"Doch Simon wusste nicht so recht:
Ist das ein Scherz? Meint er das echt?"

Gereimte Predigt zu Lk 5,1-11

Pfarrer Markus BöhmeIhr lieben Kinder, Schwestern, Brüder,
und sonstige Gemeindeglieder,
ich grüße euch und auch die Gäste.
An Karneval da reim' ich feste
die Predigt, also spitzt das Ohr,
nur einmal jährlich kommt das vor.

Gleich anfangs ich jedoch betone:
ich bin hier nicht die Spaßkanone,
die nur, weil gerade Fasching ist,
Klamauk versprüht und ganz vergisst,
dass eine Predigt soll belehren,
ermutigen und auch bekehren.

Darum werd' ich den Text befragen,
den wir gehört. Was will uns sagen
die Frohe Botschaft heut und hier?
Und was hat sie zu tun mit mir?
Denn wenn ich dies begriffen hab,
färbt das auch auf mein Leben ab.

Was dort geschah, ist uns bekannt,
am See Genezareth da stand
der Herr. Zum Volk er sprach,
und alle drängten Jesus nach.
Ihn hören war für sie ein Muss,
denn, was er sagt, hat Hand und Fuß.

Doch weil sich alles drängen tat,
ging er zum Ufer, und er bat
die Fischer, die nach ihrer Schicht
Boote und Netze hergericht',
ein Stück zu fahr'n, so dass er dann
vom Boot die Menschen lehren kann.

Als er geendet, sprach der Herr
zu Simon, der frustriert war sehr:
Fahr nochmal auf den See hinaus
und wirf dein Fischernetz dort aus.
Doch Simon wusste nicht so recht:
Ist das ein Scherz? Meint er das echt?

Denn jeder Fischer weiß Bescheid,
dass man nur nachts, bei Dunkelheit,
die Chance hat, einen Fang zu machen.
Was Jesus sagt, ist eher zum Lachen.
Wenn jemand fordert: Fisch am Tag!,
hat der womöglich einen Schlag!

Obwohl es gar nicht logisch scheint,
tut Simon doch, was Jesus meint,
wirft auf dem See das Netz weit aus
und staunt nicht schlecht, als er zieht’s raus,
denn dieses zu zerreißen droht.
Randvoll wird nun das Fischerboot.

Als er an Land zurückgekehrt,
geht er zu Jesus, blickt verstört,
fällt auf die Knie und macht ihm klar:
Ich bin ein Sünder, das ist wahr.
Doch Jesus sagt: Du brauchst nicht bangen!
Von nun an wirst du Menschen fangen.

Hab keine Angst und folge mir.
'Ne gute Botschaft geb ich dir
mit auf den Weg, denn viele Leute,
die sollen auch erfahre heute,
dass Gott die Menschen wirklich liebt,
uns Zukunft schenkt und Schuld vergibt.

So ließen alle Fischer nun,
die Boote an dem Ufer ruhn,
zogen mit Jesus durch das Land,
'Apostel' werden sie genannt.
In seiner Nähe spüren sie
ganz deutlich Gottes Energie.

Was sagt uns das, was hier geschehn?
Bei Gott kann wirklich alles gehn.
Nichts gibt es, was unmöglich ist,
wenn du vertraust und offen bist,
für das, was Gott dir sagen will.
Denn dann erreichst du auch dein Ziel.

Bei uns jedoch, so nehm ich wahr
ist das nicht immer so glasklar.
Wir baun oft nur auf eigne Kraft,
auf das, was man alleine schafft.
Nur, wenn`s mal nicht geht, wie gedacht,
werd`n Gott die Vorwürfe gemacht.

Darum muss jeder sich bekehren,
das heißt: auf Jesu Worte hören.
Dann wird es auch im eignen Leben
möglicherweise Wunder geben.
Gott wirkt auch heut', wenn man ihn lässt
und auf ihn baut, ja, das steht fest.

Und noch was sagt die Bibelstelle:
es gibt nicht hoffnungslose Fälle,
für den, der glaubt und sich bemüht,
neu anzufangen, denn man sieht,
selbst Misserfolge helfen mit,
dass man vorankommt, Schritt für Schritt.

Soweit zu Lukas, der erzählt,
wie Jesus Jünger sich erwählt.
Und nicht nur damals, ja auch heute
braucht er für seine Botschaft Leute,
die glaubhaft mit Begeisterung
der Kirche wieder geben Schwung.

Nun möchte ich zum Thema machen
die Gegenwarte und solche Sachen,
die uns betreffen und angehn.
Viel Gutes gibt es da zu sehn,
'ne ganze Menge kann man loben,
bei manchem ist noch Luft nach oben.

