Religionslehrkräfte tagten in Dresden

zur Frage, wie politisch Religionsunterricht sein muss

Foto: www.pfarrbriefservice.deDresden, 08.11.2018: Bereits am 30.10.2018 fand die alljährliche Tagung der Religionslehrkräfte in Dresden statt. An diesem Tag, der jährlich für alle, die im Bereich des schulischen katholischen Religionsunterrichts eingesetzt sind, eine Möglichkeit des Austausches und der gegenseitigen Stärkung ist, ging es in diesem Jahr um die Fragestellung, wie politisch Religionsunterricht sein muss.
Dazu waren zwei Referenten geladen, die aus unterschiedlichem  Blickwinkel diese Fragestellung beleuchteten.

Professor Dr. Bernhard  Grümme von der Ruhr-Universität Bochum konstatierte folgende Ausgangsthese: „Das Politische stellt eine unverzichtbare Dimension eines integrativen religiösen Bildungsbegriffs dar. Ohne diese Dimension würde den Schülerinnen und Schülern sowie der Schule Wesentliches fehlen.“

Er belegte sie mit seinen Ausführungen eindrucksvoll und stellte dar, dass und wie die politische Dimension des Religionsunterrichts bestimmte Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern fördert. Zum einen entsteht eine politische Wahrnehmungskompetenz, die auf die Fähigkeit zielt, im Sinne des weiten Politikbegriffs politisch relevante Situationen, Kontexte und Erfahrungen zu entdecken, die über ethisch-moralische Belange hinausgehen. Dann die politische Handlungskompetenz, die dazu führt, dass die jungen Menschen sich in der politischen Situation bewegen und einbringen können. Im Horizont der biblischen Botschaft und seiner politischen Implikationen kritik- und urteilsfähig zu werden sowie sprachfähig zu werden im Bereich der politischen Dimension des religiösen Lernens sind weitere Kompetenzen, die erreicht werden sollten.

Der zweite Referent war Professor Thomas Brose aus Berlin bzw. Erfurt, der aus seiner Perspektive darstellte, wie wesentlich es ist, auch als kleine Gruppe bzw. Gemeinschaft die Stimme in der politischen Diskussion zu erheben und damit, wie die Erfahrungen von 1989 zeigen, Politik zu gestalten und zu bewegen. Christlicher Glaube muss immer wieder neu vergegenwärtigt werden, er ist nie abgeschlossen. Es gilt, heute die Zeichen der Zeit zu erkennen  und zu handeln. In Abwandlung eines bekannten Zitates von Rahner lässt sich formulieren:  „Der Christ der Zukunft wird Zeuge sein, oder er wird es bald nicht mehr sein.“

Am Nachmittag dann konnten die Teilnehmenden in einem „World Café“ unterwegs sein und in kleinen Gruppen zu verschiedenen Fragen intensiver ins Gespräch kommen wie z. B. „Der Lehrerberuf – eine politische Herausforderung?!“ oder „Darf eine Religionslehrkraft ihre politische Position vertreten?“ und weiteren Fragestellungen.  Die Ergebnisse wurden zum Abschluss im Plenum vorgestellt.  
Gestärkt, aber auch mit der einen oder anderen neuen Frage konnten die Teilnehmenden in ihren Alltag zurückkehren.

Text: Regina Nothelle, Diözesandirektorin für Religionspädagogik



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