Wie kann christliche Gemeinde heute lebendig sein?

Gespräch mit dem philippinischen Priester Romel Enar

Father Romel Enar (Boyet)Dresden, 06.08.2015: Sich austauschen über Erfahrungen in der Pastoral – aus diesem Grund besucht derzeit, vom 3. bis 10. August, der philippinische Priester Romel Enar (40), genannt Boyet, das Bistum Dresden-Meißen, das sich seit knapp zwei Jahren in einem "Pastoralen Erkundungsprozess" befindet.
Pfarrer Dietrich Oettler
Gestern traf sich Father Boyet zu einem Gespräch mit Vertretern aus den Hauptabteilungen Pastoral und Personal – zusammen mit Pfarrer Dietrich Oettler (Foto unten), Borna, bei dem er zu Gast ist. Zweifellos gibt es Unterschiede zwischen der pastoralen Situation in der Diözese Kabankalan auf den Philippinen und im Bistum Dresden-Meißen – allein schon die Pfarreigröße mit 50-80.000 Gläubigen können wir uns hierzulande schwer vorstellen. Ein weiterer Unterschied liegt in der Mentalität und Gesprächskultur: In Deutschland sind es die Katholiken nicht gewohnt, über ihren Glauben zu sprechen, was den Menschen auf den Philippinen wesentlich leichter fällt.

Dennoch gibt es Fragen, die hier wie dort in der Pastoral aktuell sind: Wie können wir lebendige Gemeinschaften werden? Um diese Frage beantworten zu können, müsse sich zunächst jeder Christ darüber klar werden, was seine eigene Berufung sei, betonte Father Boyet. "Wir brauchen mehr Übung darin, einander mitzuteilen, wo wir gerade stehen", so der Philippino, und er wies darauf hin, dass sich pastorale Mitarbeiter dessen bewusst sein sollten, dass es "einen Unterschied gibt zwischen dem, was die Menschen brauchen, und dem, was wir denken, dass sie brauchen". Es sei wichtig, Ängste ernstzunehmen und dazu zu ermutigen, sie auszusprechen. Das tägliche Leben und die im Alltag auftretenden Fragen und Hoffnungen könnten ein guter Einstieg sein, um miteinander mehr über das ins Gespräch zu kommen, was uns im Tiefsten berührt und trägt, eben auch über den Glauben.

Father Boyet mahnte aber auch zur Geduld: Es werde Jahre dauern, bis sich das Bild der Gläubigen von ihrer Gemeinde von der Konzentrierung auf den Pfarrer oder Priester hin zu einer Gemeinschaft aus verantwortlichen Gläubigen gewandelt hat, ist er sich sicher. Insgesamt sei es auf diesem Weg wichtig, das zu stärken, was Menschen zusammenbringt, was ihnen Freude macht und was sie ins Gespräch miteinander bringt.

Im Frühjahr 2015 hatten vier pastorale Mitarbeiter aus dem Bistum Dresden-Meißen an einer missio-Studienreise auf die Philippinen teilgenommen, um ein Modell partizipativer Seelsorge kennenzulernen. Die Reisegruppe erlebte Father Boyet in Manila im Rahmen einer von ihm sehr lebendig gestalteten Bibelarbeit. Sie können den Reisebericht hier nachlesen.


Text + Fotos: Elisabeth Meuser



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