Angstfrei stark machen für eine weltoffene, bunte Gesellschaft

Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrats in Zwickau

Foto: Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Frühjahrsvollversammlung am 10. März in Zwickau. Fotos: Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen

Zwickau, 12.03.2018: Für den umfassenden Schutz nationaler Minderheiten und Sprachminderheiten in Europa hat sich der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen ausgesprochen. Auf seiner Frühjahrsvollversammlung in Zwickau verabschiedete er einstimmig eine Erklärung zur Unterstützung der Bürgerinitiative “Minority SafePack”. Diese sammelt derzeit europaweit Unterschriften, um die Minderheitenrechte in der EU zu stärken. “Welchen Reichtum das Miteinander mit nationalen Minderheiten bedeuten kann, erleben die Menschen in unserem Bistum im Zusammenleben mit den Sorben. Kulturelle Vielfalt verstehen wir als ein Geschenk Gottes, das es zu beschützen und zu bewahren gilt”, heißt es in der Erklärung. Unterzeichnen kann man für dieses Anliegen auf der Internetseite minority-safepack.eu.

Ebenfalls mit einer einstimmig verabschiedeten Erklärung unterstützen die Kirchenvolksvertreter das “Ostritzer Friedensfest” vom 20. bis 22. April. Mit einem bunten Familienfest wollen die Ostritzer ein Zeichen für Freiheit, Menschlichkeit, Frieden und Weltoffenheit setzen, während zur gleichen Zeit in einem Hotel der Stadt ein Neonazi-Treffen stattfinden soll, zu dem aggressive Kern der rechtsextremen Szene erwartet wird. Höhepunkt der Provokation ist hierbei das gewählte Datum um den Geburtstag Hitlers. Der Katholikenrat begrüßt, “dass die Ostritzer Kirchgemeinden, Verbände, Initiativen und Einrichtungen zeigen wollen, wie bunt, vielfältig und freundlich die Stadt und der ganze Freistaat sind” und fordert die Katholiken im Bistum auf, das “Ostritzer Friedensfest” im Gebet oder ganz konkret durch den Besuch der Veranstaltung zu begleiten: “angstfrei, gewaltfrei, lebensfroh und selbstbewusst”.

Foto: Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen

Der Katholikenrat im Gespräch mit Referent Frank Richter.

Starke inhaltliche Impulse gab Referent Frank Richter den Teilnehmenden der Frühjahrsvollversammlung im Gemeindesaal der Zwickauer Pfarrei “Heilige Familie”. Mit dem Blick auf das Motto des bevorstehenden Katholikentages in Münster, “Suche Frieden”, bot der Geschäftsführer der Dresdner Stiftung Frauenkirche und ehemalige Leiter der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung einen persönlich gefärbten Blick auf die aktuelle Situation in Sachsen. Während das “Auseinanderdriften” der Gesellschaft immer gravierender werde - etwa zwischen arm und reich, jung und alt oder Stadt und Land - und er durchaus drastisch diagnostiziert: “In Sachsen ist der Teufel los”, bleibt der in Meißen geborene Theologe dennoch hoffnungsvoll. “Es mag zunächst platt rüberkommen, doch ich bin davon überzeugt: wir müssen alle wieder mehr beten”, so sein Fazit nach dem angeregten Gedankenaustausch mit den Ratsmitgliedern. “Denn aus dem Gebet heraus entsteht in uns eine Kraft, die uns schon einmal den Mut gegeben hat, die Gesellschaft positiv zu verändern - in der friedlichen Revolution von 1989.”

Foto: Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen

Die Tagungsteilnehmenden der Vollversammlung in Zwickau.

Neben der Beschäftigung mit aktuellen politischen Fragen standen auch interne Themen auf der Tagesordnung der Frühjahrsvollversammlung. So besprachen die rund 30 Delegierten in einer ersten Lesung den Entwurf einer neuen Ratssatzung, die den strukturellen Veränderungen im Zuge des bistumsweiten Erkundungsprozesses Rechnung tragen soll. Als Einzelpersönlichkeit wurde der Dresdener Pädagoge Benno Kretschmer-Stöhr neu in den Katholikenrat gewählt; im Vorstand unterstützt künftig Mathias Kretschmer aus Leisnig das Team um die Vorsitzende Martina Breyer.