Wir schauten alle sehr beklommen,
als Bischof Koch uns ward genommen.
Denn unser Heiner ging dahin
Erzbischof wurd' er in Berlin.
Das Gastspiel bei uns war recht kurz.
Rom ist das offensichtlich Schnurz.

Verstehn kann ich ihn nicht, den Koch,
die Kirche dort hat ja ein Loch
und darum ist ein Streit entbrannt,
macht er es zu, gibt es Aufstand,
lässt er es offen, andre sich
beschweren werden bitterlich.

Sieht man es physikalisch an,
so ist ein Loch ja nichts, doch dann,
gibt's in Berlin um 'Nichts' 'nen Streit.
Die Preußen sind wohl nicht gescheit.
Der neue Erzbischof soll`s richten,
muss um das Nichts den Streit jetzt schlichten.

Wir beten, dass nun ziemlich prompt
ein neuer Bischof zu uns kommt,
der mit uns in die Zukunft geht,
als Hirte uns zur Seite steht.
Und alle sind wir sehr gespannt,
wer von Franziskus wird ernannt.
 
Ein Höhepunkt im letzten Jahr
mit Sicherheit die Firmung war.
Weit über 60 junge Leute
wurden gefirmt; ein Tag voll Freude.
Altbischof Reinelt war gekommen
und hat die Firmung vorgenommen.

Doch, und das darf man nicht verschweigen,
was sich allmählich dann tat zeigen:
von unsren Hei-Fa Jugendlichen
hab'n manche sich bald weggeschlichen.
Das Firmversprechen scheint vergessen,
jetzt gelten eigene Intressen.

Drum will zum Heilgen Geist ich beten,
er mög' sie in den Hintern treten
und zwar gewaltig, dass sie spüren:
Gott will zu echtem Leben führen
und eine ew’ge Zukunft schenken,
schon jetzt heißt's deshalb, daran denken!

In der Gemeinde ist zu sehn,
dass Gottes Geist auch heut' tut wehn.
So viele sind in der Pfarrei
mit Freude und Elan dabei.
Das freut mich sehr, denn jeder merkt,
dass Glaube auch Gemeinschaft stärkt.

Im letzten Frühjahr räumten wir
die Kirche aus. Der Grund dafür
war mal die Farbe zu erneuern.
'Nen Steinmetz taten wir anheuern,
der den Altar, wie wir's gedacht
gleich noch auf Vordermann gebracht.

Und auch die Orgel war mit dran,
bevor der Maler hier begann.
Die Pfeifen wurden ausgebaut
gereinigt, überholt, geschaut,
das jede gibt den richt'gen Ton.
Wir alle hab'n nun was davon.

Als dann das Kirchweihfest gekommen,
da hab'n wir in Besitz genommen
die Kirche, die mit 80 Jahr‘
nun wieder frisch und strahlend war.
Das Gotteshaus, das renoviert
zur Andacht neu uns motiviert.

Zur Sonntagsmesse, das ist toll,
da ist die Kirche immer voll.
Und alle singen freudig mit,
Gottesbegegnung hier geschieht.
Auch viele Kinder sind mit da.
Ich finde, das ist wunderbar.

Natürlich muss ich auch benennen,
was auf den Nägeln mir tut brennen:
Am Samstag in der Abendmesse,
denk ich mir manchmal: Meine Fresse,
die vord'ren Reihen sind meist leer,
ganz hinten sitzen umso mehr.

Und manche haben's auch ganz gerne,
steh'n hinten, lauschen aus der Ferne.
Obwohl viel freier Sitzplatz wär
und dieser kostet auch nicht mehr.
Schon öfter habe ich's gewagt
und diesbezüglich was gesagt.

Das ist für mich ein großer Graus.
Wir sind doch nicht im Schauspielhaus,
wo man von hinten besser sieht,
was auf der Bühne vorn geschieht.
Ich bitt’ euch: Macht nicht solche Mätze!
Setzt euch auch auf die vord'ren Plätze!

Mal vor mal nach der Messe hört
man einige, die's gar nicht stört,
sie tun erzähl'n mit lauten Stimmen.
Anstatt sich kurz noch zu besinnen
werd’n Neuigkeiten ausgetauscht
und völlig schmerzbefreit geplauscht.

Dies finde ich nicht angebracht.
Habt ihr schon einmal dran gedacht,
dass dieser Ort hier heilig ist?
Im Tabernakel Jesus Christ,
der da ist in dem heilgen Brot.
Deshalb leuchtet die Lampe rot.

Drum solltet ihr die Gusche halten
und andächtig die Hände falten,
das Knie fromm beugen, wenn's noch geht.
Ihre Alten seid ein Vorbild! Seht,
wenn ihr das wirklich hinbekommt,
dann lernt die Jugend von euch prompt.

