Diözesanadministrator Andreas Kutschke: Willkommen in Leipzig!

zum 100. Deutschen Katholikentag

Blick auf die Propstei Leipzig. Foto: R. SchäferEndlich ist es soweit. Der 100. Deutsche Katholikentag hier in Leipzig beginnt.

Ich darf Ihnen sagen: ich freue mich auf diesen Katholikentag. Und ich freue mich besonders darüber, dass es auch noch der 100., ein besonderer Jubiläumskatholikentag ist, für den wir hier in Leipzig Gastgeber sein dürfen. Leipzig, eine Stadt, die aufregend ist: in der Kunst und Kultur, Musik und Medien, Wissenschaft und Wirtschaft auf ganz besondere Weise wirken. Eine Stadt, die vielfältig und lebendig ist und damit gerade viele junge und kreative Menschen in ihren Bann zieht. Und in der nicht nur der Aufstieg der lokalen Fußballmannschaft ein sichtbares Zeichen dafür ist, dass diese Stadt in die erste Liga in Deutschland gehört.

Ich darf mit Fug und Recht behaupten: wir haben viel Aufwand und viel Energie in die Vorbereitung dieses Treffens gesteckt, seit unser damaliger Bischof Heiner Koch im Oktober 2013 dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken die Einladung ausgesprochen hat, den Katholikentag hier im Bistum Dresden-Meißen zu veranstalten.

Und heute nun geht es endlich los! Zwar ist noch kein neuer Bischof im Amt. Aber immerhin wird unser ernannter Bischof, Weihbischof Heinrich Timmerevers, an diesen Tagen als Gast teilnehmen. Und Bischof und Bistum haben dabei gleich Gelegenheit, sich näher kennenzulernen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen ein wenig die Bedeutung dieser Tage für die Katholische Kirche hier im Bistum Dresden-Meißen zu erläutern. Dieses Katholikentreffen, zu dem sich allein über 30.000 Dauerteilnehmer angemeldet haben, findet in einem Bistum statt, in dem vom thüringischen Altenburg im Westen bis Zittau im Osten und von Plauen im Süden bis Riesa im Norden die Katholiken auf fast 17.000 Quadratkilometern nur rund drei bis vier Prozent der Bevölkerung ausmachen. In Leipzig selbst, einer Stadt mit über 550.000 Einwohnern, leben nur rund 25.000 katholische Christen.

Allerdings: Uns leitet die feste Überzeugung, als Kirche mit unserer Frohen Botschaft für alle Menschen da sein zu wollen. Und in dieser Hinsicht sehen wir uns mit unseren bevölkerungsreichen Städten Leipzig, Dresden und Chemnitz – aber auch beispielsweise Zwickau und Gera – als ein großes Bistum.

Und die Zahlen sagen ja längst nicht alles: Als Christen hat uns Jesus den Auftrag gegeben, „Salz der Erde“ zu sein. Und diesen Auftrag, diese Herausforderung nehmen wir sehr gerne an. Ich finde sogar, dass das ein sehr schönes Bild für unsere Situation hier ist. Ich denke, bei unserem Wirken und unserer Wirkung kommt es nicht auf pure Masse an. Sondern darauf, die würzige Prise im Tagesgericht unserer Gesellschaft zu sein. Und mitunter können ein paar Salzkörner ja auch einmal gehörig brennen. Ich denke, auch das ist unsere Aufgabe, wenn wir in den kommenden „Katholischen Tagen“ unsere Antworten auf die Fragen der heutigen Zeit ins Gespräch bringen werden.

750-Jahr-Feier im Kloster St. Marienthal 1984.Die Menschen, die sich hier in den Ostbistümern zur Kirche bekennen, verbindet häufig eine sehr enge Beziehung zu ihrer Kirche und ihrem Glauben. Sie können sich vorstellen, dass es schon Rückgrat bedurfte, sich zu DDR-Zeiten trotz Anfeindungen und Repressionen zu dieser Kirche zu bekennen. Diese enge Bindung ist ein starkes Zeichen und ein hoher Wert! Sie wird unter den veränderten gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Bedingungen aber nicht selbstverständlich an die jüngere Generation weitergegeben.

Bei der Vorbereitung dieses Katholikentages haben wir natürlich auch gemerkt, dass unsere Ressourcen – nach den Maßstäben anderer, großer Bistümer – deutlich geringer sind. Wir haben sie dennoch intensiv in die Vorbereitungen eingebracht. Allen, die da mitgegangen sind – oft bis an die Grenzen des Möglichen –, möchte ich schon an dieser Stelle danken.

Wir haben uns eingebracht bei der Bereitstellung von Übernachtungsquartieren und Veranstaltungsräumen in unseren Pfarreien und Einrichtungen. Aber auch durch Mitarbeiter und Impulsgeber aus unseren Reihen und aus den Nachbarbistümern. Sie sind in der Kultur-, in der Jugendarbeit, in den gesellschaftlichen Gruppen dieser Stadt und dieser Region sehr gut vernetzt. Sie konnten die Kontakte herstellen und den Blickwinkel der Menschen „von hier“ einbringen.

