Gottesdienst in der Dresdner Kathedrale mit 50 Ex-Kapellknaben

Ehemaligentreffen anlässlich der Frankreichfahrt vor 30 Jahren

Konzert Kapellknaben 1988 in Paris

Die Dresdner Kapellknaben bei ihrem Konzert im Pariser Invalidendom vor der Grabstätte Napoleon Bonapartes im Juli 1988. (Foto: Archiv)

Dresden, 28.06.2018: Anlässlich der Frankreichfahrt vor 30 Jahren gestalten 50 ehemalige Dresdner Kapellknaben am kommenden Sonntag, 1. Juli, um 10.30 Uhr den Gottesdienst in der Dresdner Kathedrale. Unter anderem führt der Männerchor Werke der Dresdner Hofkapellmeister Heinrich Schütz und Edmund Kretschmer auf. Hauptzelebrant der Heiligen Messe ist Bischof em. Joachim Reinelt. An der Orgel spielt Domorganist Johannes Trümpler. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Gottesdienst bildet den Abschluss eines Treffens ehemaliger Kapellknaben, die vom 1. bis 10. Juli 1988 an einer besonderen Frankreichfahrt teilgenommen haben.

Diese Reise war für die Dresdner Kapellknaben vor 30 Jahren ein außergewöhnliches Ereignis. Im Gegensatz zum Kreuzchor und Thomanerchor, die als staatliche Chöre die DDR öfter nach Westdeutschland und ins westliche Ausland verlassen durften, erlaubte es die DDR-Staatsführung dem katholischen Knabenchor nur viermal, den „Eisernen Vorhang“ zu überqueren. Das waren neben Frankreich Österreich (1977), Italien und der Vatikan (1982) sowie das Bistum Limburg (Hessen, 1985). Selbst bei diesen Ausnahmen verwehrte es die SED-Staatsführung vereinzelt Jungen bis kurz vor der Abreise, mitzufahren.

In Frankreich trat der Chor unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Konrad Wagner in den Kathedralen von Paris, Chartre und Reims auf. Außerdem gaben die Kapellknaben unter anderem ein Konzert im Pariser Invalidendom. Das Konzertprogramm prägten Marienmotetten wie Petr Eben, Oswald Jaeggi, Peter Tschaikowski und Anton Bruckner. Grund dafür war das von Papst Johannes Paul II. ausgerufene marianische Jahr. Für die Chorsänger, Erzieher und den Chorleiter stand bei der Rückreise in die DDR damals fest, dass für sie und ihre Familien Paris auf absehbare Zeit ein unerfülltes Reiseziel bleiben würde. Der Mauerfall, die deutsche Einheit und europäische Einigung waren allenfalls eine Vision. Gott sei Dank kam dann doch alles anders.

Die Dresdner Kapellknaben sind der Knabenchor der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen, der ehemaligen katholischen Hofkirche. Zusammen mit der Dresdner Hofkapelle – heute Sächsische Staatskapelle – wurden die Kapellknaben 1548 durch Ernst Moritz von Sachsen gegründet. Im Zuge der Konversion von August den Starken zum katholischen Glauben erfolgte 1709 eine Neugründung der Kapellknaben mit katholischen Jungen.

Die Dresdner Kapellknaben singen geistliche Musik aller Epochen in Gottesdiensten und Konzerten. Reisen führten sie durch Deutschland, Österreich, Tschechien, Italien, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Finnland, Kuba und die USA. Chorleiter ist seit 1997 Domkapellmeister Matthias Liebich, der früher selbst Kapellknabe war.

Sebastian Kieslich



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