Achte auf die Wurzel, die dich trägt

Genogramm-Seminar vom 15. bis 17. Januar 2016 in Dresden

Dresden, 18.12.2015: Zu einem Genogramm-Seminar lädt die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle Dresden des Bistums Dresden-Meißen vom 15. bis 17.1.2016 ins Haus HohenEichen nach Dresden-Hosterwitz ein. Titel des Seminars: "Achte auf die Wurzel, die dich trägt. Oder: Warum betreiben wir Familienforschung?"

Das „Genogramm“ ist nichts anderes als ein Schlagwort. Auch das Synonym „Stammbaum“ kommt aus dem Plakativen nicht heraus. Diese damit gemeinte Aufzeichnung der Reihenfolge der Geburten in einer Familie und die Strukturierung in Eltern-Kind-Systeme und so genannte Generationen sind eine Fleißarbeit und häufig auch eine sehr aufwendige Arbeit in Archiven von Kirchen, Ämtern und Dachböden.  

Nicht erklärbar ist, wenn denn jemand in seiner Familie beginnt zu recherchieren, welcher Eifer, welche Erregung bis hin zur scheinbaren Besessenheit diesen Prozess begleitet. Das Erkennen wollen als treibende Motivation ist angefüllt mit Hoffnungen, Sehnsüchten und Ahnungen, die sich in der Regel nicht eingestanden oder nicht einmal wahrgenommen werden.

Was ist es, das uns Herzklopfen bereitet, wenn wir unseren Familiennamen in alten Büchern oder auf alten Urkunden sehen? Was macht es aus, dass sich hier an untergründiger Verbindung in die Welt der Vorfahren andeutet? Wie kommt es, dass oft eins von mehreren Geschwistern diese Arbeit beginnt und dabei erstaunliche Kräfte und Kreativität und Ausdauer entwickelt? Was ist es, dass unzählige Schriftsteller/innen „Familienromane“ verfassen lässt, in denen breit ausgearbeitet der „Rote Faden“ dieser Familie versucht wird zu erfassen oder bedeutsame Ereignisse der Vergangenheit in ihren Zusammenhängen rekonstruiert  werden.

Die Antwort scheint zunächst einfach: Alle die, die dieses Interesse und Eifer spüren, spüren gleichzeitig auch die Bedeutsamkeit der Familiengeschichte für ihr eigenes Leben. Als würde das Wissen um die Familie mit ihren Verhaltensweisen, Verhaltensmustern, Traditionen, Ritualen, tragischen wie auch glücklichen Lebensereignissen und ihrem jeweiligen Zeitgeist uns schließlich in den Zustand der Befriedigung und Ruhe versetzen können! Und es ist dem so! Sobald wir wissen, wer und wie unsere Eltern, Großeltern und manchmal auch die Urgroßeltern waren, umso sicherer und selbstbewusster stehen wir in unserem aktuellen Leben. Das ist einerseits thesenhaft behauptet, andererseits als Phänomen immer wieder zu  beobachten.
Sie hat also erheblich mit unserem aktuellen Leben zu tun – die Familiengeschichte. Oder vielmehr hat unser aktuelles Leben offenbar mehr zu tun mit Familiengeschichte, als wir gemeinhin annehmen.

Was macht das Genogramm zu einem Instrument der Familienerforschung?

Außer die Menschen, die jemals in unserer Familie gelebt haben, stellt das Genogramm (symbolisch und farblich) folgendes dar:
-    Wichtige, auch traumatische Lebensereignisse (rot)
-    Berufe  und Konfessionen (grün)
-    Krankheiten, physisch und psychisch, (blau)
-    Ereignisse aus der Zeit des Nationalsozialismus (braun)
-    Kulturelle, geschichtliche und geographisch wichtige Ereignisse wie Flucht, Vertreibung, Migration, Umzüge,… (orange)
-    Alkohol- und Drogenmissbrauch, Süchte und Abhängigkeiten (türkis)

