Prälat Scheipers in seiner münsterländischen Heimat beigesetzt

am 11. Juni unter Beteiligung von Vertretern des Bistums Dresden-Meißen

Bei der Beerdigung (v.l.n.r.): Domdekan Klemens Ullmann, Dompfarrer Norbert Büchner, Bischof Felix Genn. Foto: privat

Bei der Beerdigung im Münsterland (v.l.n.r.): Domdekan Klemens Ullmann, Dompfarrer Norbert Büchner, Bischof Felix Genn. Foto: privat

Ochtrup/Dresden/Schirgiswalde, 13.06.2016: Zur Beerdigung des Dresdner Ehrendomkapitulars Hermann Scheipers (102) in dessen Geburtsstatt Ochtrup im Münsterland sind am vergangenen Wochenende auch Vertreter des Bistums Dresden-Meißen angereist. So nahmen für das Dresdner Domkapitel St. Petri Domdekan Klemens Ullmann und Dompfarrer Norbert Büchner teil. Außerdem waren Pfarrer Ludger Kauder aus Crimmitschau sowie der Schirgiswalder Pfarrer Martin Prause mit einer Abordnung seiner Gemeinde angereist. In Schirgiswalde hatte Prälat Scheipers lange Jahre gewirkt.

Das Requiem für den Verstorbenen feierte der Bischof von Münster Felix Genn. Domdekan Ullmann gestaltete die Beerdigung. Am Vormittag war das Requiem in der St. Lambertus Kirche in Ochtrup gefeiert worden. Anschließend fand eine Prozession durch die Stadt zum Friedhof statt, wo Prälat Scheipers seine letzte Ruhestätte fand.

Zur Person: Hermann Scheipers

Hermann Scheipers wurde am 24. Juli 1913 in Westfalen geboren und galt als letzter deutscher Überlebender des Priesterblocks des KZ Dachau. Nach dem Theologiestudium in Münster trat er 1936 ins Pastoralseminar des Bistums Meißen in Schmochtitz bei Bautzen ein, um hier als Seelsorger zu wirken. Zum Priester geweiht wurde er am 1. August 1937 durch Bischof Petrus Legge im Dom St. Petri zu Bautzen. Es schloss sich die Kaplanszeit in Hubertusburg an.

Dort wurde er am 4. Oktober 1940 verhaftet, weil er sich als Seelsorger offen für polnische Zwangsarbeiter einsetzte und gemeinsam mit ihnen Gottesdienst feierte. Ohne Anklage zu erheben, inhaftierte man ihn zunächst im Gefängnis und dann im KZ Dachau. Dort wurde Scheipers zum Häftling Nr. 24255. Er war einer von fast 3.000 christlichen Geistlichen, die die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 in das Konzentrationslager Dachau deportieren ließen.

Im KZ Dachau wurde er als Staatsfeind eingestuft. In seinen Berichten kommentierte er dies häufig mit der Aussage: „Ich habe Gott eine Blankovollmacht für mein Leben erteilt.“ Dank des mutigen Einsatzes seiner Zwillingsschwester wurden Scheipers und weitere Geistliche 1942 vor dem Abtransport in die NS-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz bewahrt. Am 27. April 1945, zwei Tage vor der Befreiung des KZ Dachau durch US-Streitkräfte, gelang ihm die Flucht in die Freiheit auf einem der letzten Todesmärsche.

Im Sommer 1945 wirkte er für kurze Zeit als Kaplan in Gronau, doch sein Wunsch war die Rückkehr ins Bistum Meißen. 1946 trat er erneut in den Seelsorgedienst der sächsisch-thüringischen Diözese und wirkte bis 1950 auf Kaplansstellen in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital und Wilsdruff, wo er 1957 Pfarrer wurde. Von 1960 bis 1983 war er Pfarrer in Schirgiswalde. In dieser Zeit war er zahlreichen Verfolgungen durch die DDR-Staatssicherheit ausgesetzt. So versuchte die Stasi ab 1970, gegen ihn einen Strafprozess einzuleiten. Der Prozess kam nur aus kirchenpolitischen Erwägungen nicht zustande.

1973 wurde er Ehrendomkapitular des Kathedralkapitels St. Petri in Bautzen. Seinen Ruhestand verbrachte Hermann Scheipers ab 1983 zunächst in Münster-Amelsbüren. Seit 1990 lebte er in seiner Heimatstadt Ochtrup, zuletzt im Altenpflegeheim Carl-Sonnenschein-Haus. 2003 wurde er zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt und feierte 2007 seine Gnadenprimiz, den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe.

Prälat Hermann Scheipers. Foto: M. BaudischHermann Scheipers widmete sich in seinen letzten Jahren der Erinnerungs- und Zeitzeugenarbeit. Noch bis 2011 war er in Bildungseinrichtungen und Schulen im In- und Ausland unterwegs. Dort berichtete er von seinen Erfahrungen im Dritten Reich und in der DDR.

Staat und Kirche ehrten ihn mit Auszeichnungen: 2003 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälaten, zudem erhielt der Geistliche unter anderem das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und das "Kavalierskreuz" des polnischen Staates.

Diözesanadministrator Andreas Kutschke: „Das Bistum Dresden-Meißen und viele Menschen darüber hinaus sind dankbar und bereichert durch das Leben und Wirken dieses Mannes. Er war ein Christ und Priester, der geradlinig und unerschrocken, zugleich aber leise und bescheiden war. Er war ein vernehmbarer charismatischer Streiter für Gottes- und Nächstenliebe, der voller Hingabe, in beharrlicher Haltung und mit feinem Humor seine Berufung als katholischer Priester lebte."

Im Seligsprechungsverfahren für Alojs Andritzki war er ein wichtiger Zeuge. Bei dessen Seligsprechungsfeier am Pfingstmontag 2011 konnten ihn noch einmal tausende Christen des Bistums Dresden-Meißen erleben, wie er mit jener geistigen Kraft, die ihm bis zuletzt erhalten blieb, von seinen Begegnungen mit dem ersten Selig-Gesprochenen des Bistums im KZ Dachau berichtete. „Du, wir wollen sehen, dass wir zusammenbleiben“, seien die letzten Worte gewesen, die Kaplan Andritzki in der Krankenbaracke zu ihm gesagt habe. Daran anknüpfend erläuterte er, dass diese Beziehung für ihn über den Tod hinaus lebendig geblieben sei.



Zurück Impressum