25 Jahre "Weg der Erinnerung"

Jugendliche auf den Spuren jüdischen Lebens in Dresden - am 13. November

Statio am Bahnhof Dresden-Neustadt
Statio am Bahnhof Dresden-Neustadt  (Fotos: Dekanatsjugendseelsorge Dresden)

Dresden, 17.11.2916: Wie viel Mut und Widerstandskraft muss ein Mensch haben, um nach dem Überleben von Verfolgung, Deportation und Konzentrationslager wieder in seine Heimatstadt zu gehen, um dort 1945 als Jude weiterzuleben und eine Gemeinde neu aufzubauen? Diese Frage bewegte etwa 180 Fahrradfahrer, vorwiegend Jugendliche, die am 13. November 2016 im Gedenken an die Novemberpogrome von 1938 durch Dresden fuhren. Der „Weg der Erinnerung“ stand in diesem Jahr unter dem Thema: „Kein Schlussstrich – Weiterleben der jüdischen Gemeinde 1945“. Schülerinnen und Schüler von drei Dresdner Gymnasien und die Jugendgruppe der katholischen Pfarrei "Herz Jesu" hatten die Stationen erarbeitet und gestaltet.

Fahrräder
Der "Weg der Erinnerung" wird traditionell mit Fahrrädern zurückgelegt.

So beschäftigte sich die Jugendgruppe aus Dresden-Johannstadt mit Roman König, der 1940 verhaftet wurde und dann eine Odyssee durch verschiedene Konzentrations- und Arbeitslager durchlitt. Im März 1945 wurde er erneut mit einem Zug auf die Reise in ein weiteres Konzentrationslager, dieses Mal Theresienstadt, geschickt. Der Zug strandete auf einem Abstellgleis in Bautzen, und die Häftlinge mussten die Schützengräben und Panzersperren zur Verteidigung der Stadt bauen. Als am 20. April 1945 der Angriff auf Bautzen begann, wurde das Lager wieder in Marsch gesetzt. Den 8. Mai 1945 erlebte Roman König in Nixdorf (Mikulasovice). Er versuchte etwas über seine Angehörigen zu erfahren, doch niemand konnte ihm Auskunft geben. Zufällig lernte er Familie Müller aus Bautzen kennen, die ihm Hilfe versprach, sollte er zu ihnen kommen. So zog er nach Bautzen, gründete eine Existenz, lernte seine Frau kennen.

Obwohl vor dem Nationalsozialismus eine jüdische Gemeinde existierte, gab es 1945 in Bautzen niemanden mehr, der sich zum jüdischen Glauben bekannte. So wurde Roman König Mitglied der jüdischen Gemeinde in Dresden. Wöchentlich fuhr er zum Synagogengottesdienst nach Dresden. Von 1987-2004 war Roman König Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Dresden.

In der Vorbereitung der Station waren die Jugendlichen aus "Herz Jesu" beeindruckt von den vielen Orten und Stationen, die Roman König durchlebte und überlebte. Eine Jugendliche stellte dann die Frage: „Würde ich, ebenso wie Roman König, jede Woche nach Bautzen fahren, um am Gottesdienst teilzunehmen?“

Statio am Dresdner Hauptbahnhof
Statio am Dresdner Hauptbahnhof

Die Radtour endete im Hof der Neuen Synagoge, wo eine Studentin anschaulich vom heutigen jüdischen Leben in Dresden erzählte. Der „Weg der Erinnerung“, den es schon seit 25 Jahren gibt, wird organisiert von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Jüdischen Gemeinde, dem Evangelischen Stadtjugendpfarramt und der Katholischen Dekanatsjugendseelsorge.

Angelika Fischer




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