Hirtenwort von Bischof Heinrich zur Vorstellung der "Missbrauchs-Studie"

30. September 2018

Anlässlich der Veröffentlichung der von den deutschen Bischöfen in Auftrag gegebene MHG-Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“.


Liebe Schwestern und Brüder,

es hat mich erschüttert und es tut mir unendlich weh:

Die Ergebnisse der Studie, die bereits zuvor in den Medien bekannt wurde, machen uns schmerzlich bewusst, dass Kleriker und Ordensleute in unserer Kirche beim Schutz der Kinder und Jugendlichen in der Vergangenheit nicht aufmerksam genug waren und vielfach in beschämender Weise versagt haben.

Wir sehen, dass die von sexuellem Missbrauch betroffenen Menschen zutiefst verletzt und verwundet sind, oft nicht über das Erfahrene sprechen können. Das erlittene Verbrechen zeichnet sie häufig ein Leben lang schwer.

Mir geht es angesichts der Schwere nicht leicht über die Lippen, dennoch möchte ich es formulieren: Für unsere Diözese bitte ich die Opfer um Entschuldigung. 

Ich weiß, dass diese Worte allein nicht genügen. Den Betroffenen gelten unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstützung. Unser Bistum bietet weiterhin den Betroffenen die Möglichkeit zu Aufarbeitung und Begleitung an. Auch ich stehe zum persönlichen Gespräch bereit.

Erschreckend ist für uns alle, dass es unter denen, die berufen sind, die Frohe Botschaft zu verkünden, über die Jahrzehnte deutschlandweit so viele Beschuldigte und Täter gegeben hat und gibt. Ich schäme mich dafür, dass Kleriker und Ordensleute die menschliche Würde von Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen mit Füßen getreten haben.

Hier wissen wir uns als Bistum einer konsequenten Aufklärung verpflichtet, die selbstverständlich die Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden einschließt. In jedem Fall gilt unser ganzes Bemühen dem Opferschutz und steht vor dem Schutz der Institution.

Liebe Schwestern und Brüder,

manche Resultate, die in der öffentlichen Meinung aus dieser Studie abgeleitet werden, belasten uns. Neben den unfassbaren Vergehen an sich sind sie geeignet, den Glauben zu erschüttern und ein Klima des Misstrauens zu schüren. Bleiben wir wachsam, vertrauen wir darauf, dass es die Wahrheit ist, die uns befreit (Joh 8,32), und arbeiten wir daran, Missbrauch in jeder Form zu verhindern.

In den nächsten Monaten wird es unsere Aufgabe sein, uns mit den Ergebnissen der komplexen Studie auseinanderzusetzen und weitere Konsequenzen zu ziehen. Wir werden unsere umfangreichen Bemühungen weiterführen, die in den letzten Jahren im Bereich der Prävention in den Gemeinden und Einrichtungen des Bistums unternommen wurden.

Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich allen, die sich aktiv eingebracht haben. Hier denke ich vor allem an Sie, die vielen Ehren‐ und Hauptamtlichen in unseren Gemeinden, die sich beispielsweise in den Präventionsschulungen haben sensibilisieren lassen, damit unsere kirchlichen Orte zu Orten gegenseitiger Achtsamkeit werden. Die menschliche Würde muss in unseren Gemeinden unantastbar bleiben!

Ich möchte Sie bitten, in diesen Bemühungen weiterzugehen! Unterstützen Sie mich, Ihre Priester, Diakone, die pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, alle Ehrenamtlichen und die Verantwortlichen darin, damit wir gemeinsam Christus glaubwürdig in dieser Welt bezeugen können. Ich verspreche Ihnen, diesen Weg mit Ihnen unbeirrt zu gehen.

Ich bitte Sie, sich nun zu erheben und in einem Moment der Stille, der Opfer zu gedenken und für sie zu beten.




Zurück Impressum