Weihnachtsgrüße aus Bad Schandau

Ein Bericht mit Gedicht von Pfarrer Johannes Johne.

Krippenfiguren in Bad Schandau.

Krippenfiguren auf dem Balkon des Pfarrhauses in Bad Schandau.

Bad Schandau, 08.01.2016: "Kaum hat die Weihnachtszeit begonnen, da endet sie auch schon wieder – offiziell zumindest! Nach dem 'Fest der Taufe des Herrn' befinden wir uns, liturgisch betrachtet, schon wieder in der 'Zeit im Jahreskreis'." Sagt Pfarrer Johannes Johne und berichtet von einer Krippendarstellung auf dem Balkon seines Pfarrhauses:

Da stellt sich die Frage, ob es jetzt noch sinnvoll ist, den folgenden Bericht ins Spiel zu bringen oder nicht. Schließlich hat niemand Interesse am „Schnee von gestern“! – Genau dieser eben genannte Satz kann als Ermutigung betrachtet werden, um doch noch zu erzählen, was ich zu erzählen habe: Die Geburt Jesu hat sich zwar schon vor langer Zeit ereignet, aber wir erinnern uns ja nicht nur zu Weihnachten daran, sondern lassen es immer wieder anklingen, wenn wir das Apostolische Glaubensbekenntnis beten und wenn wir in mehr oder weniger berühmten Galerien entsprechende Bilder betrachten. Außerdem möchte Jesus, wenn wir es einmal so formulieren wollen, täglich neu in jedem von uns geboren werden und sich dadurch in der heutigen Welt präsent zeigen… Das ist kein „Schnee von gestern“! Bis zum 2. Februar möchte ich mit der weihnachtlichen Darstellung auf dem Balkon des Bad Schandauer Pfarrhauses die Erinnerung an das großartige Ereignis der Geburt des Messias wach halten.

Seit dem späten Nachmittag des 24. Dezember stehen dort große Krippenfiguren, die schon eine relativ lange Lebensdauer hinter sich haben und die schon an verschiedensten Orten in unterschiedlicher Weise Verwendung fanden. Angefertigt wurden sie im Jahre 1992 für ein extra dafür geschriebenes Weihnachtsspiel, und zwar in Jugendstunden mit der Ostritzer Pfarrjugend. Ich war damals dort Kaplan. Die Omas der Jugendlichen haben sich dadurch eingebracht, dass sie die Gewänder für die Figuren genäht haben. Ein echtes Gemeinschaftswerk also! Später kamen das Spiel und die entsprechenden Figuren bei Weihnachtsspielen in Leipzig, Chemnitz und mehrmals bei der Kaiserweihnacht auf dem Oybin zur Aufführung und Verwendung. Auf dem Oybin habe ich damals sogar bei Wind und Wetter für sie ein Krippenhaus gebaut.

Auf diese Weise wurde auf dem viel begangenen Berg mit seiner romantischen Klosterruine erst mit Worten und danach durch die aufgestellte Weihnachtkrippe schweigend die Botschaft von der Geburt Jesu verkündet. Zur Weihnachtszeit 2014 wurde die große Krippe dann in der Rathmannsdorfer „Gedächtniskapelle“ aufgestellt. Jeder, der wollte, konnte dort auch die gereimte Weihnachtsbotschaft lesen. Der Text wurde in Sachen Länge immer mal der Situation angepasst, und so gibt es auch die Kurzform, die ich, damit auch alle Leute, die an unserer Pfarrkirche vorbeikommen, ihrer kundig werden, an einer Zaunsäule, genau neben der Fußgängerampel, angebracht habe:


Die Weihnachtsbotschaft

Der Kaiser Augustus brauchte viel Geld,
drum wollte er, dass man die Einwohner zählt
im ganzen großen Römischen Reich.
Und weil er es wollte, geschah es auch gleich.

