150 Jahre Kolpingsfamilie in Bautzen

Ein Rückblick auf die Geschichte des Gesellenvereins. Festgottesdienst mit Bischof Heinrich am 18. November in Bautzen.

Bautzen, 10.11.2017: Die Mitglieder der Kolpingsfamilie Bautzen feiern gemeinsam mit Gästen und Gemeindemitgliedern anlässlich des 150. Stiftungsfests am Sonnabend, 18. November, um 17.30 Uhr einen großen Festgottesdienst unter der Leitung von Bischof Heinrich Timmerevers im St.-Petri-Dom. Dieses Jubiläum veranlasst zu einem kleinen Rückblick...

Adolph Kolping (1813-1865) widmete sich dem 1846 gegründeten Katholischen Gesellenverein, um die soziale Frage der Arbeiterschaft auf christliche Art und Weise zu lösen. In Bautzen fielen Kolpings Ideen auf fruchtbaren Boden, wie es Domvikar Jacob Herrmann erlebte. Er berief „... auf Drängen einer Reihe junger Leute der katholischen Gemeinde“ ein Treffen in der Domschule – An der Petrikirche 7 – für Sonnabend, den 10. November 1867 ein. Diesem Aufruf folgten 51 Gesellen und Meister. Sie gründeten am Ende dieser Zusammenkunft den Katholischen Gesellenverein Bautzen. Das ist der Anfang der Kolpingsfamilie Bautzen.

Mitglieder des Katholischen Gesellenvereins 1912. Foto: Kolpingarchiv Bautzen

Mitglieder des Katholischen Gesellenvereins 1912. Foto: Kolpingarchiv Bautzen

Die jungen Männer trafen sich wöchentlich zu gemeinsamen Abenden. Zunächst war die Domschule der Versammlungsort, ehe der Gesellenverein im Gasthaus „Goldenes Lamm“ an der Hohengasse ein Domizil fand, wo auch der erste Fasching bis in die Morgenstunden gefeiert wurde. Das erste Stiftungsfest feierte der Verein jedoch im Schießhaus auf dem Schützenplatz.

Domprediger Josef Gotthelf Dienst kaufte für den Katholischen Gesellenverein das Haus an der Gerberstraße 26. Die feierliche Einweihung fand jedoch wegen der widrigen Umstände – dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 – erst am 18. Juni 1871 statt. Gleichzeitig wurde auch im Festgottesdienst am Vormittag die Fahne geweiht. Nun hatten die Gesellen ihre eigenen vier Wände. Das Stiftungsfest selbst wurde im November mit einem Theaterstück begangen. Der sonst übliche Tanz fiel aus, da an diesem Tag der Domsenior Hoffmann verstorben war.

Innerhalb des Vereins bildeten sich in der Folge einzelne Abteilungen. 1899 wurde ein Kegelclub gegründet und ein Jahr später ein Schießclub. Am Huldigungszug am 30. Mai 1905 für König Friedrich August III. von Sachsen beteiligten sich mit dem Präses 53 Kolpingmitglieder.

Lücke im Kolping-Archiv von 1907 bis 1927

Im Jahr des 40. Jubiläums 1907 feierten die Kolpingbrüder eine Fahnenweihe im St.-Petri-Dom am 25. August und am 10. November das Stiftungsfest mit dem Theaterstück „Amas oder Caesarendiadem und Himmelskrone“. Danach bricht die Dokumentation ab. So ist im Kolpingarchiv über das 50. Stiftungsfest nichts dokumentiert. Das Jahr 1917 ist mit Ereignissen des Ersten Weltkrieges bzw. der Oktoberrevolution im Gedächtnis geblieben.

Zum Ende der 1930er Jahre finden sich dank des Protokollbandes 1927-1933 wieder Hinweise auf das Vereinsleben. Den Auftakt bildet hier das 60. Jubiläum des Katholischen Gesellenvereins. Neben den wöchentlichen Zusammenkünften sind auch Wanderausflüge ins Oberland niedergeschrieben.

Die Heimstatt des Vereins war über die Jahre marode geworden, so dass eine grundlegende Sanierung des Kolpinghauses notwendig wurde. Allerheiligen 1931 konnte das neue Haus nach einem Festgottesdienst im St.-Petri-Dom und Festzug in die Gerberstraße eingeweiht werden.

