Taizé hat etwas Magisches

Zwei Erfahrungsberichte von einer herbstlichen Reise nach Taizé

In der Kirche in TaizéHedwig Walter:
Taizé im Herbst - Wie geht das denn?


Die diesjährige von Chemnitz und Zwickau organisierte Taizéfahrt fand in der ersten Oktoberwoche statt. Alle, die schon mal dort waren, sind im Sommer oder zu Ostern oder Pfingsten dort gewesen, weshalb wir alle sehr gespannt auf das herbstliche Taizé waren. Wir alle waren uns bewusst, dass es deutlich kälter sein würde und dass weniger Menschen aus weniger Ländern da sein würden.

Was das Wetter angeht, so hatten wir Glück. Es gab ein bisschen Frühnebel, es war kalt, aber es gab keinen Tropfen Regen, und zumindest an den ersten Tagen konnte man mittags im T-Shirt in der Sonne sitzen und sich wie ich einen Sonnenbrand auf der Nase holen.

Eine Herbstwoche ohne Regen in Taizé
Eine Herbstwoche ohne Regen in Taizé

Fast ganz Taizé sprach Deutsch, da hauptsächlich Schweizer, Niedersachsen und Sachsen da waren. Einigen von uns fehlte das Multi-Kulti-Gefühl, aber ich fand es eigentlich ganz entspannt.

Das Besondere an Taizé im Herbst ist, dass man zwar den Gemeinschaftsaspekt stark spürt, sich aber trotzdem sehr auf sich und das Gebet konzentrieren kann. Nicht nur mir, sondern uns allen ist das aufgefallen. Der Grund ist recht einfach: Es gibt noch weniger, was einen ablenken kann. Das heißt nicht, dass wir keinen Spaß hatten, nicht gespielt, komische Lieder gesungen oder stundenlange Gespräche geführt hätten. Nein, genau das haben wir getan. Aber man hatte eben auch mehr Zeit für sich allein.

Morgendlicher Treff vor den Baracken
Morgendlicher Treff vor den Baracken

Was mir in diesem Jahr besonders gefallen hat, war der größere Kontakt mit den Brüdern, den vor allem drei der männlichen Gruppenmitglieder besonders genießen konnten. Im letzten Jahr waren bei der Nacht der Lichter in Chemnitz zwei Freiwillige aus Taizé mit dabei, weshalb unser Gruppenleiter Johannes mit zwei der Jungen eine Essenseinladung von den Brüdern bekam. Insbesondere wir Mädchen waren extrem neidisch, aber Frauen dürfen nur sonntags ins Haus der Brüder und nur, wenn sie mit ihnen verwandt sind. Unser Plan war simpel: Wir überreden einen Jungen einzutreten und geben uns dann als seine Cousinen aus. Leider haben die Jungs alle schon andere Zukunftspläne, aber einen Versuch war es wert.

Bibeleinführung
Bibeleinführung - hier für die Erwachsenen - durch einen Bruder aus Taizé (l.)

Vor dem Abendgebet am Donnerstag gab es noch eine Gesprächsrunde mit dem Prior der Communauté. Frère Alois äußerte sich auch zur aktuellen Flüchtlingslage und meinte, wir als Christen sollten mehr zusammenhalten, die Angst der anderen akzeptieren und sie mit ins Boot holen. Dieser Mann war für mich sehr beeindruckend - und mir ist aufgefallen, dass er ähnliche Stirnfalten entwickelt, wie der Taizégründer Frère Roger sie hatte.

Aber mein absolutes Highlight war die Aufnahme eines neuen Bruders aus Bangladesh während des Abendgebetes. Ich habe mich sehr darauf gefreut, weil ich diese Zeremonie im letzten Sommer ganz knapp verpasst habe. Es ist nicht extrem spektakulär, die Communauté ist keine amerikanische Studentenverbindung (immer diese Filmklischees!), aber ich fand es superschön.
Alles in allem habe ich wieder was gelernt, wieder lauter coole Leute kennengelernt und ein paar echt tolle Freunde gewonnen.

Wer sich jetzt denkt: „ich war lange nicht mehr in Taizé“ oder: „ich möchte auch mal ein Taizégebet erleben“, der hat am 19. November in Chemnitz die Gelegenheit und sollte sie nutzen.
Ich kann sowohl die "Nacht der Lichter" als auch einen Aufenthalt in Taizé nur empfehlen. Seit drei Tagen bin ich wieder daheim und möchte eigentlich gleich wieder zurück nach Taizé fahren.


Auch das gehört zu Taizé: die Schlange vor der Essensausgabe
Auch das gehört zu Taizé: die Schlange vor der Essensausgabe

Ondrej Krpciar: Herbst 2016 - Meine erste Taizé-Fahrt

Mir wurde vor der Fahrt schon viel über Taizé erzählt. Meine Eltern meinten, es sei eine sehr schöne Erfahrung, meine Großeltern erzählten mir so einiges über Frère Roger und die anderen Brüder, und meine Freunde schwärmten von viel Spaß, Gemeinschaft und guter Laune.
Das alles klang sehr gut und verlockend, aber trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, wie es dort ist, wie man dort lebt und was auf mich zukommt.
Zwei Monate vor der Fahrt stand ich mit ausgefüllter Anmeldung vor einem Postkasten… Ich zögerte kurz, aber dann warf ich den Brief hinein.
Einerseits freute ich mich schon riesig auf die Woche, auf der anderen Seite war ich etwas unsicher.