Zum Reden da ist draußen Raum,
auf unserem Hof, hinter 'nen Baum,
wenn es beliebt, auf einer Bank.
Groß ist das Grundstück, Gott sei Dank.
Doch sprecht den Leuten ins Gesicht
und hinter ihrem Rücken nicht.

Wer sich für etwas Bessres
sich selber über andre stellt,
der schau mal in der Bibel nach
wie zu den Pharisäern sprach
der Herr: „Ihr seid 'ne Schlangenbrut!“
Nichts ist in euren Herzen gut.

Ja, Lästern eine Sünde ist,
das sollte wissen jeder Christ
und redlich sein darauf bedacht,
so, wie es Jesus vorgemacht,
auch selbst zu leben. Das wär fein.
So könn'n wir echte Jünger sein.

In Kirchberg und in Zwickau hier
erkunden im Prozesse wir,
wie's möglich ist, Kirche zu sein
in Zukunft. Wir stell'n uns drauf ein
dass vier Gemeinden fusionieren.
Das sollte niemand ignorieren!

Deshalb heißt es jetzt nachgedacht,
was uns bisher vorangebracht.
Manches zu bündeln, wäre gut,
wo jetzt jeder das Seine tut.
Den Eigenbrötlern sei gesagt:
Zusammenarbeit ist gefragt!

Wenn Priester werden reduziert,
dies lang noch nicht ins Chaos führt,
wenn jeder, der getauft ist, spricht:
„Ganz ohne mich geht es hier nicht.
Ich will die Kirche mitgestalten
und nicht den Untergang verwalten.“

Es gibt bei uns viel Potential,
deshalb, so glaub ich allemal,
ist Schwarz-Sehn völlig fehl am Platz,
denn unser Glaube ist ein Schatz.
Gott will uns in die Zukunft führ'n
dafür stehn offen viele Tür'n.

Noch etwas liegt mir auf der Seele,
was ich auf keinen Fall verhehle.
Denn, seit ich hier sein darf, ich bin
tatsächlich glücklich. Ein Gewinn
ist die Gemeinde da für mich
und ich für sie, so hoffe ich.

So viele liebe Menschen sind
ans Herz gewachsen mir geschwind.
So viele setzen sich mit ein,
ob jung, ob alt, ob groß, ob klein.
Die HeiFa heißt nicht einfach so,
sie ist Familie, das macht froh.

Jetzt will ich noch 'nen Ausblick wagen,
wir starten schließlich in paar Tagen
die Fastenzeit, wie jedes Jahr.
Und jedem muss es werden klar:
damit man Ostern feiern kann,
'ne Glaubensinventur steht an.

Deshalb wir sollten überlegen:
Wie ist's auf unsren Lebenswegen?
Hat Gott da wirklich eine Chance?
Oder geh' ich mehr auf Distance?
Nehm ich mir Zeit für das Gebet
und das, was in der Bibel steht?

Lieb' ich den Nächsten, achte ihn
oder ist Groll tief in mir drin?
Bin ich bereit, auch zu verzeihn,
oder sag' ich da lieber „Nein“?
Kann ich mich selber oft nicht leiden?
Gelingt es mir, mich zu bescheiden?

Oder will ich ganz vorne stehn,
tu andre dabei übersehn?
Halt ich mich, weil mir das gefällt
oft für den Nabel dieser Welt?
Kann ich mich freun und ehrlich sehn
auch den Erfolg der anderen?

Klar, manches war nicht immer gut,
deshalb braucht jeder etwas Mut,
dies auszusprechen in der Beicht'.
Dann kann man spürn: 's wird wieder leicht.
Denn Gott uns unsre Schuld vergibt,
weil er die Menschen so sehr liebt.

Wer's ehrlich meint, der ist bereit
für göttliche Barmherzigkeit.
Die Einladung zur Beichte steht.
Traut euch, denn es ist nie zu spät!
Das Urteil Gottes, das ist klar:
es lautet „Freispruch“. Wunderbar!

Jetzt will ich kommen ganz behände
mit meiner Predigt an ein Ende.
Ich habe euch heut nicht geschont,
sprach etwas länger als gewohnt.
Ich danke euch, dass niemand schlief
oder lautstark dazwischenrief.

Vertrauen wir auf allen Wegen,
auf Gottes Schutz und seinen Segen,
der immer uns begleiten will,
bis wir erreichen unser Ziel.
Wir gehn zu dem, von dem wir kamen.
Gelobt sei Jesus Christus. Amen.

Februar 2016
© Pfarrer Markus Böhme, Pfarrei Heilige Familie, Zwickau


Pfarrer Böhmes "Impulse für den Alltag" gibt es an jedem Sonntag/Feiertag unter www.bistum-dresden-meissen.de/spiritualitaet-exerzitien/impulse-fuer-den-alltag.



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