Frauen wollen Kirche führen - auch in der Diaspora

Positive Zwischenbilanz des deutschlandweit ersten Mentoring-Programms zur Steigerung des Anteils von Frauen in kirchlicher Führung

Kirche im MentoringBonn/Berlin, 22.03.2017: Zwölf Monate nach dem Start von „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ ziehen auch die am zweiten Durchlauf teilnehmenden Mentees auf ihrem Halbzeitseminar in Berlin eine positive Zwischenbilanz: „Meine Mentorin war die wichtigste Unterstützung, die mein Bistum mir in den letzten Jahren angeboten hat“, drückt es eine der Mentees auf dem Seminar aus.

„Die Zusammenarbeit mit den Mentoring-Teilnehmerinnen hat uns gezeigt: Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen sind sehr motiviert, Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und ihr Arbeitsumfeld aktiv mitzugestalten. Das zeigen auch die Erfahrungen in den beteiligten Ostbistümern Berlin, Magdeburg und Dresden-Meißen“, so Dr. Hannah Schepers, Vorstandsmitglied des Hildegardis-Vereins, der das Mentoring-Programm ins Leben gerufen hat. „Wenn Frauen und Männer die Chance haben, ihre Perspektiven in Leitung einzubringen und wenn sie gemeinsam Lösungen suchen, bereichert dies sowohl die kirchliche Organisationskultur als auch die konkreten Arbeitsergebnisse.“

Die (Erz)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen und Magdeburg können am 2. Durchgang von „Kirche im Mentoring“ dank der Unterstützung des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken teilnehmen. „Es war uns wichtig, auch kirchlichen Institutionen der katholischen Diaspora in Deutschland das Mitwirken an diesem wegweisenden Programm er ermöglichen,“ so Hermann Fränkert-Fechter, Vizepräsident des Bonifatiuswerkes. „Auch das ist Ausdruck unseres Leitgedankens: Keiner soll alleine glauben!“
Darüber hinaus haben die (Erz)bistümer Hamburg, Köln, München, Münster und  Osnabrück Tandems in diese Runde entsendet. Insgesamt 19 Tandems nahmen an dem zweitägigen Halbzeittreffen teil.
Dort wurden die Nachwuchskräfte in praxisorientierten Trainings auf die zukünftige Übernahme von Führungsaufgaben vorbereitet: der Workshop „Machtspiele?! − Mit Profil zum Ziel!“ behandelte die Relevanz von Geschlechterrollen und Statusverhalten in Führungsebenen; das Coaching „Argumentationstechniken: Umgang mit Killerphrasen“ thematisierte die Bedeutung von Kommunikationskompetenz für die (gelingende) Interaktion am Arbeitsplatz.
 
In der Abendeinheit gaben Uta Raabe, Leiterin des Dezernats Seelsorge im Erzbistum Berlin, und Dr. Martina Köppen, Leiterin des Katholischen Büros Berlin-Brandenburg, unter dem Schwerpunkt „Führen als Frau: Wie zeigt sich eine geglückte Sichtbarkeit in der Unternehmenskultur der deutschen Bistümer“ Einblicke in ihre Führungserfahrungen und den Umgang mit Verantwortung und Vertrauen.
 
Die teilnehmenden Mentorinnen und Mentoren hatten die Möglichkeit, sich vertieft mit dem Thema „unconscious bias“ („unbewussten Vorannahmen und Stereotypen“) zu befassen. Diese spielen im Alltag von (Personal-)Entwicklung eine große Rolle. Das Training trug dazu bei, die Herkunft dieser Mechanismen zu erklären und Möglichkeiten aufzuzeigen, sie zu überwinden. So ist eine Führungskultur, die auf gemischte Teams setzt, für die Kirche von entscheidender Bedeutung – darin waren sich die Anwesenden einig.
Aus Sicht einer Mentorin stehen wir als Kirche vor Veränderungsprozessen in der Leitungskultur, insbesondere in den pastoralen Leitungsstrukturen. „Hier kann das Mentoring in Vorbereitung auf herausfordernde Situationen eine gute Unterstützung sein“.
 
Hintergrund

An den beiden einjährigen Mentoring-Zyklen nehmen insgesamt 14 (Erz-)Bistümer teil: Aachen, Bamberg, Berlin (Caritas), Dresden-Meißen, Essen, Hamburg, Hildesheim, Köln, Limburg, Magdeburg, München und Freising, Münster, Osnabrück und Trier. Insgesamt stehen 40 Tandemplätze zur Verfügung. In jedem Tandem arbeitet eine erfahrene Leitungsperson aus den (Erz-)Bistümern mit einer Nachwuchskraft (Mentee) zusammen und ermöglicht ihr Einblicke in eine kirchliche Leitungstätigkeit. Als Mentoren werden in dem Programm Frauen und Männer eingesetzt.
 
Das Mentoring wird vom Hildegardis-Verein e. V. durchgeführt, der in der katholischen Kirche beheimatet ist und als Einrichtung der Frauenförderung seit mehr als 100 Jahren die akademische Ausbildung und Qualifizierung von Katholikinnen unterstützt. An der Projektsteuerung sind neben dem Hildegardis-Verein und der Deutschen Bischofskonferenz alle (Erz-)Bistümer beteiligt, die Tandems in das Programm entsenden. So ist sichergestellt, dass spezifische regionale Bedingungen berücksichtigt und Synergien zu bereits erfolgten Gleichstellungsmaßnahmen der (Erz-)Bistümer und Projekten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf genutzt werden.
 
Beim Mentoring entsteht ein Pool von qualifizierten Nachwuchskräften, auf den alle (Erz-)Bistümer zukünftig zurückgreifen können. Außerdem wird ein kollegiales Netzwerk von etablierten Führungskräften aufgebaut, das nachhaltig über den Programmzeitraum hinaus wirken kann. Das Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ trägt dazu bei, weibliche Führungsvorbilder in der Kirche zu fördern.
 
 
Hinweis:
Die Erklärung der deutschen Bischöfe zum Abschluss des Studientages „Das Zusammenwirken von Frauen und Männern im Dienst und Leben der Kirche“ während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 2013 ist als pdf-Datei zum Herunterladen unter www.dbk.de verfügbar. Die Erklärung des Hildegardis-Vereins sowie weitere Informationen zum Programm finden sich unter www.hildegardis-verein.de und www.kirche-im-mentoring.de.
 
 



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