Bischof Heiner Koch: Gedanken zur PEGIDA-Bewegung

mit Blick auf das "Weihnachtslieder-Singen" vom 22. Dezember 2014

Gedanken von Bischof Dr. Koch nach der Pegida-Demonstration am 22.12.2014 in Dresden

"Sehr deutlich war gestern der Protest der Pegida-Demonstranten, ein Protest gegen ihre Gegendemonstranten. „Das, was ihr uns vorwerft, praktiziert ihr selbst: ihr diffamiert, ideologisiert und nehmt von uns nur das wahr, was in euer Meinungsbild passt.“

Bischof Dr. Heiner KochDie Pegida-Demonstranten greifen die Worte der Demonstranten vor 25 Jahren bei der Friedlichen Revolution auf: „Wir sind das Volk!“ Doch damals folgten nach den Demonstrationen die Runden Tische, das Gespräch, die Übernahme von Verantwortung, das Aufeinanderzugehen. Wenn Pegida nicht ins Gespräch und in die konkrete Mitarbeit kommt, werden die Demonstrationen leere Show-Veranstaltungen bleiben.

Hier wird die Weihnachtsbotschaft instrumentalisiert. Sie ist keine moralische Keule, sie ist eine Einladung Gottes an jeden Menschen, an der Krippe zusammenzukommen. Durch das Kind werden wir alle zu Schwestern und Brüdern. Wer an der Krippe steht, kann nicht ausgrenzen, abschieben und die Türen zuschlagen. Er stände sonst selbst draußen.

Ich bin überzeugt, dass hinter dem Singen christlicher Weihnachtslieder bei der Pegida-Demonstration oft nicht der christliche Glaube stand. Den Glauben, der das christliche Abendland prägte, kennen hier die meisten Menschen nicht. Aber die Weihnachtslieder sind auch Ausdruck der tiefen Sehnsucht der Menschen nach Heimat und Geborgenheit. Viele Menschen haben hier die Angst, ihre Heimat zu verlieren. Deshalb ihr Aufbegehren nicht nur gegen eine angeblich falsche Asylpolitik, sondern genauso gegen EU-Bürokratisierung und Genderpolitik. Dass die meisten Menschen hier dabei keinen religiösen Halt mehr haben, steigert ihre Heimatlosigkeit letztlich ins Unendliche: Ohne Halt kein Aufenthalt. Deshalb wird der Pegida-Bewegung letztlich nicht mit politischen Argumenten zu begegnen sein. Sie ist tiefer Ausdruck einer seelischen und religiösen Leere."

+ Dr. Heiner Koch, Bischof von Dresden-Meißen



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