Eine neue katholische Pfarrei für den Dresdner Norden

Strukturreform soll den Dienst der Kirche an den Menschen heute unterstützen

Die Pfarrkirche St. Martin in Dresden-Neustadt. Foto: C. HenggeDresden, 08.11.2018 (KPI): Eine neue Pfarrei für den Dresdner Norden gründet Bischof Heinrich Timmerevers am Martinstag, Sonntag, dem 11. November, im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes um 10 Uhr in der katholischen St. Martin-Kirche (Garnisonkirche / Stauffenbergallee 9 g). Zu der neugegründeten Pfarrei werden die drei bisher eigenständigen Pfarreien St. Franziskus Xaverius (Dresden-Neustadt), St. Josef (Dresden-Pieschen) und St. Hubertus (Dresden-Weißer Hirsch) gehören. Das Gebiet der neuen Pfarrei erstreckt sich dann im Dresdner Norden rechtselbisch von Eschdorf und Zaschendorf bis Moritzburg, Weixdorf und Radeburg. Die neue Pfarrei trägt künftig den Namen „St. Martin Dresden“. Mit insgesamt 8.926 Katholiken wird es die mitgliederstärkste Pfarrei des Bistums Dresden-Meißen sein.

Leiter der Pfarrei wird Pfarrer Thaddäus Posielek (63). Alle katholischen Kirchen der bisher eigenständigen Pfarreien bleiben unter ihren jeweiligen Namen erhalten. Pfarrkirche und damit Hauptsitz der Pfarrei wird die St. Martin-Kirche in Dresden-Neustadt. Zur Pfarrei gehören werden auch alle bisherigen hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger und kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der Tag beginnt mit dem Festgottesdienst mit Bischof Heinrich Timmerevers um 10 Uhr. In der Kirche ist Platz für rund 350 Personen. Für weitere Gottesdienstteilnehmer steht vor der Kirche ein Festzelt bereit, in das der Gottesdienst in Ton und Bild übertragen wird. Ab 12 Uhr wird Mittagessen angeboten. Dann finden auch Turmführungen, ein Kinderprogramm und Musikeinlagen von „Jazz Train“ statt. Um 14 Uhr gibt es ein Martinsmusical, mit der Abschlussandacht um 15 Uhr endet das Festprogramm.

Strukturwandel als Konsequenz eines geistlichen Aufbruchs

Die Pfarrei-Neugründungen im Bistum sind Folge eines geistlichen Aufbruchs, zu dem Bischof Timmerevers ermutigt hatte: „Es muss um die Frage gehen: Wie sind wir Kirche vor Ort und in unserer Region, und was ist der Auftrag Gottes an uns heute?“ Auf die Suche nach Antworten darauf hatten sich die Gemeinden bereits im Jahr 2013 mit einem „Pastoralen Erkundungsprozess“ begeben. Jede Pfarrei sollte sich fragen, wo in ihrem Umfeld ähnliche Herausforderungen anstehen und ob man sich zur Lösung der künftigen Aufgaben zusammenschließen könne.

Gemeinsam mit gewöhnlich zwei bis drei weiteren Partnern prüften sie dabei beispielsweise die Frage, wie das kirchliche Leben in ihrem Bereich aussieht. Welche Zusammenarbeit existiert? Was soll weiter wachsen? Und: Welche seelsorglichen Schwerpunkte können mit den vorhandenen Möglichkeiten gesetzt werden? „Verantwortungsgemeinschaft“, so lautet der offizielle Titel dieser Gemeindeverbünde, die im Idealfall bereits jetzt in vielfältiger Weise miteinander verknüpft sind.

Das Bistum Dresden-Meißen, das den Großteil Sachsens und weite Teile Ostthüringens umfasst, war bis vor kurzem noch in 97 Pfarreien unterteilt. Bis Ende 2020 werden diese kleinteiligen Einheiten als etwa 33 größere Pfarreien – der traditionellen Struktureinheit innerhalb der katholischen Kirche – neu gegründet. Den Anfang machte Ende 2017 die Region um Leutersdorf in der Oberlausitz. Die Dresdner Pfarreigründung ist dann die fünfte Neugründung im Bistum, mit der die vielfältigen kirchlichen Angebote der Stadt besser vernetzt werden sollen.

