Bereit für neue Wege

Bischof Heinrich Timmerevers sendet drei neue Gemeindereferenten am 27. August in ihren Dienst im Bistum Dresden-Meißen

neue Gemeindereferenten: R. Prochotta - A. Kirtzel - M. Demmich
Sie werden am kommenden Sonntag in den Dienst als Gemeindereferenten gesendet: René Prochotta, Antonia Kirtzel und Matthias Demmich (v.l.).

Dresden, 25.08.2017: Antonia Kirtzel, Matthias Demmich und René Prochotta erhalten am kommenden Sonntag, 27. August, ihre Sendung als Gemeindereferenten. Sie haben sich für einen Beruf entschieden, der sich gerade erheblich verändert und an Vielfalt gewinnt.

Antonia KirtzelIn ihrer Kindheit und Jugend war für Antonia Kirtzel (27) eines sonnenklar: „Unter keinen Umständen werde ich Gemeindereferentin!“ Der Glaube, den sie in ihrer katholischen Familie und in den Gemeinden von Dresden-Striesen und -Zschachwitz kennengelernt hatte, faszinierte sie in wachsendem Maße. Der Oberstufen-Religionsunterricht im St. Benno-Gymnasium hatte daran einigen Anteil.

Die Schülerin engagierte sich bei Religiösen Kinderwochen, als Firmkatechetin und in der Gemeinschaft Christlichen Lebens. Sie fühlte sich zum Theologie-Studium nach Erfurt hingezogen, nicht aber zum Beruf der Gemeindereferentin. Ihr Bild von diesem Beruf war stark geprägt von Allgegenwärtigkeit und Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit, Tugenden, die sie für sich selbst eher befremdlich fand.

Eine Wendung brachte gegen Ende ihres Studiums ein Gespräch mit Monika Münch, der Ausbildungsleiterin für Gemeindereferentinnen im Bistum. Im Zuge des Bistums-Erkundungsprozesses verändern sich auch die Aufgaben dieses Berufs, wurde ihr deutlich. Ein Gedanke ließ sie fortan nicht mehr los: „Vielleicht ruft Gott mich ja auf diesen Weg?“ 

Sie entschied sich dafür, einfach loszugehen, absolvierte das berufspraktische Jahr in der Markkleeberger Pfarrei „Peter und Paul“. Zwei Jahre als Gemeindeassistentin in der Verantwortungsgemeinschaft Coswig, Radebeul und Meißen schlossen sich an.

Viele positive Reaktionen haben die mit einem angehenden Gemeindereferenten verheiratete junge Frau darin bestärkt, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Seit Anfang des Monats ist sie Gemeindereferentin in den Dresdner Gemeinden Neustadt, Pieschen und Weißer Hirsch. Ihr besonderer Schwerpunkt wird die Mitarbeit in der „Bunten Kirche Neustadt“ sein, ein Projekt, das vor einigen Jahren von der evangelischen Kirche initiiert worden ist und derzeit weiterentwickelt wird für und mit Menschen, die nach Gott suchen oder bereits mit Gott leben, ohne das bisher so benannt zu haben und ohne im herkömmlichen Sinn zu einer Gemeinde zu gehören.

Matthias DemmichMatthias Demmich (29) ist in Crimmitschau selber ohne tieferen Kontakt zum christlichen Glauben aufgewachsen. Erstkommunionfeiern und Firmungen bei westdeutschen Verwandten waren in seiner Kindheit die einzige Verbindung zur katholischen Kirche. Als Jugendlicher bewegte ihn die Suche nach dem Sinn seines Lebens. „Ist das, was das Leben auf dieser Welt bietet, wirklich alles?“, fragte er sich oft.  Der Tod von Papst Johannes Paul II. war für ihn die Initialzündung, seine Suche auf die katholische Kirche zu richten. Die Riten und Gesten dort machten ihn neugierig.

Der Crimmitschauer Pfarrer war ebenso wie sein Pfarrhelfer offen für den jungen Mann. „Dass sie meine Fragen so gut und bereitwillig aufgriffen, war mein Glück.“ Als 19-Jähriger ließ er sich taufen und begann kurz darauf, in Erfurt Theologie zu studieren. Während des Studiums reifte der Gedanke, Gemeindereferent zu werden. Nach einem berufspraktischen Jahr in Greiz begann er 2015 seine Assistenzzeit in Riesa, Wermsdorf und Großenhain. Als Gemeindereferent wird er weiter in dieser Verantwortungsgemeinschaft arbeiten.

