Patenschaft wird zur Partnerschaft

Adveniat unterstützt seit 1963 mit der Patenschaftsaktion die Priesterausbildung in Lateinamerika

Prälat Bernd Klaschka, Erzbischof Jorge Carlos Patrón Wong, Bischof Dr. Heiner Koch
Gemeinsam für eine gute Priesterausbildung: Prälat Bernd Klaschka, Erzbischof Jorge Carlos Patrón Wong und Bischof Dr. Heiner Koch (v.l.).

Schmochtitz, 07.05.2015: „Die Priester sind der Motor der menschlichen, spirituellen und sozialen Entwicklung in Mittel- und Südamerika“, sagt Jorge Carlos Patrón Wong. Der 57-jährige Mexikaner ist Kurienerzbischof und als Sekretär an der Kleruskongregation für die Priesterseminare zuständig. Zur Adveniat-Patenschaftskonferenz am 6. Mai 2015 im sächsischen Schmochtitz hat er eine Nachricht aus dem Vatikan mitgebracht: „Für die Unterstützung der Priesterausbildung ist der Heilige Vater den deutschen Bischöfen und den Paten sehr dankbar“, sagt Wong. Der Erzbischof meint damit auch die jährlich über 3,7 Millionen Euro, mit denen das Hilfswerk Adveniat gemeinsam mit den deutschen Bistümern seit 1963 die Ausbildung von Priesterkandidaten in Mittel- und Südamerika und der Karibik fördert. 30.000 Männer bereiteten sich alleine im Jahr 2012 in Lateinamerika auf den Priesterberuf vor. Bei der jährlichen Patenschaftskonferenz beraten die Verantwortlichen aus allen deutschen Diözesen über die jüngsten Entwicklungen und Perspektiven der Aktion.

Prälat Bernd Klaschka, Hauptgeschäftsführer von Adveniat, berichtet von der Hilfe die Adveniat leistet: „In Lateinamerika gibt es rund 800 Diözesen, davon gelten 450 als arm. Diese Bistümer unterstützen wir bei der Ausbildung von Priestern.“ 2.214 Paten aus ganz Deutschland haben sich 2014 für die Priesterausbildung engagiert. Der demografische Wandel lasse die Zahl der Spender sinken. Auch Menschen zu finden, die sich auf längere Zeit verpflichten, werde immer schwerer, sagt Klaschka. Es gebe aber auch Spender, die seit über 50 Jahren die Priesterausbildung unterstützen. Dass es kein persönliches Verhältnis von Paten und Stipendiaten gebe, sei dabei wichtig: „Die Freiheit muss garantiert sein. Ein Priesterkandidat muss auch ohne Druck wieder aus dem Seminar austreten können“, sagt Klaschka. Rund 4.500 junge Priesteramtskandidaten unterstützte Adveniat im vergangenen Jahr. Das ist etwa jeder fünfte. Die Probleme der katholischen Kirche in Deutschland hätten dabei auch Auswirkungen auf die Spendenbereitschaft. „Der Missbrauchsskandal und auch die Diskussion um die Finanzen der Kirche wirkt sich aus“, sagt der Hauptgeschäftsführer.

Erzbischof Wong ist dankbar für die Unterstützung: „Mein Seminar, an dem ich als Priesteramtskandidat war, ist auch von Adveniat unterstützt worden“, berichtet der Geistliche. Auch das Seminar, das er später als Regens geleitet habe, habe diese Hilfe aus Deutschland empfangen. „Eine gute Priesterausbildung ist wichtig. Die Evangelisierung in Südamerika braucht Priester, die vor Ort geboren sind. Sie müssen den Menschen nahe sein und eine persönliche Beziehung zu Christus haben“, sagt der Erzbischof und blickt dabei auch auf den Heiligen Vater. „Auch Papst Franziskus gehört zu diesen Geistlichen“, sagt er. Während Adveniat in den vergangenen Jahrzehnten dabei geholfen habe, dass Gemeinden und Diözesen entstehen konnten, gehe es heute nicht mehr um Strukturen – „Bildung und Weiterbildung sind wichtig“. Die frühere traditionelle Kirchenzugehörigkeit gebe es immer weniger, sagt Wong. Auch Südamerika sei von einem starken Wandel betroffen. Die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen verändere das Familienleben stark. Die Kirche müsse als eine dienende Kirche diesen Wandel der Gesellschaft akzeptieren.

Der Dresdener Bischof Dr. Heiner Koch ist Gastgeber für die Konferenz der Patenschaftsverantwortlichen in Schmochtitz. „Mit vier Priesteramtskandidaten bei 150.000 Katholiken in unserem Bistum müssen wir uns nicht verstecken“, sagt der Bischof angesichts der Zahlen aus Südamerika. „Wer hier Priester wird, schwimmt gegen den Strom“, sagt Koch mit Blick auf die Diasporasituation der Katholiken im Osten Deutschlands. „Eine Patenschaft muss auch Partnerschaft werden. Für uns ist es wichtig, Teil der Weltkirche zu sein.“

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von Hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten rund 1.900 Projekte gefördert werden, die mit einer durchschnittlichen Fördersumme von 14.000 Euro genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Armen.

Foto + Text: Markus Kremser, Adveniat


 



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