Bischof Timmerevers: Pfarreistruktur im sorbischen Raum bleibt in den nächsten Jahren unverändert erhalten

Gemeinden sollen bis zum Jahr 2025 in einem gemeinsamen Prozess seelsorgliche Ziele und deren Umsetzung beraten

Die Pfarrkirche in Crostwitz.

Die Pfarreien in der sorbischen Oberlausitz bleiben auch in den kommenden Jahren eigenständig: hier die Pfarrkirche in Crostwitz.

Bautzen, 28.09.2017 (KPI): Die Struktur der sorbischen Pfarreien im Bistum Dresden-Meißen bleibt bis zum Jahr 2025 unverändert erhalten. Dieser Beschluss von Bischof Heinrich Timmerevers wurde am gestrigen Mittwochabend, 27. September, bei einem Treffen von Vertretern der sorbischen Pfarreien und anderer kirchlichen Orte in Bautzen bekanntgegeben. Mit Blick auf die spezifische Situation dieser Gemeinden ermöglicht der Bischof von Dresden-Meißen damit einen Sonderweg für die sechs sorbisch geprägten Pfarreien „Heilige Apostel Simon und Juda“ in Crostwitz, „St. Martin“ in Nebelschütz, „St. Benno“ in Ostro, „Maria Rosenkranzkönigin“ in Radibor, „St. Katharina“ in Ralbitz, „Herz Jesu“ in Storcha sowie die Pfarrvikarie „Mariä Himmelfahrt“ in Panschwitz-Kuckau.

Während die Pfarreien in den 33 anderen Verantwortungsgemeinschaften des Bistums im Rahmen eines „Pastoralen Erkundungsprozesses“ bis zum Jahr 2020 zu neuen, größeren Pfarreien zusammengeschlossen werden, bleibt die Selbstständigkeit der sorbischen katholischen Pfarreien in der sächsischen Oberlausitz damit zunächst erhalten. Der dauerhafte eigenständige Bestand der Pfarrei Bautzen ist bereits fest beschlossen. Die ebenfalls stark sorbisch geprägte Pfarrei Wittichenau gehört dem Bistum Görlitz an; daher ist sie von Entscheidungen im Bistum Dresden-Meißen nicht betroffen. Allerdings wird sie traditionell durch sorbische Seelsorger aus dem Bistum Dresden-Meißen unterstützt, so dass ein lebendiger Austausch besteht.

Sorbisches Gemeindeleben von eigener Sprache, Kultur und Brauchtum geprägt

Bischof Heinrich Timmerevers.Seinen Entschluss erklärt Bischof Heinrich Timmerevers so: „Die besondere Prägung kirchlichen Lebens im sorbischen Raum stellt für unser ganzes Bistum einen Schatz gelebter Tradition und Frömmigkeit dar. Sie ist historisches Erbe und lebendige Gegenwart. Ich denke zudem an die Bedeutung der Sorben als Volk, an den kulturellen Reichtum und die besondere kirchliche Historie dieser Region. Ich denke an den Wert der sorbischen Sprache und das lebendige Brauchtum vor Ort. Von all diesen Punkten habe ich mir bei eindrucksvollen Besuchen, berührenden Begegnungen und vielfältigen Gesprächen, für die ich dankbar bin, einen umfassenden Eindruck verschafft. Ich möchte diesen Besonderheiten gerne Rechnung tragen.“
Zugleich sieht Bischof Timmerevers die sorbischen Gemeinden aber ebenfalls in der Pflicht, der gemeinsamen Fragestellung des Erkundungsprozesses weiter intensiv nachzugehen: „Wir müssen uns fragen: Wie kann Kirche heute vor Ort glaubwürdig die Menschen mit Gott in Berührung bringen? Ich beauftrage daher die Katholiken der Region, in den kommenden acht Jahren gemeinsam nach zukunftsfähigen Lösungen zu suchen, wie Kirche hier den Glauben leben, pflegen, weitergeben und nach außen ausstrahlen kann. Ganz wichtig sind mir dabei die Themen Vernetzung und Zusammenarbeit. Es braucht Strukturen, die das vielfältige kirchliche Leben einer Region so bündeln, dass sie als Hilfe und Entlastung, als Ermutigung und gegenseitige Bestärkung erfahren werden.“