Am 1. Oktober ging es los. Eine 14-stündige Busfahrt in Richtung Frankreich lag vor uns, die jedoch schneller vorbei war als gedacht.
Ich ließ mich überreden, während der Zeit in Taizé im Zelt zu schlafen, obwohl das im Oktober schon etwas riskant war… Aber das Wetter hat prima mitgemacht.
Nach dem ersten Tag kannte ich den Tagesablauf und begann die Zeit zu genießen.
Die drei gemeinsamen Gebete am Tag waren für mich Anlass, in Ruhe über manche Sachen nachzudenken. Zwischendurch war Zeit für Spiel, Spaß und Austausch.
Jeden Tag lernte ich neue Leute kennen. Wir unterhielten uns, als hätten wir uns schon seit langer Zeit gekannt.

Pause auf der Mauer

Ebenso hat mich überrascht, wie ich mit so wenigen Dingen, mit der Einfachheit, mit der man in Taizé lebt, zufrieden sein konnte und viele Sachen überhaupt nicht vermisst habe. Die Gemeinschaft, Offenheit, Gelassenheit, Hilfsbereitschaft und auch die Zusammenarbeit schien dort so selbstverständlich! Nirgendwo anders habe ich das so intensiv erlebt wie hier in Taizé.

Auf dem Weg zur Arbeit
Zum Aufenthalt in Taizé gehört es auch, einige Aufgaben zu übernehmen - da lässt sich sogar das Toilettenputzen gut machen...

An einem Tag hatte ich sogar die Gelegenheit, bei den Brüdern von Taizé Mittag zu essen. Frère Timothée hatte Johannes Köst, unseren Jugendreferenten, eingeladen, und er durfte noch zwei männliche Jugendliche mitbringen. Weil – natürlich – mehrere Jugendliche unserer Gruppe gern mit wollten, musste gelost werden. Dabei fiel das Los auf Moritz Scheffel, Student in Dresden, und mich. Also gingen wir direkt nach dem Mittagsgebet in die „Katakomben“ der Kirche, wo uns einige Brüder erwarteten und uns zu ihrem Haus begleiteten. Das Essen begann mit einem von Frère Alois gesprochenen Tischgebet. Zu Vorspeise und Hauptgang wurde geschwiegen, begleitet von ruhiger Musik. Während wir die leckeren Früchte zum Nachtisch aßen, erzählte Frère Alois, was noch für den Tag anstand und was es Neues von den Brüdern im Ausland gab.
Ich konnte meine Fragen einem neben mir sitzendem jungen Bruder stellen und bekam aufschlussreiche Antworten. Es war interessant zu erfahren, dass die Brüder außerhalb der Gebetszeiten die verschiedensten Aufgaben haben. Einige müssen die Bibeleinführungen vorbereiten, und andere stellen währenddessen in ihrer Werkstatt die Souvenirs her, die man später in der „Exposition“ kaufen kann. Es sind nicht immer alle der rund 100 Brüder in Taizé. Viele von ihnen sind zum Beispiel in Riga, um dort das europäische Jugendtreffen zu Silvester/ Neujahr 2016/17 vorzubereiten.
Auch wurde ein neuer Bruder aus Bangladesh an diesem Abend in ihre Gemeinschaft aufgenommen, und dafür übten wir am Tisch mit den Brüdern noch ein Lied in seiner Muttersprache. Weil am gleichen Tag ein Bruder auch Geburtstag hatte, gab es zum Abschluss des Mittagessens noch „Ferrero Rocher“!
Es war interessant, einen kleinen Einblick in das Leben der Brüder zu erhalten.

„Taizé hat etwas Magisches, etwas Besonderes.“ Diesen Satz kann ich nicht erklären, aber voll und ganz bestätigen.
An alle, die vorhaben, nach Taizé zu fahren: Tut es! Lasst euch darauf ein, und genießt die Zeit an diesem besonderen Ort!

Essen in Taizé
Essen in Taizé: einfach, aber ausreichend.


Die Abwaschtruppe aus Sachsen
Die Abwaschtruppe aus Sachsen

Gruppenbild der Taizé-Reisenden aus Sachsen im Herbst 2016
Gruppenbild der Taizé-Reisenden aus Sachsen im Herbst 2016


Das Nachtreffen für diese Fahrt wird im Rahmen eines Taizégebetes am Freitag, den 16.12.2016, 19 Uhr in Chemnitz (Gemeindezentrum St. Joseph) stattfinden.
Vorher gibt es schon die Möglichkeit an der Nacht der Lichter – dem großen ökumenischen Taizégebet – in Chemnitz teilzunehmen: Samstag, 19.11.2016 – St. Markuskirche (Pestalozzistr. 1) ab 19 Uhr.

Fotos: Johannes Köst



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