Dokumentiert: Predigttext des Apostolischen Nuntius

am 22. Juni in Dresden

Predigt S.E. Apostolischer Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterovic
(Gen 12,1-9; Ps 33; Mt 7,1-5)

Dresden, Hofkirche, 22. Juni 2015
Montag der 12. Woche im Jahreskreis


„Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus“ (Gen 12,1).

Exzellenz, verehrte Mitglieder des Kathedralkapitels,
Liebe Priester und Ordensleute,
liebe Schwestern und Brüder!
    
Schon längere Zeit wollte ich das Bistum Dresden-Meißen besuchen und habe darüber mit Eurem Bischof, dem lieben Monsignor Heiner Koch gesprochen. Wir haben zusammen nach einem entsprechenden Termin hierfür gesucht. Wir alle wissen, daß diese Tage nicht der ideale Zeitpunkt für einen Pastoralbesuch des Apostolischen Nuntius in Eurer Diözese sind. Da ich aber heute meinen offiziellen Antrittsbesuch beim Ministerpräsidenten von Sachsen, Herrn Stanislaw Tillich gemacht habe, freue ich mich, bei Euch zu sein, mit Euch in dieser schönen Kathedrale der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu beten, die nach dem Wiederaufbau nach der tragischen Zerstörung im zweiten Weltkrieg am 13. Februar 1945 wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit erstrahlt.

Nuntius Erzbischof Dr. Nikola EterovicLiebe Gläubige, als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland grüße ich jeden von Euch und alle zusammen. Ich übermittle Euch die herzlichen Grüße Seiner Heiligkeit, des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche. Am Ende der Heiligen Messe werde ich allen im Namen des Heiligen Vaters den Apostolischen Segen erteilen.

Das Wort Gottes, das wir gehört haben, kann alle auch in diesen besonderen Zeiten Eurer Kirchengeschichte erleuchten. Unsere Aufmerksamkeit ist vor allem auf die Berufung des Patriarchen Abram gerichtet, der nach dem Bundesschluss mit Gott Abraham genannt wird, denn „Vater einer Menge von Völkern“ (Gen 17,5) sollte er werden. Mit Hilfe des Glaubens können wir in dieser Berufung auch besser den Wechsel Eures Bischofs Heiner Koch von Dresden-Meißen nach Berlin nachvollziehen.

Der Herr hat das Wort an Abram gerichtet: „Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde“ (Gen 12,1). Die Heilige Schrift betont den Gehorsam des Abram, der zu dieser Zeit 75 Jahre alt war: „Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte“ (Gen 12,4). Er folgt dem Willen von JHWH und zieht in das verheißene Land, das ihm gezeigt wird und wo er sich niederlässt (vgl. Gen 12,6). Bemerkenswert ist, was er als erstes in seinem neuen Heimatland tut. Nachdem er das Zelt aufgeschlagen hatte, „baute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an“ (Gen 12,8). Danach wandte er sich der Wüste Negev zu. Beide Aktionen Abrams sind bemerkenswert, der Zeltaufbau, die Sorge für die Wohnung für seine Sippe, und das Gebet.

Die Berufung des Abraham erinnert in gewisser Weise an die Berufung eines jeden einzelnen von uns, den der Herr für einen besonderen Dienst in seiner Kirche auserwählt hat. Sie beinhaltet auch die Aufforderung Gottes: „Zieh weg aus deinem Land“, wie auch die Verheißung des Segens: „Ein Segen wirst du werden“. Es handelt sich nicht um ein vereinzeltes Geschehen, ein Segen nur für die gerufene Person. In der Gnade Gottes wird diese Person zum Segen auch für andere. Daher verspricht Gott: „Ich werde die segnen, die dich segnen“ (Gen 12,3).

Lieber Herr Bischof Koch, liebe Mitbrüder im Priester- (und Diakonenamt), liebe Brüder und Schwestern, im Licht des Wortes Gottes, das wir gehört haben, verstehen wir besser die Ernennung des Heiligen Vaters, die nach der Wahl der Mitglieder des Kathedralkapitels von Berlin folgte. Der Dank an Sie, Exzellenz, dass Sie diesen neuerlichen Ruf angenommen haben, der verbunden ist mit dem Opfer, Menschen und eine vertraute Umgebung zu verlassen. Aber Ihre Annahme zeigt auch das Vertrauen in Gott und den Gehorsam, Seinem heiligen Willen zu folgen. Daher drücken wir die Hoffnung aus, verbunden mit unseren Gebeten für Sie, die verehrte Diözese Dresden-Meißen, wie auch die Erzdiözese Berlin, daß Sie durch die Gnade Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zum Segen werden für alle Menschen, denen Sie begegnen bei ihrer neuen kirchlichen Mission. Es wird nicht an Arbeit und Herausforderungen fehlen. Mit Bezug auf die Erfahrung des Abraham, müssen sie sich zwar nicht mit dem Bau eines Altares beschäftigen, wohl aber mit dessen Erneuerung, wie auch mit der vorherigen Restaurierung der St. Hedwigskathedrale sowie dem Nachbarhaus. Wie einst der Herr zu Abraham sagte, so gilt auch Ihnen: „Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild“ (Gen 15,1). Er wird immer mit Ihnen gehen. Außerdem hatte Abraham die Hilfe seiner Familie und Bediensteten. So werden auch Sie nicht allein sein, Exzellenz. In Berlin werden Sie gute Mitarbeiter finden, die zu arbeiten bereit sind und mit Enthusiasmus an den Aufbau der materiellen Kirche (der Kathedrale), wie der spirituellen, jener noch wichtigeren Kirche, die von den Gläubigen gebaut wird, den „lebendigen Steinen“ (1 Petr 2,5).

Möge die allerseligste Jungfrau Maria, die Mutter der Kirche, für Sie eintreten und für diese verehrte Diözese von Dresden-Meißen, wie auch für das Erzbistum Berlin. Amen.  



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