"Mit dieser Aussicht kann ich’s wagen / zu glauben - trotz mancher Fragen..."

Pfarrer Markus Böhme aus Zwickau predigt zum 26. Februar 2017 in den Pfarreien Heilige Familie und St. Franziskus in Reimform

Pfarrer Markus BöhmeIhr lieben Kinder, Schwestern, Brüder,
der Faschingsdienstag naht schon wieder.
Und deshalb – so ist’s bei mir Brauch –
reim ich die Predigt heute auch.
Nur einmal jährlich kommt das vor,
drum spitze jeder jetzt sein Ohr.

Als Vorbemerkung teil ich mit:
mitnichten ist dies eine Bütt,
nicht Späße biete ich euch dar,
sondern `ne Predigt, ist doch klar.
Und die soll Denkanstoß uns sein
drum hoff‘ ich: niemand pennt jetzt ein.

Zuerst wende ich meinen Blick
auf’s Evangelium zurück,
das wir vernommen haben heute:
Da sagt Jesus: „Hört zu, ihre Leute,
zwei Herrn zu dienen geht nicht gut.
Deshalb sei jeder auf der Hut!

Als Mammon wird hier klar benannt,
das, was bei uns als Geld bekannt,
desgleichen Reichtum und Besitz,
Karriere, Macht – das ist kein Witz.
Denn all das nimmt uns Tag für Tag
hundertprozentig in Beschlag.

Die ganze Kraft gibt man daran,
dass sich der Reichtum mehren kann.Münzen
Nur einzig die Rendite zählt,
danach wird das Depot gewählt.
Man jagt den Zinsen hinterher,
nach andrem steht der Sinn nicht mehr.

Wer so lebt, ist ein armer Wicht,
denn irgendwann das Lebenslicht
verlöscht und man fragt nach dem Sinn,
das, was man hatte, ist dahin.
Wohl niemand wird es überraschen:
das letzte Hemd hat keine Taschen.

Deshalb die Frage sich hier stellt:
Gibt’s etwas das doch ewig hält,
was nicht vergeht mit meinem Tod
und etwas, das auch zählt bei Gott,
wenn ich dann einmal vor ihm steh
und ihn mit eignen Augen seh‘?

Jesus macht klar: das ist ein Schatz,
der ewig bleibt, wenn Gott den Platz
in deinem Herzen ganz ausfüllt.
Nur er die tiefste Sehnsucht stillt
nach Zukunft und Geborgenheit
und letztlich nach der Ewigkeit.

So lasst uns also Gott vertrau’n
und unser Leben auf ihn bau’n.
Wer das mit ganzem Herzen tut,
dem schenkt der Glaube Kraft und Mut.
Man selbst in schweren Zeiten spürt,
dass Gott uns hält und trägt und führt.

Wer wirklich glaubt, der ist bereit
für etwas mehr Gelassenheit,
denn klar sein sollte jedem auch:
es ist unmöglich, nur `nen Hauch
das Leben zu verlängern hier
durch unsre Sorge. Glaubt es mir!

Ja, Jesus sagte: „Sorgt euch nicht
um so viel Dinge.“ Er verspricht,
dass Gott längst weiß, wie’s um uns steht.
Er sorgt für uns von früh bis spät,
weil er ein guter Vater ist
und seine Kinder nie vergisst.

Foto: Sabine BleyAls Beispiel nennt er eine Blume,
die prächtig blüht zu Gottes Ruhme.
Sie steht da auf dem freien Feld,
ganz wunderbar, auch ohne Geld.
Selbst Salomo war nicht so schön,
wie eine Lilie anzuseh‘n.

Und auch die Vögel sind benannt,
denn keinem von uns ist bekannt,
dass sie sich große Sorgen machen
um Nahrung, Geld und solche Sachen.
Gott kümmert sich, das ist doch klar.
Bisher war immer genug da.

Sind wir als Menschen, fragt der Herr,
nicht mehr wert? Also bitte sehr,
geh’n wir das mal relaxter an,
weil Sorge auch zermürben kann.
Vertrau’n auf Gott dagegen wird
mich leben lassen unbeirrt.

Zuerst soll’n nämlich wir erstreben,
dass hier und heut‘, in unserm Leben
schon Gottes Reich wird Gegenwart,
und das gelingt, wo man nicht spart
mit Liebe und zu jeder Zeit
der Suche nach Gerechtigkeit.

Wir merken: Glaube das ist nie
nur irgendeine Theorie,
die man mal lernt und irgendwann
auswendig wiedergeben kann.
Glaube `ne Herzenssache ist,
gefordert ist der ganze Christ.

