„Der Ton macht die Musik!“ Studientag zu „Amoris Laetitia – Von der Freude der Liebe“

für hauptamtliche Mitarbeiter/-innen im Bistum Dresden-Meißen am 16. Mai in Leipzig

Einladung zum Studientag "Amoris Laetitia"

Im März 2016 veröffentlichte Papst Franziskus sein Schreiben Amoris Laetitia (AL). Vorausgegangen war ein in unserer Kirche bis dahin nicht dagewesener synodaler Wegprozess, in dem sich alle, die wollten, zu Fragen bezüglich Ehe und Familie äußern konnten. Dazu kamen zwei Bischofssynoden, bei denen offen und kritisch die weltweiten Herausforderungen diskutiert und gemeinsame Stellungnahmen vereinbart wurden. Papst Franziskus formulierte auf diesem Boden und mit eigenen Schwerpunkten AL – ein inspirierendes, ansprechendes, orientierungsweisendes Schreiben zu Partnerschaft, Ehe und Familie.

Lange schon sollten die Inhalte von AL auch für das Bistum Dresden-Meißen aufbereitet werden, am 16. Mai war es soweit. Auf Einladung von Bischof Timmerevers hatten sich neben Priestern und Gemeindereferent/-innen auch Mitarbeitende in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung und weitere Mitarbeitende der Pastoralabteilung angemeldet. Während eines intensiven, abwechslungsreichen Studientages erschloss Prof. Dr. Martin Lintner OSMProf. Dr. Martin Lintner OSM (Foto: http://www.hochschulebrixen.it) den 60 Teilnehmenden die wesentlichen Schwerpunkte aus Amoris Laetitia. Prof. Lintner ist als Professor der Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen (Südtirol) ein ausgewiesener und fundierter Kenner der Materie.
Aktuelle Daten und Fakten aus der Familienforschung wurden Themen aus dem päpstlichen Schreiben gegenübergestellt. Im Wechsel zwischen Einzelreflexionen, Gesprächen in Kleingruppen, Vortrag und Austausch im Plenum, unterbrochen durch kreative Spots zur Thematik entwickelte sich schrittweise ein anregender Studientag.
 
In einem ersten Vortrag verdeutlichte Prof. Lintner den Paradigmenwechsel in der Pastoral, den Papst Franziskus mit seiner Hinwendung von einer abstrakten hin zu einer konkreten Anthropologie (nicht DER Mensch, sondern die konkreten Menschen) in AL ausdrücklich vollzieht: Der Respekt vor der jeweiligen Person, ihrem Gewissen, ihrem Bemühen, ihrer Biographie u. a. zeigt sich als unabdingbare Voraussetzung pastoralen Handelns.
Es war beeindruckend, im anschließenden „Resonanzraum“ – im Plenum konnte jeder in einem Wort oder Halbsatz aussprechen, was am meisten angesprochen hatte – zu hören, welchen Widerhall dieser den Menschen zugewandte Ansatz in den Einzelnen ausgelöst hatte.

Welche Herausforderungen AL in einer neuen Perspektive auf den konkreten Weg von Menschen in Ehe und Familie für die Pastoral mit sich bringt, stellte Prof. Lintner in einem zweiten Schritt heraus: In AL wird Partnerschaft nicht als statisches Ideal verstanden, sondern als spannender Wegprozess mit Höhen, Tiefen, Krisen, Herausforderungen und einer tiefen, spirituellen Dimension – mit der Dynamik von Wachsen und Reifen, der „Dynamik des Saatkorns“ (vgl. AL 76) als realistischem, lebensnahem Bild für das, was Menschen in Partnerschaft und Ehe erfahren.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, der Papst ist verheiratet…“, so zitierte Prof. Lintner die humorvolle und doch treffende Äußerung der Journalistin Dr. Christiane Florin, ein Ausdruck für die überraschende „Ortskenntnis“, die der Papst beweist.

Besondere Aufmerksamkeit weckte der dritte Vortrag mit dem Fokus auf Kapitel VIII aus AL, in dem Papst Franziskus auf die Erfahrungen der Zerbrechlichkeit und des Scheiterns von Beziehungen eingeht. Eingeleitet wurde er durch ein Interview mit einer betroffenen Frau, das viel Nachdenklichkeit auslöste. Im Wissen um die Komplexität des Lebens will Papst Franziskus ein Umgehen mit Menschen in diesen Situationen, das er mit „begleiten, unterscheiden, eingliedern“ beschreibt. Was genau er damit meint, war auch Teil einer spannenden und offenen Gesprächsrunde im Plenum.

Eine kleinere Gruppe der Teilnehmenden arbeitete am Abend und bis zum Mittag des Folgetages im Begegnungszentrum in Zwochau weiter. Zusammen mit Prof. Lintner und Bischof Timmerevers überlegten sie gemeinsam, wie es mit den Anregungen aus AL in unserem Bistum konkret weitergehen kann und soll. Deutlich wurde, dass der Perspektivwechsel, der in AL zum Ausdruck kommt, sich in der derzeitigen pastoralen Wegsuche in unserem Bistum widerspiegelt. In diesem Prozess weiterzugehen ist die sinnvollste Weise, die Anliegen von Papst Franziskus hinsichtlich einer Erneuerung der Pastoral (auch) für Ehe und Familie umzusetzen. Weitere Schritte zur Umsetzung sind in Planung.

Steffi Barth, Personalabteilung, und Claudia Leide, Familienpastoral



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