeden der anwesenden Taufbewerber.

Kreuzkapelle
Die liturgische Feier begann in der Kreuzkapelle - gut gefüllt mit Taufbewerbern, ihren Paten und Freunden.

Credo
Nach dem persönlichen Segen überreichte Bischof Koch jedem Taufbewerber den Text des Glaubensbekenntnisses.

vor dem Märtyreraltar
Die liturgische Feier endete vor dem Märtyreraltar, auf dem die Urne mit den sterblichen Überresten der in Dachau umgekommenen Priester sel. Alojs Andritzki, Aloys Scholze und Dr. Bernhard Wensch stehen.

Segen vor dem Märytreraltar
Schlusssegen von Bischof Koch vor dem Märtyreraltar

Text + Fotos: Elisabeth Meuser



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