Foto: Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen

Foto des Vorstandes mit dem neu gewählten Mitglied Mathias Kretschmer (4.v.l.).

Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen (früher: Diözesanrat) ist die demokratisch gewählte und anerkannte Vertretung des Kirchenvolkes und repräsentiert die katholischen Frauen und Männer aus den Pfarreien, Verbänden und Initiativen Sachsens und Ostthüringens. Die nächste Vollversammlung des Gremiums ist für den 26. und 27. Oktober in Schmochtitz geplant.

Daniel Heinze



Die beiden Erklärungen im Wortlaut:

Erklärung des Katholikenrates zur Bürgerinitiative “Minority SafePack”
Zwickau, 10. März 2018

Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen unterstützt die geplante europäische Bürgerinitiative “Minority SafePack”. Diese fordert von der Europäischen Union, den Schutz für Angehörige nationaler Minderheiten und Sprachminderheiten zu verbessern sowie die kulturelle und sprachliche Vielfalt in der EU zu stärken.

Welchen Reichtum das Miteinander mit nationalen Minderheiten bedeuten kann, erleben die Menschen im Bistum Dresden-Meißen ganz konkret im Zusammenleben mit den Sorben, besonders in der Lausitz. Kulturelle Vielfalt verstehen wir als ein Geschenk (Gottes), das es zu beschützen und zu bewahren gilt. Nur wer gut in seiner Kultur verwurzelt ist, kann selbstsicher, wach und offen in die plurale Gesellschaft hinein wirken und so zu einer Bereicherung in seinem Umfeld, für sein Land und für unser Europa werden.

Umfassende Minderheitenrechte sind Kennzeichen einer gelebten, funktionierenden Demokratie. Daher empfehlen wir die Teilnahme an der noch bis 3. April 2018 laufenden Unterschriftensammlung, um die Bürgerinitiative “Minority SafePack” auf den Weg zu bringen.

Weitere Informationen: http://www.minority-safepack.eu (deutsche Sprache oben rechts auswählbar)


Erklärung des Katholikenrates im Bistum Dresden-Meißen zum Ostritzer Friedensfest
Zwickau, 10. März 2018

Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen unterstützt das Ostritzer Friedensfest vom 20. bis 22. April 2018. Mit diesem bunten Familienfest werden die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ostritz ein wirksames Zeichen für Freiheit, Menschlichkeit, Frieden, Achtsamkeit und Weltoffenheit setzen, während zur gleichen Zeit in einem Hotel der Stadt ein als Rechtsrock-Festival deklariertes Neonazi-Festival stattfinden soll.

Ein solches Treffen, zu dem der aggressive Kern der Neonazi- und Hooligan-Szene erwartet wird, ist eine Provokation und ein Angriff auf unsere Demokratie und die Grundwerte unserer Gesellschaft. Erst recht, wenn es ganz bewusst über den Geburtstag Hitlers hinweg veranstaltet wird.

Daher begrüßen wir, dass die Ostritzer Kirchgemeinden, Verbände, Initiativen und Einrichtungen an diesem Wochenende zeigen wollen, wie bunt, vielfältig, lebenswert und freundlich die Stadt und der ganze Freistaat Sachsen sind - und dass Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und anderes rechtsextremes Gedankengut unter keinen Umständen zu tolerieren sind.

Wir ermutigen die katholischen Gemeinden im Bistum Dresden-Meißen, dazu beizutragen, dass das Wochenende in Ostritz zu einem weit über die Stadtgrenzen hinaus wahrnehmbaren Signal des Friedens wird. Unterstützen wir unsere Schwestern und Brüder an der Neiße durch unser Gebet, durch das weitere Bekanntmachen des Festes und - soweit möglich - auch ganz konkret durch den Besuch des Ostritzer Friedensfestes: angstfrei, gewaltfrei, lebensfroh und selbstbewusst.

Weitere Informationen: ostritzer-friedensfest.de




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