Pflanzen der Bibel entdecken

Was uns Zimtbaum und Granatapfel über das Buch der Bücher verraten

Schloss Pillnitz. Foto: P. Krause

Schloss Pillnitz im Sonnenschein. Fotos: P. Krause


Dresden-Pillnitz, 09.09.2016 (KPI): Die Sonne kitzelt auf der Haut und der Kies knirscht unter den Füßen. Eine lange Allee führt in das Schlossareal und schon von weitem sieht man die akkurat geschnittenen Hecken. Die warme Septembersonne lässt die Blüten farbenfroh strahlen. Es riecht indisch: nach Curry und Zimt. Und dann erblickt man vor sich das Schloss Pillnitz, umringt von einem sauber angelegten Blumenteppich.

Hier im Schlosspark kann man die „Pflanzen der Bibel entdecken“. Unter diesem Titel besteht seit 2011 am Institut für Katholische Theologie der TU Dresden ein studentisches Projekt mit dem Ziel, „den biblischen Hintergrund bestimmter Pflanzen einem großen Publikum verständlich zu machen, um dann sowohl die Symbolik als auch den altorientalischen Lebenskontext zu verstehen“, schildert Cornelia Aßmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut. Sie leitet die Organisation und Koordination des Projekts.

Die Pflanzen hatten mit ihrem Auftauchen in der Bibel nicht nur einen starken symbolhaften Charakter, sondern boten den Menschen der damaligen Zeit wichtige nutzbare Eigenschaften, erklärt die Wissenschaftlerin. So hätten Weizen, Gerste und Getreide als wichtiges Grundnahrungsmittel gedient. Das Holz der Bäume galt wie heute als unabdingbarer Baustoff, aus dem auch zahlreiche alltägliche Dinge hergestellt wurden.

Doch Bäume seien in der Bibel nicht nur Holzspender: „Sie sind für uns so wichtig, weil sie Orte der Gottesbegegnung sind“, so Aßmann.


Projekt-Mitarbeiterinnen: Lena Steinjan, Cornelia Aßmann, Inga Schütte. Foto: P. Krause

Projekt-Mitarbeiterinnen: Lena Steinjan, Cornelia Aßmann, Inga Schütte.


Mehl mahlen im Schlossgarten

An dem Projekt arbeiten fast ausschließlich Studenten, Promovierende und Mitarbeiter des Instituts für Katholische Theologie. Sie bieten eine Reihe verschiedener Führungen an, die den weiten und liebevoll angelegten Schlossgarten erschließen. Neben klassischen Führungen für Erwachsene gibt es eine Kinderführung mit einem Stoff-Nilpferd sowie ein Geländespiel für ältere Schulklassen. „Dabei lassen wir die Kinder auch gern selbstständig Mehl mahlen, um den damaligen Lebensalltag nahe zu bringen“, erklärt die Wissenschaftlerin. Ihr ist es wichtig, nicht nur aufzuzeigen, dass die Pflanzen in der Bibel vorkommen, sondern auch wie sie im damaligen Alltag verwendet wurden.

Beständig im Park zu sehen sind Johannisbrot-, Feigenbaum (Foto unten rechts) und Olivenbaum. Getreide, Gerste und Weizen sind Pflanzen, die - in Kübeln angebaut - neu dazugekommFeigenbaum mit Früchten. Foto: P. Krause en sind. Die Dattelpalme wiederum steht als Symbol für die Gerechtigkeit und „gehört zu den sieben Früchten des Landes Kanaan“, sagt Cornelia Aßmann. Das Alte Testament berichtet im Buch der Richter von der Richterin Debora. Diese hätte ihren Sitz an einer Dattelpalme gehabt. Die Früchte der Pflanze sind extrem süß und haben deshalb einen hohen Nährstoffgehalt. Ebenso ist die Dattel eine sehr praktische Pflanze, da man ihre Blätter zu Körben und Matten flechten kann.

Als Zeichen für den SegenGranatapfelbaum. Foto: P. Krause Gottes steht der Granatapfelbaum (Foto links). Seine unzähligen Kerne stehen symbolisch für die vielen Nachkommen Abrahams. Gleichzeitig wird die Frucht als Nahrung genutzt, man kann sie zu Most verarbeiten. Aus der Schale des Granatapfels kann Farbstoff gewonnen werden.

Der Zimtbaum wiederum galt als sehr teures Gewürz. „Deshalb war er nur in der königlichen Bäckerei zu finden. Im Alten Testament gibt es allerdings auch ein Rezept zur Herstellung von heiligen Salben“, berichtet Aßmann. Zimtöl gehörte zu den heiligen Salben und wurde zur Weihe der Tempelgeräte verwendet.

Insgesamt zählen ungefähr 15 Pflanzen zum Grundbestand des Projektes, je nach Wachstum und Wetterlage kann diese Zahl natürlich schwanken. In diesem Jahr umfasste der Bestand reichlich 25 Pflanzen.

Letzte Chance!

Die Bibelpflanzen-Saison geht von Anfang Juni bis Mitte September. Wen das Interesse gepackt hat, der muss schnell sein, denn die letzte offizielle Führung dieser Saison findet am kommenden Sonntag, den 11. September um 11.00 Uhr statt.

„Pflanzen der Bibel entdecken“ ist ein Projekt des Instituts für Katholische Theologie der TU Dresden in Kooperation mit der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH und dem Schloss & Park Pillnitz.

Im Kräutergarten der Heckenquatiere des Pillnitzer Schlosses sind die meisten Pflanzen der Bibel zu finden. Foto: P. Krause

Im Kräutergarten der Heckenquatiere des Pillnitzer Schlosses sind die meisten Pflanzen der Bibel zu finden.

Text und Fotos: Paulin Krause



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