Abbau von Investitionsstau bei solider wirtschaftlicher Lage

Finanzielle Solidarität der finanzstärkeren Bistümer bleibt von großer Bedeutung

Dresden, 23.01.2018 (KPI): Eine solide wirtschaftliche Lage, zugleich aber eine weiterhin bestehende Abhängigkeit von der finanziellen Unterstützung der westdeutschen „Geberbistümer“: dieses Fazit erlaubt der Jahresabschluss des Bistums Dresden-Meißen für 2016, der heute von Generalvikar Andreas Kutschke und Diözesanökonom Kyrill von Twickel bei einem Pressetermin in Dresden vorgestellt wurde.

Michael Baudisch - Generalvikar Andreas Kutschke - Kyrill von Twickel

Sie stellten den Finanzbericht 2016 vor (v.l.): Pressesprecher Michael Baudisch, Generalvikar Andreas Kutschke, Finanzchef Kyrill Freiherr von Twickel.

Generalvikar Andreas Kutschke: „Mit dem Jahresbericht 2016 veröffentlicht das Bistum zum dritten Mal in Folge, vollständig und nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs, seine Vermögensverhältnisse und finanziellen Angelegenheiten. Der Gesamtjahresabschluss, in dem alle Vermögenspositionen vollständig zusammengefasst sind, trägt ein uneingeschränktes Prüfungstestat einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Damit wollen wir unserem eigenen Anspruch an Offenheit und verbindliche Klarheit gerecht werden.“ Diözesanökonom Kyrill von Twickel: „In diesem Bericht sind alle Vermögenspositionen vollständig zusammengefasst und offengelegt. Es gibt daneben kein weiteres Vermögen, das auf andere Rechtsträger – beispielsweise den Bischöflichen Stuhl – ausgelagert ist.“

Pressekonferenz in der Dresdner Bunten Kirche Neustadt

236 Millionen € zweckgebundene Rücklagen

Im Jahr 2016 erhöhte sich die Bilanzsumme des Bistums von 426,9 auf 450,2 Millionen Euro. Hauptgrund dafür: ein um 19,4 Millionen höherer Buchwert der Finanzanlagen gegenüber dem Vorjahr. Von Verpflichtungen aus Pensionszusagen in Höhe von 93,3 Millionen Euro abgesehen, hat das Bistum keine wesentlichen Schulden. Das Eigenkapital beträgt 325,1 Millionen Euro (Vorjahr 301,8 Millionen Euro), davon waren 235,7 Millionen Euro zweckgebundene Rücklagen (Vorjahr 212,4 Millionen Euro).

Zum dritten Mal veröffentlicht das Bistum seinen Jahresbericht.

Das dritte Jahr in Folge gibt das Bistum inzwischen Einblicke in seine Finanzlage.

Größter Posten dabei: Pensionszusagen in Höhe von 93,3 Millionen Euro (Vorjahr 94,1 Millionen Euro). Um durch Pensionszahlungen nicht zukünftige Bistumshaushalte zu belasten, wurde ein Pensionsfonds von 97 Millionen Euro angespart. Aus diesem Vermögen werden künftig die Pensionszahlungen geleistet. Derzeit ist das Bistum zu Pensionszahlungen an 187 Personen verpflichtet.

Rücklagen wurden in Höhe von 23,3 Millionen Euro eingestellt. Die Eigenkapitalquote beträgt 72,2 Prozent (Vorjahr 70,7 Prozent). Der passive Sonderposten in Höhe von 6,7 Millionen Euro bezieht sich auf öffentliche Fördermittel für Investitionen, die vorwiegend im Bereich von Schul-Baumaßnahmen gewährt wurden.

Vermögensanlage nach ethisch-nachhaltigen Kriterien

Auf der Aktivseite sind Finanzanlagen mit 302,4 Millionen Euro der größte Posten. In dieser Summe ist auch der Pensionsfonds enthalten. Die Verwaltung dieser Finanzanlagen ist in einer „Anlageordnung“ des Bistums geregelt, die neben klassischen Kriterien wie Sicherheit, Rendite und Liquidität ausdrücklich ethisch-nachhaltige Gesichtspunkte berücksichtigt. Das Bistum hat sich zum Oktober 2016 eine „Richtlinie zur ethisch-nachhaltigen Vermögensanlage“ gegeben und setzt diese mit Hilfe der oekom-research AG in München um. 77,2 Millionen Euro wurden als liquide Mittel vorgehalten.

Das Immobilienvermögen beträgt 49,1 Millionen Euro, bestehend aus bebauten, unbebauten und im Erbbaurecht vergebenen Grundstücken. Die 17 bebauten Grundstücke werden von den Schulen (21,3 Millionen Euro), den Bildungshäusern (8,5 Millionen Euro) und für sonstige Verwaltungszwecke (19,4 Millionen Euro) genutzt. Unbebaute Grundstücke in einer Größenordnung von rund 145 Hektar sind verpachtet und werden überwiegend land- und forstwirtschaftlich genutzt. 12 Grundstücke sind im Erbbaurecht an caritative Einrichtungen oder Familien überlassen.

