Ignatianische Spiritualität fruchtbar für die Ökumene heute

Festakt beim Freundefest in Haus HohenEichen am 4. Juli

Aufmerksames Publikum in HohenEichen
Aufmerksam lauschten die Gäste beim Freundefest im Haus HohenEichen den Vorträgen und musikalischen Beiträgen.

P. Philip Endean SJDresden, 06.07.2015: "Ignatianische Spiritualität - Wie ein katholisches Erbe ökumenische Frucht für die Welt von heute bringt" - unter diesem Thema stand der Festvortrag von Prof. Dr. Philip Endean SJ (Foto rechts) beim diesjährigen Freundefest im Exerzitien- und Bildungshaus Haus HohenEichen in Dresden am vergangenen Sonnabend, 4. Juli. Ignatius von Loyola (1491-1556) lebte in der Zeit der Reformation und versuchte, unter anderem mit Hilfe der von ihm aufgeschriebenen Regeln für Exerzitien, die eigenen Glaubenserfahrungen auch anderen spirituell Interessierten zu vermitteln. Dabei hatte er sich immer wieder vor der Inquisition zu verantworten. Letztlich aber war sein Bestreben, mit der Weitergabe seiner Spiritualität der katholischen Kirche zu dienen. Im Blick auf diesen Hintergrund erstaunt es, dass sich heutzutage viele Christen aus den reformatorischen Kirchen von den ignatianischen Exerzitien angezogen fühlen. Der britische Jesuit Philip Endean, der an der theologischen Hochschule der Jesuiten in Paris, Centre Sèvres, lehrt, machte dafür am vergangenen Sonnabend drei Gründe aus, die evangelische Christen an der ignatianischen Spiritualität anziehen:

- Der persönliche, nicht-wissenschaftliche Umgang mit der Bibel ermögliche es, "den Geschmack für das Wort Gottes wiederzufinden" und dabei die eigene reformatorische Tradition wiederzuentdecken.

- Die empathische, zuhörende und mitgehende Exerzitienbegleitung ermögliche es, "mit anderen zusammen auf dem Weg zu sein und es dem Heiligen Geist zu überlassen, sie zu ändern".

- Nicht zuletzt auch die Freiheit in der Entscheidungsfindung im freien Hören auf den Willen Gottes - mit dem "Akzent auf der Liebe statt auf Pflicht und Gehorsam" - wirke anziehend auf evangelische Christen.

Ignatius sei dem Papst gegenüber loyal, aber keineswegs unkritisch gewesen, so Prof. Endean. Es habe schon damals eine gewisse Offenheit gegeben, die Exerzitien für Nicht-Katholiken zu öffnen - denn der Geist Gottes sei in der ganzen Schöpfung am Wirken. Beim Blick auf die heutige Situation griff der Referent auf Papst Franziskus zurück, der die Kirche mit einem Feldlazarett nach einer Schlacht verglich, in dem zuerst die Wunden versorgt werden müssen, bevor man sich um alles andere kümmern könne. So sei es auch bei den Menschen, die sich heute in spiritueller Not befänden: es gelte, mit den individuellen Wunden (anstatt mit theologischen Diskussionen) zu beginnen, also "ganz unten anzufangen".

Quirina Preusker und Elisabeth Ludwig (v.l.)
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von den diesjährigen Preisträgerinnen des Wettbewerbs "Jugend musiziert" Elisabeth Ludwig (E-Piano) und Quirina Preusker (Querflöte); beide sind Schülerinnen des St. Benno-Gymnasiums Dresden.

P. Wilfried Dettling SJ
P. Wilfried Dettling SJ, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Haus HohenEichen in Dresden.

Fotos + Text: Elisabeth Meuser



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