Ich denke, unsere neuerbaute und im letzten Jahr eingeweihte Propsteikirche am Innenstadtring ist ein gutes Symbol dafür, wie wir hier Kirche sein wollen. Schlicht, ohne Prunk, aber ganz nah dran an den Menschen: Offen für Begegnung und offen für das Fragen und Suchen der Menschen. Und ich kann Ihnen nur empfehlen: Sehen Sie sich diese Kirche an und all das, was dort tagtäglich los ist!

Katholische Kirche in Sachsen, in Thüringen, ja im gesamten deutschen Osten leistet aus meiner Sicht Pionierarbeit – oft ohne das selbst so zu empfinden. Pionierarbeit, wenn es um Entwicklungen unserer Kirche geht, die in vielen Regionen Deutschlands vielleicht noch bevorstehen. Sicher gilt das nicht in allen Punkten, da wir hier von einer besonderen Historie geprägt sind. Aber vor eine Grundfrage sind wir doch fast überall gestellt: Wie sollen wir auf eine extrem plurale und verstärkt religionslose Gesellschaft reagieren, die doch um Orientierung und Werte ringt, die nach Hoffnung fragt? Da haben wir als Kirche eine Menge zu bieten!

Wir müssen das, was uns antreibt und uns Richtung gibt – unseren Glauben an den barmherzigen und gerechten Gott, der unser Heil will –, glaubhaft bezeugen und auch erläutern. Und das in einer Sprache, die auch Menschen verstehen, denen die Religiosität nicht in die Wiege gelegt wurde.

Aber ich denke, auch dafür ist Leipzig ein hervorragendes Schaufenster unserer kirchlichen Arbeit. Ich nenne an dieser Stelle nur drei Beispiele. Da ist die Kontaktstelle „Orientierung“ in der Leipziger Innenstadt. In einer Passage finden Passanten hier einen Raum der Stille zum Luft-Holen im Trubel der Stadt, zur Begegnung mit dem, der uns Leben in Fülle schenkt. Oder unser Bischöfliches Maria-Montessori-Schulzentrum in Leipzig-Grünau: ganz selbstverständlich übernimmt Kinderwallfahrt, Rosenthal 2012.Kirche hier eine anerkannte Rolle in der Bildungslandschaft dieser Stadt. Oder auch die Kleinen Brüder vom Evangelium, die als Ordensgemeinschaft in einer Plattenbauwohnung ganz schlicht unter und mit den Menschen leben und so Zeugnis geben. Aber auch unsere Pfarreien möchte ich nennen, die im Rahmen unseres diözesanen pastoralen Erkundungsprozesses neue Anknüpfungspunkte für die Menschen suchen. Da lohnt es sich sicher, in diesen Tagen einmal nachzufragen!

Ein Katholikentag wäre in einer Diasporasituation wie hier in Leipzig nicht möglich ohne die gute Unterstützung durch unsere evangelischen Schwestern und Brüder. Lassen Sie mich an dieser Stelle ausdrücklich für diese gute ökumenische Verbundenheit und Zusammenarbeit danken. Sie verbindet uns in Leipzig, aber auch in ganz Sachsen und Thüringen seit langem. In diesen Tagen hat und wird sie sich erneut bewähren – da bin ich mir sicher. Und 2017 werden wir uns hier in Leipzig revanchieren können.

Dass der Katholikentag nach Leipzig kommt, das hat im Vorfeld nicht nur Begeisterung ausgelöst. Ich erinnere nur an die Diskussion um die finanzielle Unterstützung. Nun geht es – wie gesagt – endlich los. Und ich würde mir wünschen, dass sich auch die Leipziger nun von den vielfältigen Inhalten, der Begeisterung und der fröhlichen Stimmung dieser Tage mitnehmen lassen, die wir uns voller Zuversicht erwarten. Ich lade ausdrücklich gerade auch alle Leipzigerinnen und Leipziger ein: Schauen Sie sich um! Nutzen Sie die vielen Angebote, die Ihnen gerade in diesen Tagen gemacht werden. Kommen sie ins Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Begegnung macht das Leben reich!

Dem Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig danke ich, dass sie die Chance erkannt haben, die der 100. Deutsche Katholikentag bietet. Nicht zuerst, weil ein solches Ereignis auch wieder Geld in die Kassen spült, sondern vielmehr auch inhaltlich. Denn es tut einer Gesellschaft gut, von einer unzerstörbaren Hoffnung zu hören und Menschen zu begegnen, die darauf ihr Leben gründen. Menschen, die unsere Gesellschaft in positiver Weise prägen; die den Menschen in seiner Würde als Gottes Geschöpf in den Focus rücken. Menschen, die Anwälte des Lebens sind. Menschen, die Verantwortung für die Umwelt übernehmen, weil sie sie als Schöpfung begreifen.

Wir wünschen uns sehr, dass diese Tage des Glaubens nicht nur ein kuDiözesanadministrator Andreas Kutschkerzes Strohfeuer bleiben, sondern dass daraus viele gute Begegnungen und Kontakte entstehen, die auch weiterwirken, wenn der 100. Deutsche Katholikentag längst Geschichte sein wird.

Und ich hoffe, dass die Salzkörner, die wir als katholische Christen des Bistums Dresden-Meißen zum Gelingen dieses Treffens beitragen können, die Würze, den Geschmack und die besondere Note beisteuern, die diese Tage sicher auch brauchen.

Vielen Dank!

Ihr
Andreas Kutschke
Diözesanadministrator des Bistums Dresden-Meißen



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