   So zogen Boten quer durch das Land
   und machten überall bekannt:
   „Ein jeder Mensch wird eingeschrieben
   in Steuerlisten, die da liegen
   in eines jeden Heimatstadt,
   wo man auch zu bezahlen hat!“

Da machte sich auch Josef auf,
und es nahm alles seinen Lauf:
Er musste hin nach Betlehem,
was freilich nicht sehr angenehm.
Doch wollte es das geltende Recht,
er war aus König Davids Geschlecht.

   Mit ihm zog Maria, seine Frau.
   So steht´s in der Bibel. Ich weiß es genau!
   Sie trug unterm Herzen Gottes Sohn.
   Die Zeit der Geburt, sie nahte schon,
   als sie nach Betlehem gelangten
   und um ein Nachtquartier dort bangten.

Der Josef hat ein Quartier gesucht,
doch leider war alles ausgebucht.
Er fragte vergeblich überall.
Dann fand er schließlich einen Stall.
Und in ihm, kommt uns zu Ohren,
wurde Jesus Christ´ geboren.

   Maria und Josef, die waren so froh:
   Es gab keine Wiege, doch allerhand Stroh.
   In dieses wurde, erzähl´ ich bewegt,
   in Windeln gewickelt das Kind gelegt.
   Und Engel haben singend die Nacht
   gewissermaßen zum Tag gemacht.

Es gab aber Hirten in jener Nacht,
die haben bei ihren Schafen gewacht.
Auch bei ihnen wurde es hell
und die Engel verkündeten: „Schnell!
Macht euch auf nach Betlehem,
denn ein Wunder ist gescheh´n!“

   Danach drang an ihre Ohren:
   „Der Messias ist geboren!“.
   Sie eilten hin nach Betlehem,
   um nach dem Kind im Stall zu seh´n.
   Sie knieten nieder, strahlten vor Glück
   und kehrten dann auf die Weiden zurück.

Wen sie auch trafen, dem brachten sie Kunde
von dem Geschehen zu nächtlicher Stunde,
dessen sie Zeugen geworden sind.
Und sie priesen das himmlische Kind.


Sollte nun jemand fragen, wie ich auf diese Idee mit der großen Weihnachtskrippe auf dem Balkon gekommen bin, so sei erzählt, dass ich mich auf dem „Spanischen Jakobsweg“ durch die großen „Außenaltäre“ an Kirchen und Kathedralen dazu inspirieren ließ, ganz besonders dadurch, dass ich dort hörte, wie ein Mann seiner Frau unmissverständlich klarmachte, dass er keine Kirche betreten werde. Durch die „Außenaltäre“, und als einen solchen möchte ich einmal die Weihnachtkrippe auf dem Balkon des Pfarrhauses verstehen, wird auch solchen Menschen das Evangelium verkündet. Neugierig werden die Leute allemal! Das wird deutlich, wenn zu bemerken ist, dass die Kraftfahrer, wenn sie die in der Nacht beleuchtete Krippe sehen, tatsächlich auch die „30“ fahren, die sie am Fußgängerübergang einhalten sollten, was sonst eher nicht geschieht! Es bleiben auch viele Fußgänger stehen, und die Fotografen, die in der Dunkelheit unterwegs sind, um den beleuchteten Fahrstuhl nach Ostrau, gleich neben dem Pfarrhaus, zu fotografieren, richten ihr Objektiv durchaus auch auf die Weihnachtskrippe…

Es drängt mich einfach, die Botschaft von der Geburt Christi und dann natürlich auch das ganze Evangelium nicht nur einer sehr kleinen Gemeinde zu verkünden, sondern recht vielen Leuten, vor allem auch denen „von draußen“. Und wenn das schon im Winter nicht so sehr auf den Bergen bei Berggottesdiensten möglich ist, soll es halt durch diese Weihnachtskrippe geschehen. Ich wünsche den Lesern dieses Textes und den Betrachtern des Bildes an dieser Stelle nicht ein „frohes Weihnachtsfest“, denn das ist ja nun wirklich schon beinahe vorbei, sondern eine „Frohe Erinnerung an Weihnachten!“

Pfarrer Johannes Johne
 



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