„Nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts“

Zisterzienserschwester Maria Cora Küfner hat in St. Marienstern Feierliche Profess abgelegt

Sr. Cora vor Äbtissin Philippa Kraft. Fotos: R. Ledschbor / Katolski Posol

Schwester Cora vor Äbtissin Philippa Kraft. Fotos: R. Ledschbor / Katolski Posol

„Wie kann es nur sein, dass jemand so intelligent ist, und dennoch so einen Müll glaubt?“ Diese Frage stellte sich die junge Studentin der Journalistik Annabell Küfner, als sie sich in Eichstätt mit der katholischen Kommilitonin Sina befreundete. Annabell stammt aus Sachsen. Sie ist, wie sie selbst sagt, in einer typischen DDR-Familie aufgewachsen, in der der Glaube keine Rolle spielte. Am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel am Montag, 15. August, hat Annabell – seit 2009 mit dem Ordensnamen Maria Cora – im Kloster St. Marienstern ihre Feierliche Profess abgelegt. Die heute 32jährige ist 2008 ins Kloster eingetreten.

Fragen nach dem Glauben haben Schwester Cora dennoch bereits in ihren jungen Jahren begleitet. Ihre Oma, die im selben Haus wohnte, war für sie eine wichtige Bezugsperson. „Ich war in der zehnten Klasse, als sie unerwartet verstarb. Bei ihrer Beerdigung habe ich wohl erstmals gebetet, indem ich bei mir gesagt habe: Gott, sie hat an Dich geglaubt. Nimm sie auf.“ Damals hat die heutige Ordensschwester angefangen, über den Glauben nachzudenken. Sie nahm sich Omas alte Lutherbibel und hat in ihr gelesen. „Ich habe mich damals gefragt, wie man so einen Schrott glauben kann. Ich hielt das für absurd. Aber ich habe nie aufgehört, mich nach dem Sinn des Lebens zu fragen. Ich hatte tiefe Fragen, aber niemand hat sie mir beantwortet. Deshalb habe ich einem evangelischen Pfarrer einen Brief geschrieben. Den wollte ich direkt jemandem in die Hand drücken. Die Kirchen waren aber verschlossen.“ Und so blieb der Brief liegen.

Als sie nach dem Abitur zum Studium der Journalistik nach Eichstätt kam, war sie, wie sie sagt, „plötzlich in einem strotzkatholischen Kaff gelandet.“ Und dort erlebte sie dann, wie ihre Kommilitonin Sina immer wieder zur Kirche ging und sich auch sonst im religiösen Leben engagierte. „Für intelligente Leute kann das doch nicht glaubwürdig sein, dachte ich. Meinen Brief mit den Fragen habe ich ihr gegeben, aber nur deshalb, um sie zur Vernunft zu führen. Sie war bereit, mir zu antworten. Bis nachts um eins haben wir ein sehr tiefes Gespräch geführt. Damals merkte ich, dass ich unbewusst schon an Gott geglaubt hatte.“

In Frankreich das Ordensleben kennengelernt

Lange hat es nicht gedauert, bis Annabell Sina darum gebeten hat, ihr das katholische Leben näher zu bringen. Und dann fing sie selbst an, öfter in die Kirche zu gehen. Zu Pfingsten 2004 lernte sie in Frankreich über ihre Freundin erstmals das Ordensleben kennen. Einer der Brüder, mit dem sie dort ein längeres Gespräch führte, fragte sie, ob sie sich denn nicht taufen lassen wolle. „Vorher hatte ich nicht darüber nachgedacht. Aber nun hatte ich kein Argument mehr dagegen.“
Knapp ein Jahr lang dauerte die Vorbereitung in Eichstätt. In der Osternacht 2005 wurde sie dann vom damaligen Bischof Walter Mixa getauft, gefirmt, und hat auch erstmals die heilige Kommunion empfangen.

Im Herbst desselben Jahres begab sich Annabell für ein dreiviertel Jahr zum Studium nach Spanien. Dort suchte sie nach Kontakten zur Kirche und ging fast täglich zu Gottesdiensten in einen nahe gelegenen Konvent. „Das Stundengebet hat mir gefallen. Dabei wurde mir klar, dass ich doch in Eichstätt meine Wohnung in der Nachbarschaft von Benediktinerinnen habe, wo ich nach meiner Rückkehr dann oft mitgebetet habe. In jener Zeit fing es an, in mir zu rumoren, ob denn nicht solch ein Leben auch für mich das Richtige wäre. Ich fragte mich aber, ob es nur mein, oder tatsächlich auch Gottes Wille sei.“ Im Herbst 2007 spürte sie dann ganz deutlich: „Ich muss ins Kloster! Wenigstens versuchen könnte ich es doch mal. Ich dachte, dass ich dann schon spüren werde, dass es nicht mein Weg ist. Eine Freundin hatte mir außerdem geraten, dass ich mich mal fragen sollte, woher denn der Wunsch in meinem Herzen stamme. Der damalige Eichstätter Domkaplan empfahl mir das Kloster St. Marienstern. Aufs Geratewohl bin ich im April 2008 hingefahren. Dort spürte ich sofort: Dies ist der richtige Ort.“ Und schon im Juni hat sie sich im Kloster angemeldet und ist im Oktober eingetreten.

Nichts wollen

„Nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts.“ Auf diesen Rat des heiligen Johannes vom Kreuz, sich sechsmal nichts zu wünschen, verwies Pater Clemens Freisleben in seiner Predigt beim feierlichen Gottesdienst am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel in St. Marienstern. Der Superior des Redemptoristenklosters in Salzgitter ist immer wieder Gast des Zisterzienserinnenklosters in der Lausitz. Er fügte den Hinweis des Heiligen an: „Wenn ich nichts mehr haben will, habe ich alles, ohne es zu wollen.“ Der Pater verwies darauf, dass diese geistliche Einstellung notwendig ist, damit Gott im Menschen wirken kann.

Nach der Predigt legte Schwester Cora vor Äbtissin Philippa Kraft und Pater Clemens Freisleben ihre Ordensgelübde ab. Danach bat sie die Mitschwestern um deren Segen und Gebet und tauschte mit ihnen den Friedensgruß: Ein Ausdruck der Aufnahme in den Konvent. Daran schloss sich das Segensgebet an, bei dem Schwester Cora wie schon während der Allerheiligenlitanei im Altarraum auf dem Boden lag, womit sie ausdrückte, dass sie sich Gott ganz hingibt. Danach legte ihr die Äbtissin die Kukulle, das weiße bodenlange Übergewand, und anstatt des bislang weißen nun den schwarzen Schleier an und setzte ihr einen grünen Myrtenkranz auf. Die Äbtissin übergab ihr ebenfalls das Stundenbuch, das Kreuz und die Kerze.

Viele nutzten nach der heiligen Messe die Gelegenheit, um Schwester Cora zu gratulieren. Mitschwestern aus dem Kloster, Verwandte und Freunde, darunter viele Priester, nahmen am Festmahl und am Nachmittag an der Dankandacht teil.

Text und Fotos: Rafael Ledschbor / Katolski Posol

www.katolskiposol.de
www.st-marienstern.de

Zum Starten der Fotoschau - erstes Bild anklicken...



Zurück Impressum