Ergebnisse des zweiten Fragenbogens zur Bischofssynode in Rom

Bischof Koch: "Erfreulich, dass nicht nur die Frage der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Eucharistie und die Segnung unterschiedlicher Partnerbeziehungen in den Stellungnahmen thematisiert werden."

Bonn/Dresden/Rom, 20.04.2015 (dbk): Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich in der Sitzung des Ständigen Rates am 26./27. Januar 2015 und in ihrer Frühjahrs-Vollversammlung vom 23. bis 26. Februar 2015 in Hildesheim ausführlich mit den Lineamenta zur XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode (4. - 25. Oktober 2015) befasst. Das Dokument mit dem Fragenkatalog wurde auf den Internetseiten Deutschen Bischofskonferenz und der Diözesen veröffentlicht, um den Gläubigen und den Gemeinden die Möglichkeit zu geben, sich gegenüber ihrem Bistum zu äußern. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) und der Katholisch-Theologische Fakultätentag wurden um Stellungnahmen gebeten.

Deutsche BischofskonferenzWie schon im vergangenen Jahr hat die Befragung bei den Gläubigen ein sehr positives Echo gefunden. Allerdings wurde von vielen beklagt, dass die Fragen oft in einer schwer verständlichen Fachsprache formuliert waren und der Katalog mit 46 Fragen sehr umfangreich war. Deshalb wurden oftmals nicht alle Fragen beantwortet und ist insgesamt die Beteiligung geringer als bei der Beantwortung des Fragebogens zur Vorbereitung der Außerordentlichen Bischofssynode im vergangenen Jahr. In den diözesanen Stellungnahmen wurden darüber hinaus die Erfahrungen der Fachleute für Ehe- und Familienpastoral, der Familienbildungsstätten und die Voten der bischöflichen Beratungsgremien (Priesterrat, Diözesanpastoralrat, Geistlicher Rat) einbezogen.

Die Rückmeldungen zeigen, dass das Leitbild von Ehe und Familie weiterhin breite Zustimmung unter den Gläubigen findet. Allerdings erwarten die meisten ein größeres Verständnis der kirchlich Verantwortlichen für Lebensformen, die diesem Leitbild nicht vollkommen entsprechen. So wurden die meisten Kommentare zu den Fragen gegeben, die den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, mit Paaren, die in einer nur zivilen Ehe oder ohne Trauschau zusammenleben, und mit homosexuellen Lebensgemeinschaften betreffen. Hier erwartet ein Großteil der Gläubigen eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre und eine größere Offenheit gegenüber der heutigen Lebenswirklichkeit. Aber auch die soziale Situation von Familien mit alten, kranken oder behinderten Mitgliedern, von kinderreichen Familien und von Alleinerziehenden findet große Beachtung.

Wie im Vorjahr wurden die über 1.000 Seiten umfassenden Rückmeldungen ausgewertet und für eine Zusammenfassung aufbereitet. Auf dieser Grundlage haben die deutschen Bischöfe ihre Stellungnahme formuliert und ans Synodensekretariat gesandt. Dieses wird die Antworten der Bischofskonferenzen in einem Papier zusammenfassen, dem „Instrumentum laboris“, das als Arbeitsgrundlage für die Beratungen der Bischofssynode im Herbst dient.

 

Hinweis:

Die an das Synodensekretariat in Rom versandte Gesamtantwort der Deutschen Bischofskonferenz können Sie hier als PDF-Dokument HERUNTERLADEN. Weitere Informationen sowie die Stellungnahme der deutschen Bischöfe auf Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch finden Sie unter diesem Link - HIER KLICKEN.




Anmerkungen von Bischof Dr. Heiner Koch zur Antwort der Deutschen Bischofskonferenz auf die Fragen im Hinblick auf die Rezeption und Vertiefung der Relatio Synodi im Vorbereitungsdokument für die XIV. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode 2015

Die Umfrage des Vatikans zur Vorbereitung der Ordentlichen Synode „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt heute“ vom 4. – 25. Oktober 2015 in Rom ist sicherlich von weniger Personen und Gruppen beantwortet worden als die 1. Umfrage vor der letztjährigen Synode. Die Ausführlichkeit und Differenziertheit der Antworten aber zeigt, dass sich in diesem Themenfeld sehr Engagierte und Besorgte zu Wort gemeldet haben. Damit steigert auch diese Umfrage den Erwartungsdruck an die kommende Synode, von der man Klarstellungen und Weisungen erwartet,  manchmal auch in theologisch grundsätzlichen Fragen wie dem Offenbarungs-, dem Kirchen- oder dem Sakramentenverständnis. Angesichts dieser hohen Ansprüche an die Synode erscheint es mir dringend notwendig, dass sie geistlich, theologisch und kommunikativ in den verbleibenden Monaten sehr gut vorbereitet wird, um zu fruchtbaren Ergebnissen führen zu können.

Bischof Dr. Heiner KochIn den Rückmeldungen wurde häufig die komplizierte, hochtheologische und unverständliche Sprache vieler Formulierungen des Fragebogens bemängelt. Weit über den Fragebogen hinaus zeigt sich damit das große Sprachproblem der kirchlichen Verkündigung gerade hinsichtlich der Thematik Ehe und Familie. Zum einen verstehen viele die kirchlichen Aussagen nicht, weil die entsprechende kirchliche Fachsprache für sie eine unbekannte, nicht entschlüsselte Fremdsprache ist. Zum anderen erlebe ich in vielen Diskussionen, wie gegensätzliche Positionen nicht nur inhaltlich begründet sind, sondern auf Grund unterschiedlicher Sprachsysteme aneinander vorbei argumentieren. Damit wird auch die Formulierung der Texte der Bischofssynode vor erhebliche Herausforderungen gestellt sein.

Viele Äußerungen zeigen, dass es eine deutliche inhaltliche Differenz gibt zwischen dem kirchlichen Ehe- und Familienverständnis und den unterschiedlichen Verständnissen dieser Wirklichkeiten in der Gesellschaft. Angesichts dieser Unterschiedlichkeiten fühlen sich viele herausgefordert und überfordert, das kirchliche Ehe- und Familienverständnis auch in Auseinandersetzungen darzulegen und zu begründen. Nicht zuletzt aus dieser Ohnmacht heraus scheinen mir nicht wenige angesichts der Individualisierung der Pluralisierung der Lebensentwürfe in unserer Gesellschaft die Forderung zu erheben, keine Wertungen vorzunehmen, die zur Priorisierung führen.

Es ist erfreulich, dass nicht nur die Frage der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Eucharistie und die Segnung unterschiedlicher Partnerbeziehungen in den Stellungnahmen thematisiert werden. Dass alte, kranke und sterbende Menschen mit in unsere Familien gehören, ist nicht nur angesichts der aktuellen Diskussion um den assistierten Suizid von brisanter Bedeutung. Auch die Fragen der Familienarmut, gerade bei Alleinerziehenden und kinderreichen Familien wird gottlob in den Blick genommen, genauso wie das bislang viel zu wenig beachtete Problem des religiösen Lebens in Familien, in denen christliche Ehepartner und konfessionslose oft in großer religiöser Spannung zusammenleben.

Auf jeden Fall zeigen die Umfragen, dass die Verantwortlichen im Vatikan gut beraten sind, bis zum Beginn der Synode noch eine engagierte und solide kommunikative und theologische Vorbereitung anzugehen. Die Zeit drängt.

Dresden, den 20.04.2015

+ Dr. Heiner Koch

Bischof von Dresden-Meißen
Vorsitzender der Kommission Ehe und Familie



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