Monate intensiver Vorbereitungszeit auf die Neugründung

Mit der Neugestaltung von pastoralen Räumen ist das Bistum Dresden-Meißen bei weitem nicht allein unterwegs auf deutschen Fluren: Bundesweit versuchen alle 27 Diözesen, auf die tiefgreifenden Veränderungen des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens zu reagieren. „Das Besondere am Erkundungsprozess im Bistum Dresden-Meißen könnte dabei unser Blick auf das kirchliche Leben sein, den wir sehr weit fassen. Aus unserer Sicht gehören zu den Akteuren unserer Verantwortungsgemeinschaften neben unseren Pfarreien nämlich noch weitere wichtige Träger kirchlichen Lebens: beispielsweise unsere katholischen Schulen, Kindergärten, die Einrichtungen und Beratungsstellen der Caritas, die Orden und geistlichen Gemeinschaften, aber auch kirchliche Vereine. Sie alle werden in Gesprächen über den weiteren Weg der Kirche zusammengebracht“, erläutert Ordinariatsrätin Elisabeth Neuhaus, Leiterin der Hauptabteilung Pastoral und Verkündigung des Bischöflichen Ordinariats.

Die Menschen in Berührung mit Christus bringen

Rund 142.800 Katholiken leben im Bistum Dresden-Meißen. In Sachsen sind damit nur etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung katholisch. Das Ziel der Kirche im Bistum aber ist klar formuliert: Möglichst alle Menschen sollen in Berührung mit Jesus Christus gebracht werden. „Dabei geht es nicht um einen katholischen Sonderweg, sondern auch um gelebte Ökumene, die ja in vielen Kontakten, Initiativen und gemeinsamen Angeboten schon zu einem selbstverständlichen Miteinander geworden ist“, so Pastoralleiterin Elisabeth Neuhaus.

Kirchenbuch, Pfarrsitz, Siegel: Was bei einer Pfarreineugründung zu beachten ist

Als Pfarrei (lateinisch parochia, abgeleitet vom griechischen para=bei und oikän=wohnen) wird eine genau bestimmte Gemeinschaft von Katholiken bezeichnet. In der Regel ist die Pfarrei territorial beschrieben, so dass alle Gläubigen, die im Pfarrgebiet wohnen, zu dieser Pfarrei gehören. Es können aber auch Personalpfarreien beispielsweise für bestimmte Sprach- oder Berufsgruppen – etwa Militärpfarreien – errichtet werden. Die Verantwortung für die Seelsorge innerhalb einer Pfarrei überträgt der Bischof einem Pfarrer. Die Pfarrei ist in Deutschland eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und damit selbstständiger Rechts- und Vermögensträger. In der Römisch-Katholischen Kirche ist die Pfarrei die grundlegende territoriale Basiseinheit.
Allein der Diözesanbischof kann nach Anhörung des Priesterrats eine Pfarrei errichten, verändern oder aufheben. Im Bistum Dresden-Meißen ist das Bischof Heinrich Timmerevers. Dieser hat angekündigt, die Gottesdienste zu allen Neugründungs-Feierlichkeiten persönlich vor Ort zu leiten.

Ablauf der Neugründungsfeier

Die Neugründung der Pfarrei wird in einer Heiligen Messe oder in einem Vespergottesdienst gefeiert. Die alten Kirchenbücher, in denen die Pfarreien die Aufzeichnungen über Taufen und Eheschließungen, über die Verstorbenen oder auch die Erstkommunikanten der Gemeinde geführt hatten, wurden zuvor geschlossen. Der neugegründeten Pfarrei werden neue Kirchenbücher und auch das zukünftige Pfarrsiegel überreicht. Im Rahmen des Gottesdienstes wird außerdem die Errichtung der Pfarrei formal bekannt gegeben und der Pfarrer der Gemeinde offiziell ins Amt eingeführt.

Pfarrkirche und Patrozinium

Beim Zusammenschluss der Pfarreien einer Verantwortungsgemeinschaft wird eine neue Pfarrei gegründet. Sie tritt die Rechtsnachfolge für jede der zu ihr gehörenden, bisher eigenständigen Pfarreien an. Welches Gotteshaus innerhalb dieser Pfarrei die neue Pfarrkirche und damit auch Pfarrsitz wird, bestimmt der Bischof dabei auf Grundlage der Beratungs- und Abstimmungsergebnisse der Pfarrgemeinderäte.

                                                MB



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