Gott geht mit uns mit - auch auf manchem Wüstenweg

Predigt von Bischof Dr. Koch zum Fronleichnamsfest 2015 in Dresden

Bischof Dr. Heiner Koch




Noch nie ist mir wie in den letzten Tagen bewusst geworden, wie sehr ich hier im Bistum Dresden-Meißen zu Hause bin, auch wenn ich kein typischer Dresdner bin, der, selbst wenn er nach Hause geht, Heimweh hat.

Gerade in einer von Mobilität und Globalität geprägten Gesellschaft schreit das Herz des Menschen nach der Verbundenheit in seiner Heimat. Unser menschliches Leben vollzieht sich immer in den Dimensionen von Raum und Zeit. Orte und Geschichten machen deshalb die menschliche Heimat aus, vor allem aber die Menschen, denen wir vertrauen können und die uns vertrauen. Dort sind wir zu Hause. Heimat ist deshalb nicht, sie muss immer wieder wachsen.

Vielleicht werden im Vorfeld der römischen Ehe- und Familiensynoden die Diskussionen so leidenschaftlich geführt, weil gerade die Familie für viele ein Ort erfahrener, aber oft auch verletzter Heimat ist. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund der Angst, die manche in unserem Bistum mit dem eingeschlagenen Erkundungsprozess verbinden: Hoffentlich werden wir kirchlich nicht zu anonymen, heimatlosen Großstrukturen zusammengefasst.

Wir wissen aber auch: Hier auf Erden haben wir keine bleibende Heimat. Immer wieder brechen wir auf und werden auseinandergerissen. Wir sind eben nur Gast auf Erden, wie es im Kirchenlied heißt, "und wandern ohne Ruh, mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu". Unsere Hoffnung steht: "Unsere Heimat ist im Himmel." (Phil 3,20) "Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten", verheißt Christus (Joh 14,2).

Für diesen unseren Weg zur ewigen Heimat ist unsere Fronleichnamsprozession tiefes Sinnbild:

  • Unser Leben ist eine große Prozession, wir sind auf dem Wege.
  • Wir gehen nicht allein, sondern kräftigen einander auf dem Weg mit anderen Christen und mit Menschen an unserer Seite, die unseren Glauben nicht teilen und für die wir bei unserem Weg durch die Stadt heute besonders beten. Unser Weg aber ist kein Kreislauf, sondern ein Pilgerweg, wie diese Prozession: Unser Leben hat ein Ziel.
  • Wir sind als Kirche Weggemeinschaft, wir sind als Kirche unterwegs, wir dürfen uns nicht zu behaglich einrichten und sitzen bleiben.
  • Vor allem aber müssen wir eine offene Zeltgemeinschaft sein für die Menschen, die unter ihrer Heimatlosigkeit besonders leiden und die zu uns kommen: die Flüchtlinge und die Vertriebenen, die seelisch Obdachlosen und die vielen Menschen ohne Orientierung. Wir sind füreinander verantwortlich.
  • Vor allem aber bekennen wir in der Prozession, die wir jetzt gehen: Wir gehen nicht allein: Gott geht mit uns mit. In der Gestalt des eucharistischen Brotes ist er mit uns unterwegs, ist er unsere Wegzehrung, unser Manna, auch auf manchem Wüstenweg, den wir zu meistern haben, in Dresden oder auch in nördlicher gelegenen Städten.


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