"Was ihr dem geringsten meiner Brüder..."

Sr. Hatune Dogan in Chemnitz zur Lage der religiösen Minderheiten im Nahen Osten

Sr. Hatune. www.hatune.deChemnitz, 24.03.2015: "Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", betont die syrisch-orthodoxe Ordensschwester Hatune Dogan immer wieder. Bei ihrem Besuch in der Chemnitzer Pauli-Kreuzkirche am Sonnabend, den 21. März hat sie als Augenzeugin eindrücklich über ihre Begegnungen mit Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak berichtet.

In ihrem Vortrag schilderte die Ordensfrau auch die Verschleppung von über 5.000 jesidischen und christlichen Frauen, die nun schrecklichen Misshandlungen und Qualen ausgesetzt seien. Immer wieder gelänge es aber, Frauen auf verschiedenen Wegen freizukaufen. Im Februar seien mehr als zwanzig Frauen durch ihre Stiftung gerettet worden. Das Hauptaugenmerk Schwester Hatunes liegt nun darauf, den Lebensunterhalt dieser Frauen im nahöstlichen Zufluchtsland so lange zu sichern, bis Ausreisepapiere ausgestellt seien. In Deutschland soll eine medizinische, traumatherapeutische und sozialpädagogische Behandlung und Begleitung der schwerst traumatisierten und misshandelten Frauen sichergestellt werden. Dafür werden dringend Spenden benötigt.

In Kooperation mit syrisch- und koptisch-orthodoxen Christen hatte das evangelische Forum die Ordensfrau eingeladen. Neben katholischen und evangelischen Christen waren auch Zuhörer aus verschiedenen Freikirchen, Konfessionslose und auch syrisch-orthodoxe und muslimische Flüchtlinge anwesend.

Nach ihrem Vortrag wurden Sr. Hatuna zahlreiche Fragen gestellt. Sie erzählte von der unaussprechlichen Grausamkeit des Terrors der IS-Miliz und zeigte erschütternde Bilder, die die schwierige und unsichere Lage der geflüchteten Menschen in ihren provisorischen Zufluchtsorten dokumentieren. Viele Besucher hatten Rückfragen zu den Hintergründen der Diskriminierung und Verfolgung der Christen im Nahen Osten. Aber auch konkrete Flüchtlingsschicksale und Fragen zur deutschen Asylpolitik waren Gesprächsgegenstand.

Musikalisch einfühlsam umrahmt wurde die Veranstaltung von einer Band junger muslimischer Flüchtlinge, die selbst dem Terror der IS-Milizen entkommen konnten. Beeindruckend war auch das von Sr. Hatune und ihrem Begleiter, dem syrisch-orthodoxen Mönch Pater Gabriel, auf Aramäisch, also in der Muttersprache Jesu, gesungene Vaterunser.

Die Ordensfrau stellte ihr internationales Hilfswerk, die Sr. Hatune Stiftung "Helfende Hände für die Armen" vor. Um sie bei ihrer humanitären Arbeit für und mit den Flüchtlingen im Nahen Osten zu unterstützen gründete sie dieses einzige offiziell anerkannte Hilfswerk der syrisch-orthodoxen Kirche. Es unterstützt seit Ausbruch der Golfkriege die aus dem Irak geflüchteten religiösen Minderheiten, die in den Aufnahmeländern kaum Hilfe bekommen, darunter vor allem Jesiden und Christen. Den Frauen, die besonders unter Gewalt, Diskriminierung und Verfolgung zu leiden haben, widmet die Stiftung besondere Aufmerksamkeit. Für sie wurde am Ende der Veranstaltung gesammelt.

Am Sonntag feierten Sr. Hatune und P. Gabriel mit der Gemeinde der katholischen Pfarrei St. Joseph die Heilige Messe. Im Pfarrsaal berichtete Sr. Hatune anschließend erneut von ihrer Arbeit.

"Ich glaube an die Tat", gab sie der Gemeinde mit auf den Weg und vermittelte das Gefühl, dass es immer einen Weg gibt, zu einer menschlicheren Welt beizutragen.

 

V.l.n.r.: Pfarrer Hans-Joachim Paschke, Pfarrei St. Joseph in Chemnitz, Schwester Hatune Dogan, Pater Gabriel. Fotos: Petra Habelt

V.l.n.r.: Pfarrer Hans-Joachim Paschke, Pfarrei St. Joseph in Chemnitz, Schwester Hatune Dogan, Pater Gabriel. Fotos: Petra Habelt



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