Einweihung des neuen Kolpinghauses 1931. Foto: Kolpingarchiv Bautzen

Einweihung des neuen Kolpinghauses 1931. Foto: Kolpingarchiv Bautzen

Das Jahr 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten beeinflusste das Leben der Katholischen Gesellenvereine. Beim Gesellentag in München vom 8.-11. Juni versuchte Vizekanzler von Papen in seiner Rede eine Angleichung an den NS-Staat zu erreichen. Die Deutsche Zentralversammlung des Katholischen Gesellenvereins vom 18. bis 19. September in Köln beschloss die Umbenennung in „Kolpingfamilie“, um einem Verbot zu entgehen. Präses Dr. Johann Hötzel berichtete, dass bei den Abenden eine laufende Kontrolle durch einen uniformierten Polizisten stattfand. Am 1. Dezember 1940 wurde das Kolpinghaus durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten Andreas Kreutzkam, Johannes Fabich und Präses Franz Lehmann die Kolpingsfamilie neu auf. Johannes Klesse wurde als erster Kolpingbruder nach dem Krieg 1954 neu aufgenommen. Ein gemeinsamer Sonntagsgottesdienst mit anschließendem Frühstück und ein gemeinsamer Abend am dritten Donnerstag im Monat etablierte sich im Vereinsleben. Die neu entstehende Kolpingarbeit wurde von der Staatssicherheit als umstürzlerische Vereinigung bis zum Mauerbau intensiv beobachtet.

Seit 1966 dürfen auch Frauen mitwirken

1967 konnte im November das 100. Jubiläum gefeiert werden und aus diesem Anlass wurde der Kolpingdiözesantag in Bautzen begangen. Kurz darauf wurden am 9. November 1969 19 Mädchen in die Kolpingsfamilie Bautzen aufgenommen. Dieses war seit 1966 möglich. Die Bautzener Kolpingsfamilie zählte zu diesem Zeitpunkt 150 Mitglieder.

Im Gemeindeleben werden die Kolpings durch Arbeitseinsätze, wie beispielsweise bei der Renovierung der Liebfrauenkirche in den 1970er Jahren oder auf den Friedhöfen vor Ostern und Allerseelen, tätig. Weihnachtsfeiern für Senioren oder Ausflüge bereichern den Jahresablauf. Glückwünsche zu Geburtstagen werden seit Februar 1978 bis heute an die Mitglieder versandt. Die Karten wurden ursprünglich von den Kolpingbrüdern Johannes Skrzypczak und Johannes Waurick und ab November 1985 durch Kolpingbruder Heiner Schleppers gestaltet. Kolpingbruder Thomas Skrzypczak zeichnet für die Grafik der aktuellen Kolping-Glückwunschkarte verantwortlich. Nunmehr ist diese zudem das Symbol für das 150. Stiftungsfest.

Zum Katholikentreffen 1987 in Dresden war die Bautzener Kolpingsfamilie für den Kolpingbasar zuständig. Dann kam die Wende...

Kolpingbrüder und -schwestern auf dem Petersplatz in Rom nach der Seligsprechung Adolph Kolpings. Foto: Monika Dubau

Kolpingbrüder und -schwestern auf dem Petersplatz in Rom nach der Seligsprechung Adolph Kolpings. Foto: Monika Dubau

Der Oktober 1991 war ein Höhepunkt im Vereinsleben der Kolpingsfamilie Bautzen. Einerseits schaute sie auf eine zehnjährige Partnerschaft mit der Kolpingsfamilie Langenfeld-Immigrath und andererseits auf die langersehnte Seligsprechung von Adolph Kolping am 27. Oktober durch Papst Johannes Paul II. in Rom.

Im Jahr darauf feierten die Kolpingbrüder und -schwestern das 125. Stiftungsfest. In dessen Rahmen wurde in der Neustadt eine Straße in Adolph-Kolping-Straße umbenannt. In diesem Jahr war auch die Bautzener Osterreiterprozession ins benachbarte Radibor neu entstanden. Kolpingbrüder um Heiner Schleppers übernehmen seitdem die Ordnerdienste.

1997 spendete die Kolpingsfamilie einen neuen Korpus für das Osterreiterkreuz. Ebenso waren sie an den neuen Glocken für die Liebfrauenkirche 2006 beteiligt und spendeten für den neuen Tabernakel im St.-Petri-Dom während dessen Sanierung 2015.

Grafik der Kolpingsfamilie Bautzen. Gestaltung: Thomas Skrzypczak

Grafik der Kolpingsfamilie Bautzen. Gestaltung: Thomas Skrzypczak

2001 bezog die Kolpingsfamilie Bautzen mit der Einweihung der Maria-Montessori-Grundschule den St.-Benno-Saal für ihre Veranstaltungen. Das Kolpingzimmer wurde im Pfarrhaus An der Petrikirche 7 eingerichtet. Man kehrte sozusagen an den Ort des Ursprungs zurück.

Kolpingbruder Gerold Dubau



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