Premiere in Leutersdorf: Oberlausitzer Gemeinden eröffnen Reigen der Pfarrei-Neugründungen

Bistum erhofft sich von Strukturreform neue Freiräume für die Seelsorge

Die Pfarrkirche in Leutersdorf eröffnet einen Reigen an Gottesdiensten zu Pfarrei-Neugründungen im Bistum. Foto: privat

Die Pfarrkirche in Leutersdorf eröffnet einen Reigen an Gottesdiensten zu Pfarrei-Neugründungen im Bistum. Foto: privat

Dresden, 01.12.2017 (KPI): Das katholische Bistum Dresden-Meißen umfasst den Großteil Sachsens und weite Teile Ostthüringens. 97 Pfarreien gibt es hier – noch. Bis Jahresmitte 2020 werden sich diese kleinteiligen Einheiten zu größeren Gemeinschaften zusammenschließen. Den Anfang macht dabei die Oberlausitz: am 10. Dezember, dem 2. Adventssonntag, gründen die Pfarreien Leutersdorf, Ebersbach-Neugersdorf und Oppach gemeinsam eine neue Pfarrei. Der feierliche Gottesdienst dazu mit Bischof Heinrich Timmerevers beginnt um 10 Uhr in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Leutersdorf (Aloys-Scholze-Straße 4).

Die Strukturanpassungen sind Folge eines geistlichen Aufbruchs, zu dem Bischof Timmerevers ermutigt hatte: „Es muss um die Frage gehen: Wie sind wir Kirche vor Ort und in unserer Region und was ist der Auftrag Gottes an uns heute?“ Auf die Suche nach Antworten darauf wurden die Gemeinden bereits vor vier Jahren geschickt. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch, von 2013 bis 2015 Bischof von Dresden-Meißen, hatte das Bistum zu einem „Pastoralen Erkundungsprozess“ aufgerufen. Jede Pfarrei des Bistums sollte sich fragen, wo in ihrem Umfeld ähnliche Herausforderungen anstehen; ob man sich zur Lösung der künftigen Aufgaben nicht zusammenschließen solle.

Pfarreien: die traditionelle Struktureinheit der katholischen Kirche

Gemeinsam mit gewöhnlich zwei weiteren Partnern prüften sie dabei beispielsweise die Frage, wie das kirchliche Leben in ihrem Bereich aussieht. Welche Zusammenarbeiten existieren? Was soll weiter wachsen? Und: Welche pastoralen Schwerpunkte können mit den vorhandenen Möglichkeiten gesetzt werden? „Verantwortungsgemeinschaft“, so lautet der offizielle Titel dieser Gemeindeverbünde, die im Idealfall bereits jetzt in vielfältiger Weise miteinander verknüpft sind. 34 davon gibt es im Bistum, die sich nun als Pfarreien – die traditionelle Struktureinheit innerhalb der katholischen Kirche – neu gründen.

Andrzej Glombitza, Pfarrer der zukünftigen Pfarrei Leutersdorf und bereits heute für die Gemeinden vor Ort verantwortlich, sieht die Entwicklung positiv: „Eine spürbare Entlastung wird für uns sicher sein, dass in Zukunft nicht mehr alle Verwaltungsaufgaben an drei Orten und dreifach geregelt werden müssen. Das entlastet uns von Verwaltungsaufwand und schafft Freiraum für Neues."

Auf der Suche nach dem Weg der Kirche in die Zukunft: Bischof Heinrich besuchte im Rahmen des Pastoralen Erkundungsprozesses zahlreiche Gemeinden im Bistum. Foto: privat

Auf der Suche nach dem Weg der Kirche in die Zukunft: Bischof Heinrich besuchte im Rahmen des Pastoralen Erkundungsprozesses zahlreiche Gemeinden im Bistum und sprach mit den Menschen. Foto: privat

Mit der Neugestaltung von pastoralen Räumen ist das Bistum Dresden-Meißen bei weitem nicht allein unterwegs auf deutschen Fluren: bundesweit versuchen praktisch alle 27 Diözesen, auf die tiefgreifenden Veränderungen des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens zu reagieren. „Das Besondere am Erkundungsprozess im Bistum Dresden-Meißen könnte dabei unser Blick auf das kirchliche Leben sein, den wir sehr weit fassen. Aus unserer Sicht gehören zu den Akteuren unserer Verantwortungsgemeinschaften neben unseren Pfarreien nämlich noch weitere wichtige Träger kirchlichen Lebens: beispielsweise unsere katholischen Schulen, Kindergärten, die Einrichtungen und Beratungsstellen der Caritas, die Orden und geistlichen Gemeinschaften,  aber auch Kolpingsfamilien oder kirchliche Vereine. Sie alle werden in Gesprächen über den weiteren Weg der Kirche zusammengebracht“, erläutert Ordinariatsrätin Elisabeth Neuhaus. Sie hat als Leiterin der Hauptabteilung „Pastoral und Verkündigung“ des Bischöflichen Ordinariats besonders die Seelsorgebelange im Blick.

Ziel: Die Menschen in Berührung mit Christus bringen

142.800 Katholiken leben im Bistum Dresden-Meißen. In Sachsen sind damit nur rund 3,5 Prozent der Bevölkerung katholisch. Das Ziel der Kirche im Bistum aber ist klar formuliert: Möglichst alle Menschen sollen in Berührung mit Jesus Christus gebracht werden. „Dabei geht es nicht um einen katholischen Sonderweg, sondern auch um gelebte Ökumene, die ja in vielen Kontakten, Initiativen und gemeinsamen Angeboten schon zu einem selbstverständlichen Miteinander geworden ist“, so Pastoralleiterin Elisabeth Neuhaus.

Dass mit der Neugründung ihrer gemeinsamen Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Leutersdorf nicht alle Reibereien unter den ursprünglich drei eigenständigen Pfarreien Leutersdorf, Ebersbach-Neugersdorf und Oppach beendet sein werden, scheinen die frommen Christen der Oberlausitz bereits zu ahnen. Als biblisches Leitwort für den weiteren Weg haben sie sich einen Vers aus dem Philipperbrief gewählt: „In Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst“. (Phil 2,2-5)

MB



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