Das mag genügen, was die Schrift
und diesbezüglich uns betrifft.
Nun möchte ich noch andre Sachen,
zum Gegenstand der Predigt machen.
Was mich beschäftigt und berührt,
sei an der Stelle angeführt.

Wir schauten alle sehr beklommen
als wir aus Dresden hab’n vernommen,
dass Sankt Franziskus nun verweist
und Pfarrer Mandler weiterreist.
Man dachte sich: „Was soll der Geiz?
der Thomas Mandler geht nach Greiz!

Und eh‘ ich konnte mich verseh’n
da war’s beschlossen und gescheh’n,
dass mir als neues Arbeitsfeld
auch St. Franziskus noch zufällt.
Damit nicht aufkommt Langeweile
ich nun auch noch nach Planitz eile.

Weil einst Gehorsam ich gelobt,
so habe ich nicht groß getobt,
nahm die Herausforderung an
und machte mich an’s Werk sodann,
zu schau‘n, wie’s künftig könnte sein
als Pfarrer von gleich zwei Pfarrein.

Dabei, so wurde mir schnell klar,
dass Sankt Franziskus rührig war
schon immer in vergang‘ner Zeit
und ebenso die HeiFa-Leut‘.
Auch wenn das alles ist kein Spaß
so glaub ich dran: Wir schaffen das!

Kirchenuhr.Natürlich musste ich verschieben,
die Gottesdienstzeit, die wir lieben.
Zehn Uhr geht nicht mehr, aber dann
fängt neun Uhr halt die Messe an
in Sankt Franziskus, zehn Uhr dreißig
geht’s weiter in der HeiFa fleißig.

Nur wenige hab’n sich beschwert,
gegen die neue Zeit gewehrt.
Um neun für sie zu zeitig ist
halb elf ist ebenso nur Mist,
weil da ja die Gefahr besteht,
dass auch das Mittag wird sehr spät.

Mal ehrlich! Mir ist nicht bekannt,
dass jemand nur sein Ende fand,
weil kürzer er geschlafen hat,
zu spät zum Mittag wurde satt.
Vielleicht braucht man die Meckerei
für’s eigne Ego. Einerlei!

Die meisten, das find ihr hier fein,
die lassen sich auf Neues ein,
sie denken mit und packen an.
Ja, wenn man sich verlassen kann
auf die Gemeinde ist das gut
und das macht jede Menge Mut.

Wir alle sind gefordert hier
zu überwinden die Manier,
die nur auf’s eig’ne Kirchlein blickt
und gleich `nen Tobsuchtanfall kriegt,
wenn mir’s nicht passt, was da geschieht.
Da mach ich eben nicht mehr mit!

Uns sollte klar sein, wie bisher
geht’s wohl in Zukunft gar nichts mehr.
Sagt nie: „Das war hier immer so!“
Denn darüber bin ich nicht froh.
Und außerdem ist es nicht wahr!
Vor tausend Jahr’n war hier nichts da.

Auch ist der Satz „Das gab’s noch nie!“
vor allem eins: Ideologie.
Wer so denkt, stets im Gestern bleibt
und von der Zukunft sich abschreibt.
Wer offen ist, für neue Sachen
der muss sich keine Sorgen machen.

Wagen wir lieber ganz galant,
den Blick über den Tellerrand,
denn das ist’s, was die Zukunft bringt,
und nur gemeinsam uns gelingt,
Kirche zu sein in der Region,
und zu bezeugen Gottes Sohn.

Ein Beispiel funktioniert seit Jahr’n,
das ist schon bestens eingefahr’n.
Die Kinderstunde, die geht gut,
weil man sich da zusammen tut.
Für Kinder ist das kein Problem,
auch and’re Orte mal zu sehn’n.

Und bei der ersten Kommunion,
dann kennen sich die Kinder schon
von früher, wenn wir manche Themen
auch uns gemeinsam dann vornehmen.
Die Kinder zeigen, dass es geht
wenn man bewusst zusammensteht.

Kind beim Balancieren.Von ihnen können wir noch lernen
ja, Kinder greifen nach den Sternen.
Weil viele Träume und Visionen
in ihrem Hinterstübchen wohnen.
Während die Ält‘ren nur bequem
auf alte Zeiten zurückseh’n.

Es geht doch! Denn auch das wird klar
beim Faschingsfeiern jedes Jahr
in Nepomuk, wo alle drei
Pfarrei’n der Stadt sind mit dabei.
Gemeinsam strickt man am Programm.
Auch heuer kam das sehr gut an.

