Mit Christus das Leben wagen

Hirtenwort zum ersten Fastensonntag, 18. Februar 2018

Bischof Heinrich Timmerevers









Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Entschlossen, konstruktiv und kreativ – so nehme ich unser Bistum Dresden-Meißen mitten im Erkundungsprozess wahr. Natürlich braucht es an mancher Stelle mehr Zeit, Geduld und Phantasie, um die komplexen Aufgaben zu klären. Umso dankbarer bin ich, dass in diesem Ringen um passende Strukturen und Antworten die Frage „Wofür sind wir als Kirche da?“ die leitende Perspektive bleibt.

Bischof Dr. Heiner Koch eröffnete im Jahr 2014 den Erkundungsprozess mit seinem Hirtenwort „Eucharistisch Kirche sein – So da sein, wie ER da ist". Wenn für uns die Feier der Eucharistie tatsächlich die Quelle und der Höhepunkt unseres persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens ist, dann sind wir durch sie Gemeinschaft, die auf SEIN Wort hört, sich zu IHM bekennt, und so werden wir zum Werkzeug für IHN in der Welt. Die Frohe Botschaft mit dem Leben zu bekennen, geht von den Altären unserer Kirchen aus!

Die Zeichen der Nähe und Liebe Gottes – die Sakramente – schenken uns alles, was wir benötigen, damit wir als Getaufte und Gefirmte dieser Berufung folgen können. Wenn sich junge Männer aus unseren Familien und Gemeinden entscheiden, sich als Priester mit ihrem Leben ganz Gott zu schenken und sich für das Volk Gottes in den Dienst nehmen zu lassen, dann wirkt Jesus Christus selbst an und inmitten seiner Kirche. Durch ihren Dienst stärken und stützen sie uns alle in unserer Sendung für die Welt. Wenn wir in unser eigenes Leben schauen, können wir entdecken, wie Priester mit ihrem Leben und Dienst in unseren Herzen die Sehnsucht nach Gott geweckt oder uns die Nähe Gottes haben spürbar werden lassen! Vielleicht erinnern Sie sich an Ihren Jugendkaplan, der Sie auf Ihrem Glaubensweg wesentlich geprägt hat, den Priester, der Ihnen in einer schwierigen Lebenssituation im Seelsorgegespräch oder im Bußsakrament beigestanden hat, den Pfarrer, vor dem Sie sich das Ja-Wort gegeben haben, der Ihr Kind getauft oder für einen Ihrer Lieben das Requiem gefeiert hat. Die Nähe Gottes wird greifbar und erfahrbar in jeder Heiligen Messe, der ein Priester – bei aller menschlichen Schwäche – in der Person Christi des Hauptes, handelnd vorsteht!

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn wir auch künftig aus der Eucharistie heraus eine lebendige und starke Gemeinschaft sein wollen, dann brauchen wir Priester!

Wir dürfen in unserem Bistum dankbar sein, dass sich zur Zeit 12 Männer auf den Priesterberuf vorbereiten. Eine gute Zahl und dennoch zu wenige! Sie alle wissen um die Diskussion in unserer Kirche, man möge die Zulassungswege zum Priesterwerden verändern und öffnen. Ich weiß nicht, welchen Weg Papst Franziskus in der Verantwortung für die ganze Weltkirche und im Einklang mit den Bischöfen uns für die Zukunft zeigen wird. Da braucht es das Licht des Heiligen Geistes. Eines bleibt jedoch: Berufungen zum Priester können wir nicht machen, sie werden uns von Gott geschenkt! Sie gedeihen in unseren Familien und Gemeinden, wenn diese von einem lebendigen Glauben und einem erfahrbaren, gelebten Vertrauen auf den Herrn geprägt sind, der mit seiner Kirche auch heute unterwegs ist. Wird das nicht besonders dort erfahrbar, wo wir im Gebet um Berufungen bitten? Daher möchte ich uns alle an das Wort Jesu erinnern: „Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Mt 9,38) Ich frage mich, ob wir genügend dafür gebetet haben und beten, dass der Herr Arbeiter in seine Ernte sendet?