Wenn wir dies alles zusammentragen, entsteht nicht nur ein buntes Bild, sondern ein zeitgeschichtliches Dokument. Und es entsteht eine gefühlsmäßige Verbindung  zu den vorderen Generationen und deren Lebensumstände und Lebenstragik, zu deren Begabungen, Berufungen, Schicksalsschlägen und Verstrickungen. Fragen zu den Beziehungen werden wach und erstmalig möglich. Welche Bindungen und Verbindungen sind unsere Vorfahren in ihrer Zeit eingegangen!? Wie haben sie gewirkt? Was haben sie gefühlt?? Was haben sie geglaubt und was war ihnen wichtig? Wieviel Angst oder wie viel Leidenschaft hat ihr Leben bestimmt? Welches Maß an Anpassung mussten sie aufbringen, um gut oder überhaupt weiter leben zu können.
Sie rücken uns nicht nur emotional und näher, sondern die Ereignisse und Einflüsse jener Zeit, in der sie lebten, wird anschaulich. Wir beginnen zu verstehen, zu erkennen, „durchzusehen“ und das Familienganze zu begreifen.
Der letzte Schritt ist jedoch die Frage oder die Wahrnehmung, was dies mit uns jetzt Lebenden zu tun hat.

Entwicklungspsychologisch gesehen beeinflusst ein Kind der erzieherische Wille der Eltern, mehr aber noch dessen Nachahmungswunsch. Eltern und das Kind umgebende nahe Personen sind Vorbilder und Orientierungen.
Auch als Erwachsene prägt und formt uns, was uns umgibt.

Und so nehmen wir wie die Luft zum Atmen alles auf, was sich uns anbietet und insbesondere das, wovon wir als Kinder und Heranwachsende liebend abhängig sind. Wir setzen uns auch zur Wehr, wenn wir Schmerzen, Ängste oder unangenehme Gefühle erfahren. Verhaltensweisen wie Verhaltensmuster, Gebräuche wie Gesten und Symbole, Glaubensinhalte wie Annahmen und Wertvorstellungen, Geheimnisse wie Ängste – alles „atmen wir ein“ und versuchen es, in die aktuelle Zeit und in aktuelle Situationen einzupassen.
Schwierig wird es, wenn wir fühlen müssen, dass etwas nicht stimmt im Leben der Eltern und Vorfahren, d.h. wenn sie nichts davon preisgeben, was sie im Inneren quält und ihnen Not macht. Dann versuchen wir, dies aufzulösen, mit zu tragen oder gar die ganze Last auf uns zu nehmen. Das ist aber uns nicht offenbar, sondern geschieht wie bei den Vorderen unbewusst im nichtwahrnehmbaren Bereich. Aber wir werden davon krank oder wenigstens stört uns etwas. Das manifestiert sich dann in psychischen und physischen Erkrankungen.
Aber gehen wir zurück zu der Erregung, die uns erfasst, wen wir Familienerforschung betreiben. Sie ist ein guter Hinweis auf unsere Impulse zum Erkennen und Gesunden.

„Durch die Verbindung von familien-geschichtlichen Ereignissen und der Aktualität werden Zusammenhänge offensichtlich, die weit über den Einflussbereich der Herkunftsfamilie… hinausgehen.“ (Ruthard Stachowske: Mehrgenerationentherapie und Genogramme in der Drogenhilfe, Asanger Verlag 2002, S. 94)

Dr. Hansi-Christiane Merkel, Leiterin der EFL-Beratungsstelle Dresden des Bistums Dresden-Meißen



Die Fakten zum Genogramm-Seminar im Überblick:
Nächster Termin:
15. - 17. Januar 2016

Leitung:
Dr. Hansi-Christiane Merkel
Dr. Johanna Rautenberg
Ehe-, Familien- u. Lebensberaterinnen, Dresden
Pfarrer Harald Wachsmuth
Geistlicher Begleiter und Supervisor (DGSv)

Ort:
Haus HohenEichen

Kosten für Übernachtung und
Vollpension: 80,00 € / Person
Kursgebühr:  40,00 € / Person

Beginn: 15.01.2016, 18.00 Uhr
Ende:    17.01.2016, 13.00 Uhr

Anmeldung:
Ehe-, Fam.- u. Lebensberatung Dresden
Dr.-Friedrich-Wolf-Str. 2
01097 Dresden
Tel.: 0351-804 44 30
e-Mail: efl-beratung.dresden@
bistum-dresden-meissen.de

Kontoverbindung: LIGA Bank eG
IBAN: DE68 75090300 0008294534
BIC:  GENODEF1M05



Zurück Impressum