Ich lade deshalb alle ein:
Lasst uns doch Visionäre sein,
die mitbauen an Gottes Reich
mit Phantasie, dann wird zugleich
die Angst verbannt, die uns oft lähmt
und Freude häufig uns verbrämt.

Ne kleine Sorge bring ich an:
in Sankt Franziskus mancher Mann
hält nach der Messe Litanei,
das heißt, ein Liter Bier geht nei.
Derweil das holde Weib zu Haus
bemüht sich um den Sonntagsschmaus.

Wenn also nun die Messe endet
bereits um 10, man nicht verschwendet
die Zeit, sondern man füllt sie aus
sitzt hinten in dem hölzer‘n Haus
und flößt sich nun zwei Liter nein
des güld’nen Hopfensaftes ein.

Ich hoffe nur, dass mir die Frau’n
nicht böse sind und mich verhau’n ,
weil ihre Männer noch mehr Flaschen
bei der Zusammenkunft vernaschen,
die offiziell, so ist bekannt,
wird „Predigtauswertung“ genannt.

In Planitz gibt’s den CCF
das ist der Club für’n Faschingstreff.
Und der gestaltet Karnevall.
Die Stimmung steigt in jedem Fall
wenn in der ‚Goldnen Sonne‘ wird
das Faschingsprogramm aufgeführt.

Der Elferrat, der strengt sich an
und auch die Funken kommen dran.
Da wird `ne Menge investiert
an Zeit und Aufwand, jeder spürt,
wie wichtig dies Ereignis ist,
für manchen St. Franziskus-Christ.

Schön wär’s wenn die Begeisterung,
auch eurem Glauben gebe Schwung,
damit ihr stets authentisch lebt,
von Jesus Christus Zeugnis gebt.
Doch freilich, wenn ihr ehrlich seid,
ist dafür oftmals wenig Zeit.

Ein Beispiel machte mir das klar:
Vor Weihnachten in Planitz war
das Angebot der Heil’gen Beicht.
Nicht einer hat die Kirch‘ erreicht.
Wie aber – frag ich – kann das sein?
Seid ihr schon alles Engelein?

Oder vielleicht fehlt nur der Mut
sich selbst zu reflekitern. Gut,
das kann man ändern, wenn man will.
Das Sakrament hat ja zum Ziel,
dass Gott mir zeigt: Trotz aller Sünd‘
bist du doch mein geliebtes Kind.

Nehm ich das an, ist’s mir egal?
Ein jeder von uns hat die Wahl.
Ich darf die Fehler, das Versagen
zum Herrn, der mich erlöst hat, tragen.
Die Beichte ist das Sakrament,
welches als Urteil ‚Freispruch‘ kennt.

In ein paar Tagen ist vorbei
die ganze Faschingsfeierei.
Der Aschermittwoch weist darauf:
Bedenke Mensch, so ist der Lauf,
des Lebens, denn nichts bleibt zurück,
nur etwas Staub. Habt das im Blick!

Bekehrt euch, ändert euren Sinn!
Und wendet euch zu Gott neu hin!
Denn er gibt Lebensenergie,
schenkt Mut und Kraft und Phantasie.
Selbst da, wo jeder Halt zerbricht
sagt Gott mir: Ich verlass dich nicht.

Ist mir das wirklich auch bewusst,
bekomm‘ ich sofort neue Lust,
mit ihm zu gehen durch die Zeit.
Und dann, am Tor zur Ewigkeit
sagt er: „Willkommen. Ruh‘ dich aus.
Jetzt bist für immer du zu Haus.“

Mit dieser Aussicht kann ich’s wagen
zu glauben und trotz mancher Fragen
das Ziel im Auge zu behalten
und dann mein Leben zu gestalten,
damit was ausstrahlt auf die Welt,
und so den Menschen auch auffällt.

Wenn das gelänge, wär` es gut.
Dies viel mehr überzeugen tut
als viele Worte, die gemacht
und oftmals hab’n nicht viel gebracht.
Authentisch und begeistert sein
dazu lädt Gott uns alle ein.

Nun habt ihr sehr lang‘ zugehört.
Zum Glück hat keiner sich empört,
weil meine Predigt länger war
als üblich. Doch einmal im Jahr
könnt ihr mir’s sicherlich nachseh’n.
Dafür gilt euch mein „Dankeschön“.

Damit komm‘ ich zum Ende jetzt,
der Schlusspunkt wird sogleich gesetzt.
Mög‘ Gottes Segen euch begleiten
in guten und in schlechten Zeiten.
Ihr lieben Kinder, Herren, Damen.
Gelobt sei Jesus Christus. Amen.


Pfr. Markus Böhme



Zurück Impressum