Das eigene Kirchensteuernettoaufkommen macht ein Drittel der Gesamterträge aus

Das Kirchensteuerbruttoaufkommen vor Clearing im Geschäftsjahr 2016 betrug 34,7 Millionen Euro. Davon entfallen 24,9 Millionen Euro auf die Kirchenlohnsteuer, 8,1 Millionen Euro auf die Kircheneinkommenssteuer, 0,6 Millionen Euro auf die Kirchensteuer auf Abgeltungssteuer für Finanzerträge sowie 1,0 Millionen Euro auf die Auflösung der Clearing-Rückstellung. Abzüglich der Verwaltungsgebühr, die an die erhebende Finanzverwaltung in Höhe von 3 Prozent der Gesamtsteuer (entspricht 1,0 Millionen Euro) abgeführt werden musste, und des interdiözesanen Kirchenlohnsteuerclearings in Höhe von 2,5 Millionen Euro verblieb ein Kirchensteuernettoaufkommen von 31,1 Millionen Euro. Das eigene Kirchensteueraufkommen macht dabei nur 33,5 Prozent der Gesamterträge aus: Die Diözese bleibt von den Transferleistungen durch den Strukturbeitrag aus den westdeutschen Bistümern abhängig.

Staatsleistungen der Freistaaten Sachsen und Thüringen

Das Bistum Dresden-Meißen erhielt im Jahr 2016 Staatsleistungen in Höhe von 843.502 Euro, davon entfallen auf den Freistaat Sachsen 543.180 Euro und den Freistaat Thüringen 300.322 Euro. An Verwaltungseinnahmen – im Wesentlichen Refinanzierungsleistungen des Freistaats Sachsen für den Betrieb der Bischöflichen Schulen – gingen 19,5 Millionen Euro ein. Die Umsatzerlöse von 1,4 Millionen Euro werden von den Bildungshäusern erwirtschaftet.

Zu diesen Erträgen kommen Einnahmen aus Spenden, Zuschüssen und sonstigen betrieblichen Erträgen. Die Gesamterträge des Bistums lagen 2016 (vor Finanzergebnis) bei 71,8 Millionen Euro (Vorjahr 67,1 Millionen Euro).
Größter Kostenblock waren auch 2016 die Personalkosten in Höhe von 34,6 Millionen Euro. Das Bistum beschäftigt Seelsorgerinnen und Seelsorger, Verwaltungskräfte, Kirchenmusiker, lehrendes, pädagogisches und technisches Personal. Die Aufwendungen für Zuweisungen und Zuschüsse belaufen sich auf 9,7 Millionen Euro, die an Pfarreien, Schulen, Kindertagesstätten, die Caritas und andere Einrichtungen gingen.

Der Jahresüberschuss beträgt 23,3 Millionen Euro; der Bilanzgewinn 0,00 Euro.

In drei Unterabschlüssen schließt das Bistum in der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit Fehlbeträgen ab. So brachte die Schulträgerschaft ein Defizit von 1,4 Millionen Euro ein, das Bischof-Benno-Haus und das Winfriedhaus Schmiedeberg erwirtschafteten Defizite von 0,5 und 0,2 Millionen Euro.

Erhöhte Ausgaben zum Abbau des Investitionsstaus angekündigt

Für die kommenden fünf Jahre kündigt das Bistum unter anderem für Baumaßnahmen für Bistum, Pfarreien und Schulen Ausgaben in Höhe von 45 Millionen Euro an. Diözesanökonom Kyrill von Twickel: „Damit wollen wir den Investitionsstau in diesem Bereich abbauen. Über Jahre konnten zu großen Investitionsvorhaben keine Entscheidungen getroffen werden. Immerhin wurde das Bistum Dresden-Meißen von 2012 bis 2016 von drei Diözesanbischöfen und zwei Diözesanadministratoren geleitet. Strategische Kostenentscheidungen und größere Investitionen mussten daher aufgeschoben werden.“ Unter anderem wurde seither das Peter-Breuer-Gymnasium in Zwickau umgebaut und erweitert. Auch die Jugendbildungsstätte Winfriedhaus Schmiedeberg erwartet Umbaumaßnahmen auf Basis einer zukunftsfähigen Konzeption. Gleiches steht für das Haus der Kathedrale in Dresden an. Weitere Ausgaben werden die personelle Unterstützung der Verwaltungskompetenzen in den Verantwortungsgemeinschaften und die Förderung der Kirchenmusik betreffen.

Einige Beispiele aus dem kirchlichen Leben aus dem Bistum Dresden-Meißen sind im Jahresbericht dargestellt. Die Broschüre ist im Bischöflichen Ordinariat in Dresden sowie in allen Pfarreien erhältlich und kann auch online eingesehen werden unter folgendem Link:
www.bistum-dresden-meissen.de/jahresbericht2016

MB



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