Zum Funken werden, der zum österlichen Lichte führt

Predigt von Diözesanadministrator Andreas Kutschke zur Osternacht 2016

Ehrwürdige Schwestern, Brüder und Schwestern im Herrn, der Christus ist als Sieger auferstanden. Er hat die Ketten des Todes zerbrochen. Er schenkt uns allen damit die befreiende Perspektive des ewigen Lebens. Das ist die hell leuchtende Botschaft dieser Osternacht! In dieser Morgenstunde erfüllt sie unser Innerstes ganz. Doch diese Botschaft, sie gilt es immer neu zu ergreifen und zu begreifen.

Und wer sind die, die das damals am Ostermorgen, vor den Toren der Stadt Jerusalem als erste wagen? Es sind nicht die Jünger, die Apostel, die Gefährten Jesu, die seine Worte gehört und seine Wunder gesehen hatten. Nein, die waren nicht in aller Frühe zum Grabe geeilt. Sie waren zu Hause geblieben. Fassungslos, verängstigt, betrübt. Wer sind also die, die es damals am Ostermorgen als erste wagen, die Botschaft der Auferstehung zu ergreifen, ja sogar schon zu bezeugen?

Sonnenaufgang. Foto: Ursula WeßnerEs sind Menschen, die in ihrem Leben erfahren haben, dass Jesus Christus ihnen in den dunkelsten Stunden, dort wo alles zu Ende schien, einen Weg gebahnt hat. Er war für sie das Licht, das die Finsternis erhellt hat – so wie das Licht der Osterkerze am Beginn dieser Feier diese dunkle Kirche. Er schenkte ihnen Leben, wo sie nur Tod sahen: Es waren die Frauen, von denen es heißt, dass er sie von Krankheiten und Dämonen befreit hat. Krankheiten und Dämonen. Welches menschliche Leid wird da in wenigen Worten angedeutet! Welche Verzweiflung. Und plötzlich ist da Heilung, neues Leben.

Aber auch Petrus: Wenige Tage vor diesem Ostermorgen hatte er doch sein Waterloo erlebt: Er hatte den Herrn verraten – dreimal und das mit Ansage. Und doch hatte ihn der Herr angeblickt und seine Schuld löste sich in Tränen. Welche unendliche Barmherzigkeit lag wohl in diesem kurzen Blick. Die Worte des großen Lobgesangs dieser Nacht können wir getrost auch darauf beziehen: „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden.“ 


Dunkelheit und Nacht, Licht und Hoffnung

Und kennen wir nicht alle ähnliches bei uns: Erfahrungen der Dunkelheit und der Nacht, tief in unseren Lebenslauf eingebrannt, in die Christus, „das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters“ (Misericordiae vultus), Licht und Hoffnung brachte und bringt?

Menschen, die das geschaut hatten, sie waren damals am Ostermorgen als erste fähig die Botschaft der Auferstehung zu ergreifen und weiterzutragen! Finden wir darin nicht  einen entscheidenden Hinweis? Den Hinweis wie wir die Herzen der Menschen auch heute für die Aufnahme des österlichen Geheimnisses neu bereiten können, ja müssen; den Schlüssel für die oft so verschlossenen Herzen?

Schwestern und Brüder im Herrn, er liegt doch schlicht und einfach darin, dass auch wir – in der Kraft des Auferstandenen – gesandt sind, den Menschen in ihren dunkelsten Stunden beizustehen. Und wie viele Finsternisse gibt es da! Denken Sie an die Einsamen und Kranken, die Heimatlosen und Fremden, die von Misserfolg Niedergebeugten, die Schuldiggewordenen und Verzweifelten, die Sterbenden. Denken Sie an die kleinen und großen Nöte in unseren Familien und Gemeinden, an die Not der Menschen in den Kriegsgebieten dieser Erde oder dort wo Terror herrscht, in nah und fern.


Das Licht Christi in unseren Händen

Uns ist es nicht gegeben, jede Finsternis durch ein Wunder einfach beiseite zu schieben. Vielfach bleibt uns „nur“ – besser: „wenigstens“ – das Gebet. Doch unser Beistand, unsere kleine Geste, unser schwacher Glaube – wie oft können sie zum Funken werden, der Licht wird und zum österlichen Lichte führt. So können wir - im übertragenen Sinne - Menschen in leuchtenden Gewändern sein, dort, wo man bisher nur schwarz sieht. An Worte des Lebens erinnern, wo alle nur vom bitteren Ende reden.

Natürlich werden wir auch erleben, dass Menschen das erst einmal nur für Geschwätz halten. Oft werden wir auch selbst ratlos dastehen. Vielleicht werden wir sogar manches Mal erschrecken. Aber erinnern wir uns: In dieser Feier haben wir das Licht Christi in unseren Händen gehalten, die Osterkerze, die Taufkerze. Und sie hat unser eigenes Gesicht hell gemacht. Unser eigenes Gesicht, aber auch das der anderen.

Erinnern wir uns in Freude und Dankbarkeit: Der auferstandene Herr ist Sieger über Sünde und Tod – auch für mich – für jeden von uns. Dafür hat er alles gewagt, hat Kreuz und Leiden getragen. Und er ist als Sieger strahlend auferstanden, auf das wir einst mit ihm auferstehen in Herrlichkeit.

Mit ihm dürfen wir es daher schon heute wagen, als österliche Menschen zu leben. Wir dürfen Licht sein. Denn die Flamme wird nicht kleiner, wenn wir ihr Feuer weitergeben. Doch es wird um uns heller werden – jedes Mal. "Lumen Christi. Deo gratias." Amen. Halleluja.

Predigt von Diözesanadministrator Andreas Kutschke zur Osternacht
am Morgen des 27. April 2016, Kloster der Klarissen von der Ewigen Anbetung, Bautzen



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