Das Bistum übernimmt für die Verantwortungsgemeinschaft der sorbischen Pfarreien ab sofort die dort bereits etablierte Bezeichnung „Sorbischer Pastoraler Raum“ (SPR). Der Sorbische Pastorale Raum wird gleichzeitig damit beauftragt, in den nächsten Jahren bis 2025 ein gemeinsames Pastoralkonzept zu entwickeln, zu beraten und abzustimmen. „Es soll nicht einfach nur die bisherige Praxis beschreiben, sondern Ausdruck eines verantwortlichen und gemeinschaftlichen Ringens um eine zukunftsfähige Pastoral sein“, so der Bischof. Auch an den bistumsweiten Überlegungen zu Grundsätzen und Leitlinien sollen sich die Verantwortlichen der Region weiter beteiligen.

Sorbisches Brauchtum und gelebter Glaube: die Osterreiter verkünden die Botschaft der Auferstehung Jesu. Foto: B. Heinze

Sorbisches Brauchtum und gelebter Glaube: die Osterreiter verkünden die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu. Foto: B. Heinze

Als Leiter des Sorbischen Pastoralen Raumes wurde von Bischof Timmerevers der Bautzener Dompfarrer Veit Scapan bestätigt. Er wird die Beratungen koordinieren und dem Bischof im Abstand von zwei Jahren über den Entwicklungsstand berichten.

Die Beschlüsse des Bischofs erläuterte gestern Abend bei einem Gesamttreffen der sorbischen Verantwortungsgemeinschaft vor Priestern sowie haupt- und ehrenamtlichen Vertretern der Pfarreien und anderer kirchlicher Orte Generalvikar Andreas Kutschke. Bischof Timmerevers nimmt aktuell an der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda teil.

Stichwort „Pastoraler Erkundungsprozess“

Bundesweit macht sich die Katholische Kirche gegenwärtig in allen deutschen Diözesen auf den Weg, um auf die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft zu reagieren. Dabei geht es vor allem um einen geistlichen Aufbruch. Die Leitfragen dazu lauten: Wozu sind wir als Kirche in dieser Region heute von Gott gesandt? Wie können wir und die Menschen um uns herum mit Jesus Christus in Berührung kommen? Gelebte Ökumene besitzt in diesem Zusammenhang einen besonderen Stellenwert.

Für das Bistum Dresden-Meißen hatte im Jahr 2013 der damalige Bischof Heiner Koch zu einem „Pastoralen Erkundungsprozess“ aufgerufen. Der inhaltliche Aufbruch wurde dabei mit notwendigen Strukturanpassungen verbunden: zahlreiche Gemeinden, vor allem auf dem Land, werden kleiner. Der Altersdurchschnitt steigt, die Zahl der Priester geht zurück.

Die 97 Pfarreien des Bistums sowie die vor Ort bestehenden kirchlichen Einrichtungen, Initiativen und Gemeinschaften wurden einander in 34 regionalen Verantwortungsgemeinschaften zugeordnet. Innerhalb jedes pastoralen Raumes sollen sie miteinander in den Blick nehmen, wie das kirchliche Leben in ihrem Bereich aussieht, welche Zusammenarbeiten schon existieren und welche pastoralen Schwerpunkte mit den vorhandenen Möglichkeiten gesetzt werden können.
Das Gebiet des Bistums Dresden-Meißen umfasst den Großteil Sachsens und weite Teile Ostthüringens. Aktuell gehören dem Bistum 142.800 Katholiken an.

MB


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