Liebe Christinnen und Christen, lassen Sie uns das Gebet um geistliche Berufe neu aufnehmen. Mir ist es ein Anliegen, dass das Gebet um Priester und Ordensberufungen in unseren Gemeinden und Familien zu einer treuen Selbstverständlichkeit wird. Jesus selbst gibt uns den Auftrag dazu!

Ich bitte Sie, die Sorge um geistliche Berufungen mit in Ihr Gebet zu nehmen. Immer wieder freue ich mich zu erfahren, dass sich in unserem Bistum Gläubige in Gebetskreisen um geistliche Berufe treffen. Um diese und neue Gruppen und Gemeinschaften in diesem Anliegen zu verbinden, lade ich herzlich zu einem ersten Gebetstreffen unseres Bistums nach Wechselburg ein. Am Sonntag, dem 10. Juni beten wir dort in einer Vesper um geistliche Berufungen. Dabei möchte ich die bestehenden Gebetskreise in ihrem Tun ermutigen. Ich möchte anregen, dass sich in unseren Pfarreien und Verantwortungsgemeinschaften neue Gebetsgemeinschaften finden, die sich diesem Anliegen in besonderer Weise verpflichtet wissen.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn ich an die Begegnungen bei den Besuchen in unseren Gemeinden und Schulen denke oder mich an die Gespräche mit den Jugendlichen im Rahmen der Firmvorbereitung, bei den Jugendvespern und den Bistumsjugendtagen erinnere, dann trägt mich die feste Überzeugung, dass es unter uns junge Männer und Frauen gibt, in deren Herzen der Wunsch nach einem Leben im Dienst der Kirche wächst. Es gibt sie, die Jugendlichen, die sich ernsthaft fragen, wozu Gott sie ruft und welchen Weg in der Nachfolge Jesu sie gehen können. Ich möchte diese Jugendlichen, die jungen Männer und Frauen ermutigen, sich dem Ruf Gottes zu öffnen. Den Jugendseelsorger unseres Bistums, Pfarrer Martin Kochalski, habe ich gebeten, jungen Menschen, die eine Berufung spüren und diese klären möchten, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Zugleich bin ich sicher, dass unsere Priester, Ordensleute und alle in der Seelsorge tätigen Frauen und Männer die jungen Menschen verantwortungsvoll vor Ort in ihren Entscheidungen begleiten. Ich bitte Sie aber auch, Ihre eigene Berufung sorgsam zu pflegen und lebendig zu halten, damit Sie auch weiterhin ermutigende Zeugen für ein  gelingendes  Leben in der Nachfolge Jesu Christi sein können.

Wo wir als Kirche in unseren Gemeinden jungen Menschen Raum geben, sich zu entfalten, dort werden sie spüren, mit welchen Talenten sie in der Gemeinschaft der Gläubigen gebraucht und geschätzt werden. Ich wünsche mir Gemeinden, in denen junge Menschen willkommen  sind, weil sie sich mit ihren Gaben und Talenten, aber auch ihren Fragen und Zweifeln angenommen wissen. Ich wünsche mir Gemeinden, in denen Sie, liebe Schwestern und Brüder, Ihren lebendigen Glauben in Liebe und Freiheit bezeugen, weil dies die jungen Menschen ermutigt, sich auf Jesus Christus ein­ zulassen. Dabei müssen wir darauf achten, dass wir niemandem eine Berufung einreden. Sie wird von Gott geschenkt! Als Christen dürfen wir aber auch niemandem den Wunsch, einem Ruf Jesu zu folgen, ausreden! Vielmehr ist hier das Gebet hilfreich, damit die Gerufenen sich prüfen können, Klarheit finden und froh und zuversichtlich sich auf den Ruf einlassen können. Papst Benedikt XVI. hat dazu ein ermutigendes Wort gesagt: „Wer sich auf Jesus einlässt, verliert nichts, er gewinnt alles!“

Mit diesem Wort von Papst Benedikt grüße ich Sie alle, liebe Schwestern und Brüder! Die 40-tägige österliche Bußzeit, in die wir eingetreten sind, helfe uns, sich neu auf diesen gekreuzigten und auferstandenen Herrn einzulassen. Mit ihm gewinnen wir das Leben!

Dazu segne Sie der dreifaltige Gott, der Vater, der Sohn und der HI. Geist!

Ihr

Heinrich Timmerevers
Bischof von Dresden-Meißen



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