"Menschen in Not und Bedrängnis helfen"

Erklärung des Diözesanrats des Bistums zu fremdenfeindlichen Vorfällen gegen Asylsuchende

Liebe Christinnen und Christen des Bistums Dresden-Meißen,
Sachsens und Ostthüringen

Mit Bestürzung nimmt der Diözesanrat die rechtsextremistische Haltung von Bürgern in unserem Bistum wahr, so in Freital, aber auch in anderen Städten. Diese Haltung der Fremdenfeindlichkeit führt zu Diskriminierung von Menschen, die in ihrer Not und Verzweiflung Zuflucht und Unterstützung bei uns suchen, bis hin zu Gewalt gegen Asylsuchende. Der Diözesanrat ist dankbar für die klaren Worte, die Erzbischof Koch und Ministerpräsident Stanislaw Tillich zu den hasserfüllten Demonstrationen gegen die Flüchtlingsunterkunft in Freital gefunden haben. Fehler bei den Zuweisungen von Asylsuchenden in die einzelnen Landkreise und Kommunen und mangelnde Koordination und Information rechtfertigen weder Gewalt noch die verbalen Ausfälle.

Die Staatsregierung muss ihre Zusammenarbeit mit den Kommunen und Landkreisen verbessern und alle beteiligten Verwaltungen müssen mehr Transparenz und Information für die Menschen in Sachsen sicherstellen. Für die Staatsregierung hat der Ministerpräsident das zugesagt. Dass durch einen offenen Umgang  mit dem Thema der Unterbringung von Flüchtlingen in einer Kommune und der Einbeziehung der Bürger viel Hilfsbereitschaft geweckt wird, zeigen die positiven Beispiele, die es in Sachsen auch gibt.

Der Diözesanrat begrüßt die Willkommensinitiativen und die vielen ehrenamtlichen Unterstützer, die durch ihre Arbeit, als Betreuer und Paten den Asylsuchenden das Ankommen in einem fremden Land erleichtern. Als Christen sind wir konkret durch das Evangelium aufgefordert, Menschen in Not und Bedrängnis zu helfen und ihnen unsere warmherzige Nähe zu zeigen. Willkommensinitiativen und Unterstützergruppen sind eine Form, das gemeinsam mit den Christen anderer Konfessionen und engagierten Einwohnern zu praktizieren. Liebe Gemeindemitglieder in unserem Bistum, setzt ein Zeichen für Fremdenfreundlichkeit und Freundschaft und beteiligt euch, auch wenn in Eurer Region noch keine Asylsuchenden untergebracht sind.

Darüber hinaus fühlen wir uns als Christen und Bürger unseres Landes auch verantwortlich und verpflichtet, öffentlich gegen Rechtextremismus aufzutreten. Der Grundsatz unserer Verfassung, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, gilt für alle Menschen, gleich welcher Religion, Hautfarbe und Nation.

Um deutlich zu machen, dass viele Menschen diesen Artikel 1 unseres Grundgesetzes mit Leben erfüllen, brauchen wir die Unterstützung der Medien. Nicht die, die Streit suchen und Hass schüren, dürfen das Bild unseres Landes prägen, sondern die, die Hilfe anbieten und Fremde freundlich aufnehmen.

Dr. Nikolaus Legutke
Vorsitzender des Diözesanrates



Stichwort: Diözesanrat

In den Beschlüssen der Würzburger Synode (1971-1975) wurde im Nachgang des Zweiten Vatikanischen Konzils die Mitverantwortung der Laien in den Bistümern der Bundesrepublik Deutschland betont. Sie sollen in Katholiken- und Diözesanräten ihre Verantwortung für Kirche und Gesellschaft wahrnehmen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden diese Beschlüsse auch in den ostdeutschen Bistümern umgesetzt. Im Bistum Dresden-Meißen gibt es den Diözesanrat seit 1991. Er setzt sich zusammen aus Vertretern der Dekanate, Vereine und Verbände sowie Einzelpersönlichkeiten. Zwei Mal im Jahr treffen sich die Delegierten und beraten über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft.

Kontakt: dioezesanrat@bistum-dresden-meissen.de



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