Zwickauer Organistinnen erhalten Auszeichnungen für langjährige Verdienste

Gabriele Kollitsch für 55 Jahre Orgeldienst, Andrea Konitzer für 30 Jahre ausgezeichnet

Mit der Leisentritt-Medaille in Silber geehrt: Gabriele Kollitsch. Links Pfarrer Markus Böhme, rechts Diakon Matthias Tauchert. Foto: Holger Weiß

Mit der Leisentritt-Medaille in Silber geehrt: Gabriele Kollitsch. Links Pfarrer Markus Böhme, rechts Diakon Matthias Tauchert. Foto: Holger Weiß

Zwickau, 04.04.2016: Der 2. April 1961 ist Gabriele Kollitsch aus der katholischen Pfarrei Heilige Familie in Zwickau noch immer lebhaft in Erinnerung. Es war der Ostersonntag, an dem sie – gerade einmal 14 Jahre alt – in der Frühmesse ihren ersten Einsatz als Organistin hatte. „Ich habe nur gezittert und immer auf die Uhr geschaut“, erinnert sich Kollitsch.

Als dann plötzlich die Glocke zum Einzug erklang, kam die panische Frage „Was soll ich denn jetzt machen?“ „Na, Orgelspielen!“ sagte ihre Mutter, die daneben stand, ganz locker. Erst etwa ein halbes Jahr zuvor hatte sie mit dem Orgelunterricht begonnen, nachdem sie bereits acht Jahre Klavier spielte. Weil ihr Vater der Meinung war, dass eines der neun Kindern Klavier lernen muss, übte die Älteste, Gabriele, also mit viel Fleiß und Ehrgeiz. Eines Tages kam der damalige Pfarrer der Heiligen Familie, Robert Schlirf, zu ihren Eltern – mit der damaligen dreizehnjährigen Gabriele hatte keiner gesprochen – und machte ihnen deutlich: Wenn die Tochter weiter fleißig übt, darf sie an die Orgel.

Gabriele Kollitsch an der Orgel der Pfarrei Heilige Familie. Foto: Markus Böhme

Gabriele Kollitsch an der Orgel der Pfarrei Heilige Familie. Foto: Markus Böhme

Bald gab ihr Kantor Kurt Glaßl Orgelunterricht. Jeden Tag ging sie, meist gleich nach der Schule, für zwei Stunden zum Orgelüben in die Kirche. Wenn dann noch Kirchenchor oder Jugendstunde war, kam sie abends nie vor halb zehn nach Hause, wo dann meist noch Hausaufgaben erledigt werden mussten. Nach einem halben Jahr Orgelunterricht was es dann so weit. Sie durfte zum ersten Mal in einem Gottesdienst spielen, und zwar gleich zu Ostern.

Mit Ausnahme ihrer Ausbildungszeit in Wittenberg begleitet Gabriele Kollitsch seit dieser Zeit regelmäßig die Gottesdienste in der Heiligen Familie an der Orgel; etwa zehn Jahre lang spielte sie auch in St. Johann Nepomuk in Zwickau. „Zu Pfarrer Schlirfs Zeiten musste ich an manchen Sonntagen in fünf Messen spielen, drei früh, eine in Crossen (ehemalige Außenstation) und die Abendmesse“, erinnert sie sich. Und auch an den Werktagen saß sie oft auf der Orgelbank.

Zu ihrem 55-jährigen Orgeljubiläum am Sonnabend, 2. April 2016, überreichte ihr nun der Präses des Cäcilienverbandes des Bistums Dresden-Meißen, Diakon Matthias Tauchert, in der Samstagabendmesse die „Leisentritt-Medaille“ in Silber, die höchste Ehrung des Cäcilienverbandes. Pfarrer Markus Böhme, der ihr im Namen der Gemeinde ein kleines Präsent überreichte, tat dies nicht, ohne mit einem Augenzwinkern auf die darin enthaltene Handcreme zu verweisen: „… damit Ihre Hände auch weiterhin so schön geschmeidig bleiben."

Andrea Konitzer spielt seit 30 Jahren Kirchenorgel. Foto: Thomas Fasel

Andrea Konitzer spielt seit 30 Jahren Kirchenorgel. Foto: Thomas Fasel

Einen Tag später, in der Sonntagsmesse, wurde auch der zweiten ehrenamtlichen Organistin der Heiligen Familie, Andrea Konitzer, eine Ehrung des Cäcilienverbandes zuteil: für dreißig Jahre Orgeldienst erhielt sie die „Leisentritt-Medaille“ in Bronze. „Ich bin froh und unendlich dankbar, dass unsere beiden Organistinnen seit so vielen Jahren ehrenamtlich in großer Treue und mit liturgischem Feingefühl unsere Gottesdienste kirchenmusikalisch mit gestalten“, so Pfarrer Böhme. „Da ich selbst früher Orgel gespielt habe, weiß ich, dass dazu viel Fleiß, jede Menge Zeit und eine große Portion Idealismus gehört. Gerade zu den Festzeiten, zu Ostern und Weihnachten, ist das Orgelspielen vor allem eins: harte Arbeit. Die Gemeinde Heilige Familie in Zwickau freut sich sehr, zwei derart engagierte und verlässliche Organistinnen zu haben."





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