Dass ihm das kirchliche Leben nicht von klein auf vertraut ist, macht ihn zu einem gefragten Gesprächspartner für Menschen in ähnlicher Situation. Es hilft ihm auch, sich in Katholiken hineinzuversetzen, die sich eher am Rande ihrer Gemeinden fühlen, zum Beispel im Kontakt mit Familien, deren Kinder sich auf die Erstkommunion vorbereiten.

Von Gott zu reden ist für ihn keinesfalls selbstverständlich. Manches im kirchlichen Alltag, was anderen kirchlichen Mitarbeitern vielleicht gar nicht auffällt, hinterfragt er und gibt damit anregende Impulse. Drei junge Frauen hat er auf die Taufe vorbereitet. Auch für einen Mann, der sich kürzlich als Taufinteressent in der Gemeinde vorstellte, wird er der Ansprechpartner sein. „Die Taufbegleitung war für mich selbst sehr bereichernd. In gewisser Weise hat sich damit in meinem Leben ein Kreis geschlossen“, erzählt er.

René ProchottaDer aus Riesa stammende René Prochotta (38) hat im Rheingau seinen Wunschberuf Winzer gelernt und anschließend mehrere Jahre im Weinbau gearbeitet. Als Jugendlicher war er in Riesa Ministrant und Lektor, schließlich auch Organist. Nach dem Umzug nach Westdeutschland fiel er in den Gottesdiensten schon bald mit seiner kräftigen, wohltönenden Stimme auf. Es dauert nicht lange, bis er in der Gemeinde integriert war, in Chören und Projekten der Jugendarbeit. Diese Erfahrung war so intensiv, dass sie ihn irgendwann zu der Frage drängte: „Kann der Winzerberuf dich wirklich dein Leben lang ausfüllen?“

Die Antwort war ein zögerliches „wohl eher nicht“ und führte ihn dazu, ab 2008 in Mainz praktische Theologie zu studieren. 2012 begann seine Gemeindeassistenz in Nieder-Olm südlich von Mainz. Bevor es richtig „ernst“ wurde mit der Entscheidung für den Dienst im Bistum Mainz, spürte er, dass es ihn zurück in die Heimat zog. Er wollte für seine Eltern erreichbarer sein und suchte die Nähe von Gemeinden ostdeutscher Prägung.

Als pastoraler Mitarbeiter auf Probe begann er 2015 zunächst in der Pfarrei Weißer Hirsch, anschließend im Osterzgebirge. Seinen Winzerberuf hat er nicht einfach abgehängt wie eine Jacke, er sieht ihn als Teil seiner Lebensgeschichte, den er immer wieder gut in seine Arbeit einbringen kann, sei es, wenn es im Religionsunterricht um biblische Gleichnisse rund um den Weinbau geht, sei es bei biblischen Weinproben, zu denen er gelegentlich einlädt und die er als „wunderbare Gelegenheit“ entdeckt hat, auch Nichtchristen etwas von den Werten der Bibel und der Kirche nahezubringen.

Als Gemeindereferent ist René Prochotta nun in Bischofswerda, Radeberg und Kamenz eingesetzt. Seine besondere Begabung für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird er – wie in den Gemeinden zuvor – auch hier einsetzen können. Er sieht sich aber keinesfalls als der Macher, der auf diesem Feld künftig alles selbst in die Hand nehmen will, sondern eher als Verstärker und Ermöglicher von Glaubenserfahrungen.

Es freut ihn beispielsweise, dass es in Bischofswerda eine gut funktionierende Jugendgruppe gibt, zu der katholische und evangelische Jugendliche kommen, aber auch ungetaufte. Beinahe selbstständig organisieren die Jugendlichen die Religiöse Kinderwoche. Das soll auch künftig so bleiben.

„Oft konzentrieren wir uns in den Gemeinden fast auschließlich auf die – zweifellos sehr wesentliche – Liturgie und überfordern damit Menschen, die zuvor nur wenig Kontakt zur Kirche haben“, ist ihm aufgefallen. Es ist ihm ein Anliegen, diesen Menschen nachzugehen und dabei auch vielfältige Möglichkeiten jenseits von liturgischen Angeboten auszuschöpfen – angefangen bei den biblischen Weinproben.

Text: Dorothee Wanzek, "Tag des Herrn"
Fotos: Elisabeth Meuser




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